Vertragswerkstätten und freie Betriebe unterscheiden sich nicht nur beim Preis, sondern auch beim Leistungsportfolio. Doch welche Option ist die richtige? Wir klären für Sie, was es zu beachten gilt. Außerdem hat auto motor und sport gemeinsam mit dem QuantiQuest Institut die "TOP Werkstätten 2025" in Deutschland ermittelt und liefert damit eine wertvolle Orientierungshilfe für Autofahrer.
Auch wenn laut dem aktuellen DAT-Report die Anzahl an durchgeführten Reparaturen im vergangenen Jahr einen historischen Tiefstand erreicht hat, sind den deutschen Autofahrern die Sicherheit und die Fahrbereitschaft ihres Autos sehr wichtig. Der Report zeigt nämlich auch: An jedem Pkw wurde 2023 im Schnitt eine Wartungsarbeit vollzogen. Doch wo lässt man das Auto lieber checken – bei der Vertragswerkstatt oder der freien?
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Hier hat sich bei vielen Autobesitzern ein gleiches Verhalten eingebürgert: Ist das Auto noch recht neu und innerhalb der Garantiezeit, geht man zum Vertragspartner, danach zur freien Werkstatt. Laut einer KÜS-Umfrage von 2022 lässt sich sagen, dass dieser Wechsel bei vielen zwischen dem dritten und dem achten Jahr stattfindet.
Garantie hält Kunden
Das hat mehrere gute Gründe. Zwar dürfen Hersteller und Händler gesetzliche Gewährleistungspflichten nicht an den Besuch bestimmter Werkstätten koppeln, sondern haben zwei Jahre (bei Gebrauchtwagen ein Jahr) lang für Mängel geradezustehen, die bereits bei der Auslieferung des Fahrzeugs vorhanden waren. Ist der Verkäufer der Auffassung, dass der Mangel erst nach dem Kauf aufgetreten sei, muss er das dem Käufer seit dem 1.1.2022 in den ersten zwölf Monaten nachweisen. Danach kehrt sich die Beweislast um.
Die meisten Hersteller geben jedoch in ihren Neuwagen- und Anschlussgarantien freiwillig Versprechen ab, die umfangreicher ausfallen als in den Gewährleistungspflichten geregelt. Diese freiwilligen Garantien sind meist an die Bedingung geknüpft, dass Service- und Reparaturarbeiten nach Herstellervorgaben durchgeführt werden. Den Nachweis hierfür zu erbringen, ist für Privatpersonen jedoch oft nur schwer möglich – gehen Sie daher während der Garantie lieber gleich zur Vertragswerkstatt. Da Schäden dann auf Kosten des Herstellers beseitigt werden, erzielt man als Autobesitzerin oder Autobesitzer durch eine günstigere Werkstatt keinen Vorteil.
Nach Ende der Garantie ergibt sich hingegen eine neue Situation. Geht jetzt etwas kaputt, ist der Hersteller nicht mehr verpflichtet, für die Reparatur geradezustehen. Allerdings übernehmen viele Autobauer freiwillig "aus Kulanz" einen kleineren oder auch größeren Teil der Rechnung. Für die Entscheidung über Kulanzanfragen spielen Alter und Laufleistung des Autos eine Rolle – je älter es ist, desto schlechter die Aussichten.
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Hier kann durchaus auch die Loyalität des Kunden berücksichtigt werden – sprich, ob er alle bisherigen Inspektionen und Reparaturen treu beim Vertragshändler durchführen ließ. Ein Recht auf Kulanz gibt es aber nicht. Wer nur deshalb zum Vertragshändler geht, weil er im Falle eines Falles Wohlwollen erwartet, kann eine bittere Enttäuschung erleben.
Daher ist es eine Überlegung wert, Inspektionen und Reparaturen nach der Garantie von freien Betrieben durchführen zu lassen. Denn was man bereits gespart hat, kann einem keiner mehr nehmen. Darüber hinaus fallen Rechnungen freier Werkstätten oft so günstig aus wie die von Vertragshändlern nach Abzug eines prozentualen Kulanzanteils.
Warum sind Freie billiger?
Doch warum sind freie Betriebe überhaupt günstiger? Unabhängige Werkstätten haben fast immer niedrigere Stundensätze, wo Markenwerkstätten je nach Region auch mal das Doppelte aufrufen. Zudem verwenden sie günstigere Ersatzteile. Während Vertragshändler überwiegend Originalteile verbauen, nutzen freie Betriebe gezielt alternative Komponenten. Zu ihnen gehören auch sogenannte Identteile, die oft vom selben Zulieferer stammen und nur durch das fehlende Logo des Autoherstellers zu erkennen sind.
Durch ihre niedrigeren Stundensätze sind freie Betriebe auch in der Lage, defekte Komponenten zu reparieren, statt immer das gesamte Bauteil auszutauschen. Die "zeitwertgerechte" Reparatur ist meist von den Mitarbeitern verinnerlicht, da sie ohnehin hauptsächlich für preissensible Kunden schrauben.
