Tesla bringt für den Cybertruck nicht nur das erste größere Funktions-Update für eine bessere Offroad-Kompetenz, sondern ordnet auch das Angebot neu.
Bei einer leicht chaotisch abgelaufenen Veranstaltung (die unter anderem eine halbe Stunde verspätet begann), dem "Cybertruck Delivery Event", übergab
Video: Vorstellung: Tesla Cybertruck
Mit einem ersten Bild, selbstverständlich auf seinem Nachrichtendienst X/Twitter veröffentlicht, machte Elon Musk persönlich auf das bevorstehende "Cybertruck Delivery Event" aufmerksam. Drei Stunden vor Beginn des auf X übertragenen Auslieferungs-Events waren darauf sieben der superkantigen Elektro-Trucks zu erkennen, "Cybertruck production line" schrieb der Tesla-Chef als einzigen Kommentar zu dem Bild aus der texanischen Fabrik. Recht viel mehr wurden dann damals auch nicht ausgeliefert.
Video: Im Video: Cybertruck gegen Porsche 911
Auf der Veranstaltung gab Musk mit einigen Video-Einspielern besondere Werte bekannt. Etwa die 0-60 mph (0-96,6 km/h)-Zeit des stärksten, "Cyberbeast" getauften Modells: 2,6 Sekunden. Typisch Tesla war das zugehörige Beschleunigungsrennen des Cybertruck gegen einen Porsche 911, den der Kanten-Pick-up natürlich ausbeschleunigte – mit einem weiteren 911er auf einem Autotransporter im Schlepptau.
Der Cybertruck als erstes wirklich geländegängiges Modell der Marke kommt mit einigen interessanten technischen Details auf den Markt. Er verfügt über ein Luftfederfahrwerk und eine Allradlenkung. In den gezeigten Videoeinspielern war der Lenkwinkel der Hinterachse auf den ersten Blick jedoch relativ begrenzt. Musk versprach allerdings einen Wendekreis unterhalb des Model S. Der Cybertruck verfügt über eine elektrische "steer by wire"-Lenkung ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Lenkgetriebe.
Der Elektro-Pick-up steht auf 35-Zoll-Reifen, was ihm eine überdurchschnittliche Bodenfreiheit beschert. Diese liegt laut Musk angeblich bei 17 Zoll, das sind stolze 43 Zentimeter. Und zwar durchgängig unter dem ganzen Auto. Dies ist allerdings der Wert bei voll ausgefahrenen Luftfedern, nicht im "Normalmodus". Außerdem versprach Musk zwei Achsdifferenzialsperren. Damit ließe sich im Gelände einiges anfangen, wenn dort genug Platz ist. Denn direkt zierlich ist der Cybertruck mit seinen knapp 5,70 Meter Länge nicht.
Inzwischen steht fest, dass mit dieser Ankündigung keine üblichen mechanischen Differenzialsperren gemeint waren. Ende April 2024 hatte Tesla auf der Firmenseite im Nachrichtendienst X ein großes Software-Update angekündigt. Dessen Inhalt sind vornehmlich Offroad-Updates. Unmittelbar nach den ersten Auslieferungen waren im Internet Videos von festgefahrenen Kunden-Cybertrucks aufgetaucht, die den Edelstahl-Pick-up nicht besonders gut aussehen ließen.
Achssperren per Software-Update
Das soll sich mit dem Software-Update ändern, dessen Inhalt unter anderem die "Differenzialsperren" sind. Dabei handelt es sich um eine neue Funktion sowohl für den Dual Motor AWD als auch für den Cyberbeast mit drei Motoren, um im Gelände durchdrehende Räder abzubremsen und damit das Drehmoment zum gegenüberliegenden Rad zu leiten. Beim AWD-Modell steht diese Funktion ab dem Update für beide Achsen bereit. Der Cyberbeast mit zwei Motoren an der Hinterachse hat das virtuelle Sperrdifferenzial hinten bereits serienmäßig; beim Update kommt die Funktion für die Vorderachse hinzu.
Ebenfalls zur Verbesserung der Geländetauglichkeit kommt der neue Trail-Assist – ein Fahrprogramm speziell für das Gelände, bei dem die Geschwindigkeit unabhängig von Untergrund und Steigung/Gefälle beibehalten wird. Vergleichbare Technik bieten klassische Geländewagenanbieter wie Land Rover oder Toyota bereits seit längerer Zeit. Zusätzlich wird mit dem Update die Steuerung der Luftfederung verbessert, um auf unterschiedliche Beladung zu reagieren. Ein besonders cooles Gimmick ist künftig der "CyberTent-Modus" für Nutzer eines Dach- oder Ladeflächen-Zelts: Damit nivelliert der Cybertruck sich auch bei unebenem Untergrund über die Luftfederung automatisch aus, damit man beim Schlafen nicht hinauspurzelt.
Video: Im Video: Tesla Cybertruck Crashtest
Bereits bei der Vorstellung gezeigt, aber nicht näher erläutert wurden zwei Crashtests – einmal Cybertruck gegen Mauer, einmal Kontrahent seitlich gegen Cybertruck. In typischer Elon-Musk-Manier kommentierte der Milliardär die Thematik mit dem Spruch "If you have an argument with another car, you will win." ("Wenn Du mal Zoff mit einem anderen Auto hast, wirst Du gewinnen"). Auch die mehrfach kolportierte Schussfestigkeit der Stahlhaut wurde in einem Einspieler gezeigt, in dem unter anderem mit einer automatischen Waffe auf das Auto geschossen wurde.
