Da gucken Autofahrer blöd aus der Wäsche: Ökonomen der Bundesregierung fordern eine Stau-Maut als Alternative zur Maut von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. Abkassiert werden soll zu den Hauptverkehrszeiten, um so das Verkehrsaufkommen und die Umweltbelastung zu verringern. Aber was würde eine Stau-Maut für deutsche Autofahrer konkret bedeuten?

Mehr zum Thema Mobilität

Als wäre es nicht schon schlimm genug auf dem Weg zur Arbeit im Berufsverkehr stecken zu bleiben, könnte der Stau zur Rushhour zukünftig auch noch teuer werden. Regierungsexperten des Wirtschaftsministeriums haben in einem Gutachten vorgeschlagen, dass Autofahrer zukünftig eine Extra-Gebühr - eine Stau-Maut - zahlen sollen, wenn auf den Straßen besonders viel Verkehr herrscht. Im Gegenzug dazu solle die Kfz-Steuer entfallen.

Was käme auf Autofahrer zu?

Wer unbedingt zur Hauptverkehrszeit auf der Straße sein muss, wird zur Kasse gebeten. Das Modell der Stau-Maut gibt es zum Beispiel bereits im US-Bundesstaat Oregon. Hier gilt eine Maut von 1 Cent pro gefahrenen Kilometer - in den festgelegten Stoßzeiten mit besonders hohem Verkehrsaufkommen in den Zeiten zwischen 7 und 9 Uhr sowie 16 und 18 Uhr kostet der Kilometer 8 Cent.

Bei einem Arbeitsweg von 25 Kilometern müssten Pendler in dem Beispiel also vier Euro pro Tag entrichten. Bei fünf Arbeitstagen macht das bereits 20 Euro pro Woche.

Wie würde kontrolliert werden?

Die Kontrolle über Zeiten und gefahrene Kilometer müssten voraussichtlich über GPS-Sender stattfinden. Damit könnte exakt festgehalten werden, wann und wo der Autofahrer unterwegs war und wie viel Maut er zu bezahlen hätte.

Wo bleibt die Privatsphäre?

Ortungsgeräte im Auto würden aber auch bedeuten, dass von jedem Autofahrer ein Bewegungsprofil entstehen würde. Aus datenschutzrechtlichen Gründen wäre das Maut-Modell in Deutschland also äußerst fragwürdig.

Wo ähnliche Konzepte schon funktionieren

Neben dem genannten Beispiel aus dem US-Bundesstaat Oregon erwähnen die Wirtschafts-Experten in ihrem Vorschlag auch die City-Maut-Modelle aus London und Stockholm als vorbildlich. Hier hätten die Maßnahmen zu einer deutlichen Reduzierung des Verkehrsaufkommens und der Stauproblematik geführt.

Alternativen für Autofahrer

Mit der Stau-Maut wollen die Ökonomen nicht nur eine Umwelt- und Verkehrsbelastung erreichen, sondern auch eine höhere Auslastung der öffentlichen Verkehrsmittel. Wer also keine erhöhte Stau-Maut zahlen möchte, müsste beispielsweise außerhalb der festgelegten Stoßzeiten die Straßen nutzen. Diese Option ist aber gerade für Berufstätige in der Regel nicht umzusetzen. Die zweite Alternative wäre - wie gewünscht - der Umstieg auf Busse und Bahnen. Für Pendler, die den öffentlichen Nahverkehr nutzen, würden keine zusätzlichen Kosten entstehen.

Wie wahrscheinlich ist eine Stau-Maut?

Verkehrsminister Alexander Dobrindt hat bereits gegenüber der "Bild" betont, dass er das Modell der Stau-Maut ablehnt - besonders aus Sicht des Datenschutzes. Die von Dobrindt selbst geforderte generelle Maut auf deutschen Autobahnen will der Verkehrsminister 2016 umsetzen, wie er kürzlich in einem Interview bei "Spiegel Online" bestätigte.

Das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen und es bleibt abzuwarten, welche Maut wann installiert wird. Dass Autofahrer zukünftig aber in irgendeiner Art zur Kasse gebeten werden, ist mehr als wahrscheinlich.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.