Billig heißt nicht besser
In Tests von auto motor und sport, dem ADAC und anderen Organisationen schnitten freie Werkstätten bisher jedoch oft schlechter ab als Vertragshändler, die meist mehr Zeit und Geld in die Schulung ihrer Mitarbeiter stecken und über herstellerspezifische Diagnosegeräte verfügen. Trotzdem gibt es schlechte Markenwerkstätten ebenso wie sehr gute freie Betriebe, die im Sinne ihrer Kunden arbeiten und bei denen ältere Autos prima aufgehoben sind. Wer ein solches Auto hat und trotzdem lieber beim herstellereigenen Vertrags- oder Servicepartner bleiben möchte, kann in vielen Fällen jedoch trotzdem sparen.
Günstiger Gebrauchtservice
In den letzten Jahren haben Autohersteller spezielle Programme aufgelegt, um Besitzer älterer Modelle mit Rabatten von 20 bis 30 Prozent in der Vertragswerkstatt zu halten. Bei VW nennt sich das entsprechende Programm Economy Service und beinhaltet vergünstigte Reparaturen und Serviceleistungen für Fahrzeuge ab vier Jahren.
Je nach Alter und Laufleistung werden in Absprache mit dem Autobesitzer günstigere, nicht ganz so langlebige Neuteile oder auch geprüfte Gebraucht-Komponenten eingebaut. Bei den neuen Teilen gibt es auch den üblichen Gewährleistungszeitraum von zwei Jahren. Zudem können kleinere Dellen ausgebeult und überlackiert werden, statt Blechteile grundsätzlich zu erneuern. Ähnliches bieten auch Renault, Peugeot, Skoda, Seat oder BMW an.
Nachfragen hilft
Bei BMW heißt die Sparmöglichkeit Service 5+. Sie ist für Autos ab einem Alter von fünf Jahren gedacht und umfasst einige typische Verschleißreparaturen wie den Austausch von Zündkerzen, Bremsbelägen und -scheiben. Zum Teil bieten Vertragswerkstätten solche günstigen Dienste nicht von sich aus an. Hier hilft es, nachzufragen, damit die Treue zur Vertragswerkstatt nicht mit ausufernden Kosten einhergeht.
Wer bei seiner Vertragswerkstatt sparen möchte, kann auch anfragen, ob er Teile oder Öl selbst kaufen und zum Termin mitbringen darf. Das spart einiges: Bis zu 30 Euro – und damit doppelt so viel wie im Handel – kostet der Liter Öl in der Vertragswerkstatt. Der Betrieb ist jedoch nicht verpflichtet, Mitgebrachtes zu verwenden. Falls die Werkstatt mitspielt, etwa beim Öl, verlangt sie zum Teil mehr Geld für die Altöl-Entsorgung. Die Fahrt zur Markenwerkstatt empfiehlt sich ohnehin bei sehr komplexen Fehlern, die nur mit speziellen Diagnosegeräten zu finden sind. Typische Beispiele sind Softwareprobleme oder defekte Assistenz-Sensoren.
Bei weniger komplexen Defekten oder typischen Verschleißreparaturen bietet sich die Nutzung eines Werkstattportals im Internet an. fairgarage.de, autobutler.de oder repareo.de versprechen beispielsweise, den günstigsten Betrieb für Servicearbeiten rund ums Auto zu finden. Statt sich umständlich Kostenvoranschläge in verschiedenen Werkstätten einzuholen, wird die Reparaturanfrage ins Online-Portal eingegeben, von wo aus sie an viele Betriebe in der gesuchten Region geschickt wird. Hat eine Werkstatt Interesse an dem Auftrag, sendet sie ein konkretes Angebot per E-Mail zu.
Bei einem auto motor und sport-Test im Jahr 2021 kam heraus, dass solche Portale durchaus einen schnellen Kosten-Überblick geben können. Werkstattportale lassen sich jedoch nur sinnvoll nutzen, wenn der Autobesitzer genau weiß, was seinem Fahrzeug fehlt. Ist der Serviceaufwand unklar, kommen Kunden nicht um den Werkstattbesuch herum. Auch bei den Online-Portalen ergibt es aus preislicher Sicht Sinn, immer wieder zu vergleichen, denn die Werkstattkosten sind seither bekanntermaßen gestiegen. Waren es damals im Test noch maximal 97 Euro für einen Räderwechsel mit Einlagerung bei einem Kompaktmodell mit 18-Zoll-Alufelgen, bezahlt man hierfür heute bis zu 170 Euro. Geht es um die Qualität dieser Werkstätten, zeigen zwar manche Online-Portale auch eine Kundenbewertung an. Doch bei Rezensionen im Internet ist grundsätzlich Vorsicht geboten.
