Bei vielen Elektroautos können selbst kleine Schäden am Batteriepaket teuer werden. Das merken auch immer mehr Kfz-Versicherungen. Der Gesamtverband GDV kritisiert die hohen Reparatur-Kosten und erkennt bereits steigende Vollkasko-Kosten.
Dass Elektroautos so teuer in der Anschaffung sind, liegt hauptsächlich an ihren großen Batterien. Die bestimmen einen wesentlichen Teil der Gesamtfahrzeugkosten und haben nicht selten einen Wert von mehr als 10.000 Euro. Werden diese Akkupacks beispielsweise bei einem Unfall beschädigt, wird es also schnell teuer. Weil eine Reparatur nur selten möglich ist, drohen bei E-Autos früh wirtschaftliche Totalschäden.
Nach Beobachtungen des Vergleichsportals Verivox sind Kfz-Vollkaskoversicherungen für Elektroautos mittlerweile teurer als bei vergleichbaren Verbrenner-Modellen. Nahezu alle Versicherer haben die Preise ihrer Policen sowohl für reine Elektroautos als auch für Hybridfahrzeuge stark erhöht. Im Schnitt zahlen Elektroautofahrer im Jahr 2024 rund 30 Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Bei Diesel- und Benzin-Modellen gab es allerdings auch eine kräftige Preissteigerung – die liegt durchschnittlich aber "nur" bei 25 Prozent. Der Grund dafür liegt in den höheren Reparaturkosten (sieh unten). Bei den Preisen für die gesetzlich vorgeschriebene Haftpflichtversicherung (übernimmt Schäden an fremden Eigentum) gibt es dagegen kaum Unterschiede.
Reparaturkosten höher als bei Verbrennern
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hatte bereits im Spätsommer 2024 nachgerechnet und eine Statistik aufgestellt. Zwar würden bei Elektroautos in der Vollkaskoversicherung bis zu 20 Prozent weniger Schäden gemeldet als bei vergleichbaren Autos mit Verbrennungsmotor. Doch jeder einzelne Schaden koste im Durchschnitt bis zu 25 Prozent mehr. Gerade Schäden an der Batterie wären laut GDV unverhältnismäßig teuer.
Das britische Forschungszentrum "Thatcham Research" erkennt bereits, dass Versicherungsprämien für Elektroautos daher steigen. Einige Fahrzeughersteller betonten zwar die Reparierbarkeit ihrer Akkus, bei anderen wie Tesla sei das strukturelle Batteriepaket dagegen "null reparierbar".
Oft – so bemängelt der GDV – ließe sich der Zustand der Batterie selbst nach kleinen Crashs kaum ermitteln. Diese Unsicherheit führt im Zweifel dazu, dass sie getauscht wird, obwohl sie vielleicht sogar noch völlig intakt ist. Hier müssten Gesetzgeber und Hersteller nun dafür sorgen, dass Schäden besser diagnostiziert werden können und ein teilweiser Austausch von Komponenten möglich wird.
Batteriegehäuse als Karosseriestruktur
Durch ihre schiere Größe werden Batteriekästen in E-Autos mittlerweile immer öfter als tragende Strukturteile der Karosserie konzipiert. Die neuen, größeren 4680er-Zellpacks im Tesla Model Y sind wegen geringerer Produktionskosten sogar komplett verklebt. Sie zu reparieren oder gar recyceln ist daher schwierig. "So ein ein Tesla-Struktur-Batteriepack geht nach einem Unfall direkt in den Schredder", sagt der Chef des amerikanischen Unternehmens Munro & Associates, das auch Autohersteller zum Thema Recycling berät.
Immer mehr Fahrzeuge werden daher selbst nach kleinen Unfällen und wenig Kilometern auf dem Tacho abgeschrieben. Eine Reuters-Suche nach EV-Schrottverkäufen in den USA und Europa zeigt einen großen Teil von Teslas mit geringer Laufleistung, aber auch Modelle von Nissan, Hyundai, Stellantis, BMW oder Renault.
Diagnose-Daten für bessere Funktionskontrolle
Auch wenn Batteriekästen aus hochfesten Materialien gebaut sind, können die Zellen im Inneren schon bei kleinen Unfällen Schaden nehmen. Eine Funktionsbeurteilung nach einem Crash gestalte sich laut Thatcham aber schwierig, weil Autohersteller den technischen und digitalen Zugriff auf Batteriedaten verweigern. Ohne solche Diagnosedaten würden teils intakte Zellpakete von Versicherern, Leasinggesellschaften und Autowerkstätten abgeschrieben.
Dass Auto-Versicherungen für Elektroautos teurer werden, hat selbst Tesla-Chef Elon Musk schon bemerkt. Im Januar sagte er, dass die Prämien einiger Versicherer "in einigen Fällen unangemessen hoch" seien. Tesla selbst bietet zumindest auf dem amerikanischen Markt eigene Versicherungsleistungen an. Im Schnitt sind Versicherungskosten für ein Elektroauto in Amerika 27 Prozent höher als für ein konventionelles Fahrzeug (Quelle: Policygenius). Auch in Deutschland bestätigte das Online-Portal Check24 schon vergangenes Jahr, dass Elektroautos keinesfalls mehr günstiger sind als vergleichbare Verbrenner-Modelle. Lediglich einzelne Versicherungen bieten Zweitwagen-Tarife fürs E-Auto mit rabattierten Prämien an.
EU-Batterieverordnung kommt
Auch das EU-Parlament hat sich mit dem Thema beschäftigt. Die europäische Batterieverordnung fordert die EU-Kommission gesondert auf, Wartung, Reparatur und Wiederverwendung von E-Auto-Traktionsbatterien zu erleichtern. Bei der Batterieverordnung geht es aber auch um herkömmliche Gerätebatterien, Akkus für leichte Verkehrsmittel wie E-Bikes und klassische Fahrzeugbatterien.
In unserer Fotoshow finden sie die beliebtesten Elektroautos in Deutschland. © auto motor und sport
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