Der TÜV-Rheinland ist dem Problem der Tachomanipulation auf den Grund gegangen und hat sich die Frage gestellt, ob Deutschland wirklich das Land der skrupellosen Tachotrickser ist. Das Ergebnis ist ernüchternd!

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Die Angst von Gebrauchtwageninteressenten, dass am Tacho des Wunschautos illegal gedreht wurde, beschäftigt laut einer neuen TÜV-Studie immerhin 40 Prozent aller Befragten. Rund ein Drittel geht davon aus, dass der Kilometerstand am Gebrauchtfahrzeug wahrscheinlich manipuliert wurde. Erschreckend: Das Ergebnis deckt sich laut TÜV Rheinland im Wesentlichen mit den Berechnungen der Polizei. Wie groß das Misstrauen ist, zeigt die Skepsis der Käufer gegenüber den Verkäufern: Im freien Handel haben 66 Prozent der Studienteilnehmer Bedenken, dass der Tacho manipuliert wurde. 62 Prozent haben kein Vertrauen in private Verkäufer und knapp 30 Prozent sind sich selbst bei Markenhändlern nicht sicher, ob beim Tachostand alles mit richtigen Dingen zugeht.

Gefahren der Tachomanipulation

Das Ziel der illegalen Tachomanipulation sei es, den Verkaufspreis in die Höhe zu treiben. Ein Auto mit weniger Laufleistung ist schlichtweg mehr wert. Die Polizei beziffert den dadurch entstehenden Schaden auf jährlich rund sechs Milliarden Euro.

Abgesehen davon, dass arglose Käufer einen zu hohen Preis für ihren Gebrauchten zahlen, birgt die Tachotrickserei aber noch weitaus mehr gefahren. Käufer müssen bei manipulierten Fahrzeugen zum einen mit höheren Reparaturkosten rechnen, da bestimmte Verschleißteile scheinbar früher ersetzt werden müssen oder Schäden aufgrund nicht vorgenommener Wartungen auftreten.

Noch schwerwiegender ist allerdings, dass durch die Tachomanipulationen auch die Verkehrssicherheit gefährdet wird, da Käufer nötige Inspektionen und Reparaturen aufgrund des fehlerhaften Kilometerstands nicht wahrnehmen. Defekte und Verschleißerscheinungen, beispielsweise an den Bremsen oder dem Fahrwerk, werden so zu spät entdeckt.

Tachomanipulation muss eingedämmt werden

Das Problem der Tachomanipulation ist auch Thematik in der Politik. Mechthild Heil, Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, fordern zum einen höheren Strafen für Tachobetrüger und will den Schutz der Käufer verbessern. So könnte künftig die Möglichkeit geschaffen werden, bei der Hauptuntersuchung, beim Reifenwechsel oder bei Pannen den Kilometerstand des Fahrzeugs freiwillig festzuhalten. Ein ähnliches Modell gebe es bereits in Belgien.

Eine andere Methode verfolgt der Branchenspezialist arvato Financial Solutions. Hier wird gefordert, dass Versicherungen, Prüfungsgesellschaften und anderen Einrichtungen regelmäßig den aktuellen Kilometerstand eines Fahrzeugs anhand der Fahrzeug-Identifizierungsnummer (FIN) und unter der Einwilligung des Verkäufers einholen und für den Käufer einsehbar machen könnten, um für mehr Transparenz zu sorgen.

Wie kann man Tachomanipulation erkennen?

Gerade Laien fällt es schwer, eine Tachomanipulation zu erkennen. Dennoch gibt es ein paar Anhaltspunkte, auf die Käufer bei Gebrauchtwagen achten sollten.

Dazu zählt das äußere Erscheinungsbild: Fahrzeuge mit geringer Laufleistung weisen in der Regel auch geringere Gebrauchsspuren im Innenraum auf. Sind beispielsweise Polster, Pedale, Teppiche und Lenkrad stark abgenutzt, kann das auf eine Manipulation hindeuten.

Reparaturunterlagen, Servicehefte und Wartungszettel für Zahnriemen- und Ölwechsel im Motorraum geben ebenfalls Hinweise auf den tatsächlichen Kilometerstand. Werden solche Unterlagen bewusst vom Verkäufer zurückgehalten, sollten Käufer vorsichtig werden.

Vorsichtig sollte man außerdem bei Diesel-Fahrzeugen sein, die häufig als Vielfahrerauto oder als Firmenwagen zum Einsatz kommen. In der Regel ist hier die Laufleistung sehr hoch. Fahrzeuge mit niedrigem Kilometerstand sind eher die Ausnahme.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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