Volkswagen plant, mindestens drei Werke in Deutschland zu schließen und in den verbleibenden Standorten Einschnitte vorzunehmen.
Diese Pläne wurden vom Betriebsrat im Rahmen einer Informationsveranstaltung in Wolfsburg am Montag (28.10.2024) öffentlich gemacht. Laut Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo sollen Standorte schrumpfen, während Produkte, Stückzahlen, Schichten und Montagelinien reduziert werden. "Kein Werk ist sicher", betonte Cavallo nach Angaben der Deutschen Presseagentur und verwies auf das Werk in Osnabrück, das bereits einen Folgeauftrag von Porsche verloren hat und nun als besonders gefährdet gilt.
Zehn Prozent weniger Lohn
Die Gründe für diesen Sparkurs liegen laut internen Berichten in der Notwendigkeit, an den deutschen Standorten der Kernmarke Einsparungen in Milliardenhöhe vorzunehmen. Demnach wurden im September konkrete Maßnahmen angekündigt, die Teil eines umfassenden Restrukturierungsprogramms sind. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte Volkswagen die seit über 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgehoben, wodurch ab Mitte 2025 betriebsbedingte Kündigungen erstmals möglich wären. Insgesamt beschäftigt VW rund 120.000 Mitarbeiter in Deutschland, von denen etwa die Hälfte im Werk Wolfsburg tätig ist.
Weitere Einsparungsmaßnahmen betreffen die Lohnstruktur. Cavallo erläuterte, dass der Vorstand eine dauerhafte Reduzierung der Löhne um zehn Prozent anstrebe, begleitet von sogenannten Nullrunden für die Jahre 2025 und 2026, also keine Lohnerhöhungen. Zusätzlich sollen Bonuszahlungen und Jubiläumsprämien entfallen, was bei den Mitarbeitern auf erhebliche Kritik stößt. Cavallo, die die Pläne des Managements als "Giftliste" bezeichnete, stellte klar, dass die Belegschaft angesichts dieser Einschnitte vor erheblichen Gehaltseinbußen steht.
Gewerkschaft will Lohnerhöhungen
Die Gewerkschaft IG Metall äußerte sich nach einem Bericht des "Spiegel" ebenfalls kritisch zu den geplanten Einschnitten. Thorsten Gröger, Verhandlungsführer der IG Metall, bezeichnete die Sparmaßnahmen als "Rabiatpläne des Vorstandes", die einen "tiefen Stich in das Herz der hart arbeitenden VW-Belegschaft" darstellten. Er betonte, dass diese Pläne in keiner Weise hinnehmbar seien, und forderte vom VW-Vorstand anstelle von "Kahlschlagmaßnahmen" nachhaltige Zukunftskonzepte. Gröger warnte das Management vor Konsequenzen seitens der Gewerkschaft, sollten die Pläne in den anstehenden Tarifverhandlungen weiter verfolgt werden.
Die zweite Runde der Verhandlungen zwischen VW und der IG Metall über einen neuen Haustarifvertrag soll am Mittwoch stattfinden. Bereits in der ersten Verhandlungsrunde hatte VW die Forderung der IG Metall nach einer Lohnerhöhung von sieben Prozent abgelehnt und stattdessen auf die Notwendigkeit von Einsparungen verwiesen. Die Gewerkschaft fordert nicht nur eine Lohnerhöhung, sondern auch verbesserte Ausbildungsbedingungen für Auszubildende, was angesichts der wirtschaftlichen Lage des Konzerns derzeit jedoch wenig Aussicht auf Erfolg hat.
VW-Geschäftszahlen schlecht
Parallel zu den Tarifverhandlungen legt VW am selben Tag seine Ergebnisse für das dritte Quartal vor, die laut Spekulationen den Sparkurs des Konzerns untermauern könnten. Laut Angaben von Insidern und Berichten des "Handelsblatts" rechnet der Vorstand angesichts einer herausfordernden Marktsituation mit einem Rückgang der Geschäftszahlen, was den Druck auf die Einsparungsmaßnahmen zusätzlich erhöht. Das deutsche Verkehrsministerium hat sich bislang nicht zu den geplanten Schließungen geäußert, doch der Betriebsrat kündigte an, sich in den kommenden Wochen weiter für den Erhalt der Arbeitsplätze einzusetzen und die Belegschaft über die Fortschritte in den Verhandlungen zu informieren. © auto motor und sport
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