Der VW-Konzern sieht sich in den USA aktuell mit einem Importproblem konfrontiert. Etwa 13.000 Fahrzeuge der Konzernmarken Audi, Bentley und Porsche hängen derzeit in US-Häfen fest. Einen entsprechenden Bericht der "Financial Times" bestätigte ein VW-Sprecher auf Nachfrage von auto-motor-und-sport.de.
Video: Kurz erklärt: VW kämpft gegen ID.6-Grauimporte
Der Sprecher nennt eine "zollbedingte Verzögerung" als Grund. Es gehe um ein "kleines elektronisches Bauteil einer größeren Steuereinheit". Laut "Financial Times" wurde es in Westchina gefertigt und verstoße gegen ein US-Gesetz, das die Einfuhr von Produkten verbietet, die mithilfe von Zwangsarbeit in der chinesischen Uiguren-Region Xinjiang und anderen Gebieten Chinas hergestellt wurden. Ein Zulieferer habe Volkswagen auf die Herkunft des Bauteils aufmerksam gemacht. Es stamme von einem indirekten Zulieferer weiter unten in der Lieferkette.
Erst Bauteil-Tausch, dann US-Import
VW habe die US-Behörden sofort über dessen Herkunft informiert, nachdem der Konzern selbst Kenntnis davon erhalten habe. "Volkswagen nimmt Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen sowohl innerhalb des Unternehmens als auch in der Lieferkette sehr ernst", so der Sprecher. Dies schließe auch Vorwürfe von Zwangsarbeit ein. Der Konzern kläre den Sachverhalt auf und leite geeignete Maßnahmen ein. "Dazu kann auch die Beendigung der Lieferantenbeziehung gehören, wenn unsere Untersuchungen schwerwiegende Verstöße bestätigen", heißt es in der Stellungnahme.
Volkswagen tausche das Bauteil aus, sobald es verfügbar sei, und sei bereits dabei, das Problem kontinuierlich in den betroffenen Autos zu beheben. Dies dauert pro Fahrzeug etwa eine halbe Stunde. Sobald das Teil getauscht sei, transportiere Volkswagen fortlaufend die Autos zu den Händlern. "Es kann aber leider zu Verzögerungen kommen, für die wir uns entschuldigen", so der Sprecher. Bis spätestens Ende März sollen jedoch alle Autos an die US-Händler ausgeliefert werden können. Der Konzern sei diesbezüglich mit seinen Kunden in Kontakt. Von einer "Beschlagnahmung", wie ursprünglich berichtet wurde, könne keine Rede sein.
Erneute Zwangsarbeits-Vorwürfe in Xinjiang
Volkswagen betreibt mit seinem chinesischen Joint-Venture-Partner SAIC ein Werk in der Provinz Xinjiang. Schon mehrfach sah sich der Konzern mit Vorwürfen konfrontiert, dort Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter einzusetzen. Aktuell berichtet das "Handelsblatt" von Hinweisen, dass diese beim Bau einer Teststrecke eingesetzt wurden. Bei VW scheinen die neuen Enthüllungen ein Umdenken zu bewirken. Nachdem der Konzern bislang einen Rückzug aus Xinjiang ausgeschlossen hatte, werden derzeit "verschiedene Szenarien intensiv geprüft". Der Konzern soll mit SAIC aktuell gar über eine Abgabe seiner Tochterfirmen in dieser Region verhandeln.
Hinweis: Erfahren Sie im Video, wie VW in Deutschland gegen den Grauimport des in China gefertigten ID.6 kämpft. In der Fotoshow erinnern wir an den Brand auf dem Autofrachter Felicity Ace, der knapp 4.000 Autos der Volkswagen AG geladen hatte, im Frühjahr 2022. © auto motor und sport
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.