Preise und Verfügbarkeit
Tesla bot den Cybertruck anfangs in drei Varianten an. Die preisgünstigste Version mit nur einem Motor und Heckantrieb ist inzwischen jedoch bereits wieder Makulatur. Sie sollte zwar erst 2025 auf den Markt kommen und bisher waren technische Details zu Antrieb und Fahrleistungen noch unbekannt; inzwischen lässt sie sich jedoch gar nicht mehr bestellen. Als Basismodell fungiert damit weiterhin der Cybertruck mit zwei Motoren und Allradantrieb, der außerdem (siehe Tabelle oben) die höchste Reichweite erzielt. Als Topmodell bereichert der 857 PS starke Cyberbeast mit 210 km/h Höchstgeschwindigkeit das Portfolio.
Die anfangs genannten Nettopreise des Cybertrucks sind nicht einmal ein Jahr nach der Markteinführung ebenfalls hinfällig. Ganz nach Tesla-Manier hob der Hersteller die Tarife quasi über Nacht erheblich an, womit die AWD- und die Cyberbeast-Version nun plötzlich 20.000 Dollar teurer sind als zuvor. Integriert man das weggefallene RWD-Basismodell in die Kalkulation, ist der Cybertruck-Basispreis plötzlich um 39.000 Dollar in die Höhe geschnellt (siehe Tabelle). Der Elektro-Pick-up kostet umgerechnet damit aktuell etwa 91.600 beziehungsweise 110.000 Euro. Immerhin lässt sich bei beiden Varianten die US-E-Auto-Prämie abziehen, die in Form einer Steuerermäßigung in Höhe von 7.500 Dollar (fast 6.900 Euro) gewährt wird.
Originalzubehör mit deftigen Preisen
Bereits einen Tag nach der Auslieferungs-Show hatte Tesla nachgelegt und erstes Werkszubehör vorgestellt (siehe die Bildergalerie unter diesem Absatz). Das beginnt ganz schnöde wie bei jedem Allerweltsauto mit Teppichen und Gummimatten, hat aber auch einige Schmankerl zu bieten. Entgegen der ersten Ankündigung werden die Kunden zum Beispiel nicht nur mit Cybertrucks in Edelstahl Natur herumfahren müssen. Es gibt zwei Farb-Optionen (schwarz oder weiß) zu enormen Preisen. Dabei handelt es sich allerdings um eine Folierung, keinen Lack. 6.500 US-Dollar (rund 6.000 Euro) ruft Tesla dafür auf. Wer lieber durchgucken möchte: Die Folie gibt es auch in transparent; sie kostet dann nur noch schmale 5.000 Dollar (rund 4.600 Euro).
Im Zubehör lieferbar sind allerdings auch praktische Dinge, wenngleich dort die Preise ebenfalls sportlich sind. So gibt es unter anderem ein Heckzelt mit Vordach zum Übernachten auf der Ladefläche, ein Dachgepäckträgersystem oder eine Auffahrrampe, um zum Beispiel ein Motorrad auf dem Elektro-Truck zu befördern. Ein echter Musk ist schließlich der OMFG-Aufkleber, wobei wir für die nicht jugendfreie Übersetzung dieser Abkürzung an Google verweisen. Der Aufkleber ist die Nachbildung der geborstenen Scheibe aus dem ersten Cybertruck-Event 2019, als Tesla-Designer Franz von Holzhausen beim Prototyp das Fenster mit einem Stein einwarf. Allerdings ist der "OMFG-Decal" zum Preis von 55 Dollar bereits ausverkauft.
Die Antriebs-Batterie des Cybertrucks ist bereits mit Anschlüssen für Technik zum induktiven Laden ausgerüstet – so steht es im zum Elektro-Pick-up gehörenden Service-Handbuch. Den Hinweis haben Mitglieder des Cybertruck Owner Clubs entdeckt. Tesla hat bereits seit Längerem sein Interesse für kabelloses Laden von Fahrzeugen bekundet – ganz im Gegensatz zu vielen Tesla-Fans.
Die entsprechenden Anschlüsse an der Hochvolt-Batterie bezeichnet Tesla im Service-Handbuch als Anschlüsse für "induktives Laden". Bisher hat der US-amerikanische Hersteller mit "induktivem Laden" allerdings die Möglichkeit gemeint, Smartphones im Innenraum des Fahrzeugs drahtlos zu laden. Beim Cybertruck ändert Tesla seine Bezeichnung für diese Art des Smartphone-Ladens auf "kabelloses Laden", was ein weiterer Hinweis auf die Anschlussmöglichkeit von Equipment für induktives Laden der Antriebs-Batterie ist.
Kommt der Cybertruck nach Europa?
Ob Tesla den Cybertruck ebenfalls in Europa anbieten wird, bleibt weiter fraglich. Überraschenderweise hat Tesla allerdings gut eine Stunde nach dem Delivery Event den Cybertruck auch auf die deutsche Seite gehoben. Jedoch bislang ohne Preise oder Reservierungsmöglichkeit. Immerhin ansehen konnten ihn deutsche Kunden. Tesla ging mit dem Cybertruck ab Anfang Mai auf Städtetour durch Europa. © auto motor und sport
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