Online-Bewertungen
Wer sich ähnelnde Rezensionen liest oder nur wenige Bewertungen zu einer Werkstatt findet, sollte besser misstrauisch sein. Genau für diesen Fall hat auto motor und sport gemeinsam mit dem QuantiQuest Institut eine Lösung erarbeitet, um seinen Leserinnen und Lesern eine bessere Orientierungshilfe bei der Suche nach einer geeigneten Werkstatt zu bieten.
Bei den "TOP Werkstätten 2025" wurden empfehlenswerte Vertrags- und Servicepartner sowie freie Werkstätten durch eine KI-gestützte Analyse von Kundenurteilen ausgewählt. Alle 38.000 Werkstattbetriebe wurden zusätzlich zu ihren Leistungen befragt – mehr zum Prozedere lesen Sie unten. Künftig können sich die Betriebe, die sich für die Auszeichnung beworben haben, dies mit einem Testsiegel von auto motor und sport bestätigen lassen.
So sind wir vorgegangen
auto motor und sport und QuantiQuest haben Werkstattbetriebe in Deutschland nach bestimmten Kriterien unter die Lupe genommen und die TOP Werkstätten aufgelistet. Wir erklären die Methodik.
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Was bedeutet die Auszeichnung "TOP Werkstatt 2025"?
Die Auflistung macht die Qualität der Werkstattbetriebe in Deutschland sichtbar und dient als wichtige Orientierungshilfe bei der Wahl einer Werkstatt. Die Auswahl basiert auf einer KI-gestützten Analyse von rund 3,5 Millionen Kundenurteilen ausgewählter, relevanter Online-Portale und einer breiten Umfrage unter den Werkstattbetreibern.
Welche Werkstätten werden empfohlen?
Die Gesamtliste der Werkstattbetriebe wurde akribisch in Internetverzeichnissen und Unternehmensdatenbanken recherchiert. Prinzipiell konnte sich jede Werkstatt für eine Auszeichnung qualifizieren, sofern sie die Kriterien der Studie erfüllt. Durch die Teilnahme an der Online-Umfrage erhöhen die Betriebe die Chance, ausgezeichnet zu werden, da so sichergestellt wird, dass ihr Datensatz und alle Informationen zum Betrieb vollständig vorliegen.
Wer konnte an der Befragung teilnehmen?
Die rund 38.000 Werkstattbetriebe wurden in der Umfrage unter anderem zu ihren Leistungen, spezifischen Zertifizierungen und Weiterbildungen sowie ausgewählten Zusatzservices wie zum Beispiel Verfügbarkeit einer Wartezone oder Ersatzteilverfügbarkeit befragt. Außerdem wurden Standorte, Markenbindung, Betriebsart, Öffnungszeiten und Kontaktwege abgefragt. Die Werkstätten wurden per E-Mail und postalisch angeschrieben sowie auf auto-motor-und-sport.de und in der Zeitschrift auto motor und sport zur Teilnahme aufgerufen. Die Umfrage fand im Zeitraum Juli bis August 2024 statt.
Wie ermitteln wir die TOP Werkstätten?
Mittels eines trainierten Sprachmodells ("Large Language Model") wurden circa 3,5 Millionen Kundenurteile ausgewählter, besonders relevanter Online-Portale nach zehn Haupt- und sechs Zusatzkategorien analysiert, wobei der Schwerpunkt auf der Tonalität der Kundenurteile lag (positiv, neutral, negativ). Dabei wurde das Sprachmodell von speziell ausgebildeten Spezialisten immer weiter verfeinert und die Codierung stetig optimiert. Kontinuierlich wurde die Qualität der Ergebnisse manuell überprüft und im Sprachmodell verbessert. Erhoben und ausgewertet wurden insbesondere die Werkstattleistung, in die die Gesamtzufriedenheit und die wahrgenommene Kompetenz des Personals einfließt, das Preis-Leistungs-Verhältnis, die Servicequalität wie die Freundlichkeit des Personals, die Zuverlässigkeit, die Fairness, die Wartezeiten und die Flexibilität bei der Terminvergabe. In jeder Kategorie wurde ein Sentiment-Index ermittelt, der gewichtet in die Gesamtwertung einfließt. Mit 60 Prozent wird die Werkstattleistung am höchsten gewichtet, während die Faktoren Servicequalität und Preis-Leistungs-Verhältnis mit je 20 Prozent in die Wertung eingehen. Als Ergebnis erhielt jede Werkstatt eine Bewertung auf einer Skala von 0 bis 100 ("Score"). In einer Sonderauswertung konnten sich auch kleine Werkstätten, die weniger als fünf Mitarbeiter beschäftigen, als TOP Werkstatt 2025 qualifizieren. Auch diese Betriebe mussten alle Kriterien wie die größeren Betriebe erfüllen, nur die Mindestanzahl der aktuellen Bewertungen wurde von 25 auf 10 herabgesetzt, um die kleineren Betriebe aufgrund der dort geringeren Kundenfrequenz nicht systematisch aus der Analyse auszugrenzen. © auto motor und sport
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