Der Voyah Dream ist ein luxuriöser Siebensitzer aus China mit Elektroantrieb. In der Schweiz wird der noble Riese schon verkauft. Wir starten zur Testfahrt und prüfen auch die Ladeleistung.
In asiatischen Metropolen bestimmen große, luxuriöse Vans vielerorts das Straßenbild, dort werden sie vorwiegend von Fahrdienstleistern und als Shuttles von Hotel und Firmen eingesetzt. Bei uns sind große Mehrzweckfahrzeuge vor allem in Form von VW Multivan oder California und Mercedes-Benz V-Klasse bzw. Marco Polo bei gut situierten Familien populär.
Aus China wagt sich jetzt der Voyah Dream auf europäische Straßen, will als vollelektrische Alternative zum dieselnden Hyundai Staria oder dem hybriden Lexus LM verstanden wissen. Das Unternehmen Noyo bringt die Marke Voyah auf Schweizer Straßen. Das Team um Gründer Daniel Kirchert hat sich auf den Import und die Vermarktung von Autos aus China spezialisiert. Mit der Premium-Elektro-Marke des Konzerns Dongfeng Motors bedient Noyo aktuell mit zehn Händlerstandorten den Schweizer Markt. Neben dem Voyah Dream gibt es in Form des Free auch einen Elektro-SUV, dazu den martialisch auftretenden Offroader MHero.
Elektroantrieb mit 435 PS
Der Voyah Dream sorgt für einen mächtigen Auftritt. Nicht nur aufgrund des gleichzeitig zweckmäßigen wie stimmigen Designs, sondern auch mit schierer Größe. Der Chinese ist 5,32 Meter lang, 1,92 Meter breit und 1,82 Meter hoch. Der Radstand beträgt 3,20 Meter.
Zwischen den Achsen steckt ein 108,7 kWh großer Akku, der zwei Elektromotoren bestromt. Das Allradsystem hat eine Leistung von 320 kW (435 PS) und ein Drehmoment von 620 Nm. Trotz des hohen Gewichts von beinahe 2,7 Tonnen soll der Voyah Dream in nur 5,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h.
Im Rahmen unserer mehrtägigen Testfahrten konnte der große Van auf der Autobahn selbst bei "Tacho 206" mit hervorragendem Geradeauslauf überzeugen. Die serienmäßige Luftfederung mit adaptiven Dämpfern senkt das Auto je nach Fahrmodus oder bei hohem Tempo leicht ab. Dennoch bleibt die Abstimmung sehr komfortabel. Störend sind die starken Windgeräusche um die A-Säulen, die ab circa 120 km/h auftreten. Damit sind sie also hauptsächlich ein für deutsche Schnellfahrer relevantes Problem, nicht auf tempolimitierten Autobahnen in der Schweiz oder auch im Heimatland des Dream.
Deutsch mag das Infotainment-System des Chinesen auch noch nicht sprechen. Die Menüführung im logisch aufgebauten Touchscreen und im Beifahrer-Display ist auf Englisch. Noyo stellt aber ein baldiges Update mit deutscher Sprache in Aussicht. Dann soll auch die Smartphone-Integration Apple CarPlay einziehen und damit eine Navigation über Google Maps, Apple Karten oder andere Apps. Eine werksseitig eingebaute Routenführung hat der Voyah Dream nicht.
Plateau statt Ladekurve
Unterwegs lässt sich der Akku per virtuellem Schieberegler für einen geplanten Ladestopp vorkonditionieren. Die Ladeleistung gibt Voyah mit 125 kW über den CCS-Anschluss an. Das liegt deutlich unter den Angaben vieler Elektroautos. Dieses Manko gleicht der Voyah Dream jedoch mit einer konstanten Ladeleistung aus.
Auch ohne vorkonditionierte Batterie steigt die Anzeige am Hyper Charger schnell auf 118 bis 120 kW. In dieser Region verharrt sie dann bis zu einem Ladezustand (State of Charge) von knapp unter 80 Prozent, wo sie auf rund 70 kW fällt. Zeit, den Kaffee auszutrinken. Bei etwa 90 Prozent State of Charge sinkt die Leistung auf 18 kW. An der heimischen Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule zieht der Dream Strom über drei Phasen mit 11 kW.
Im Zeitraum unserer Testfahrten hat der Voyah Dream (inklusive Ladeverluste) durchschnittlich 21,4 kWh Strom je 100 Kilometer verbraucht. Damit könnte man also rund 450 Kilometer weit kommen. Laut Herstellerangabe liegt die Reichweite bei 482 Kilometern.
Egal, ob auf einer Fahrt oder während der Ladepause: Der geräumige Innenraum lädt zum Verweilen ein. Vor der Dreiersitzbank im Heck präsentieren sich zwei Einzelsitze mit elektrischer Verstellung bis zum Liegesitz, Heizung, Lüftung und Massageprogrammen. Ein Bedienelement in der Dachverkleidung erlaubt die Steuerung der Dreizonen-Klimaautomatik. Auch die Economy-Class-Gäste in der dritten Reihe profitieren davon in Form von Luftausströmern.
Auch Fahrer und Beifahrer können sich massieren lassen und ihr Sitzklima bestimmen. Das entsprechende Menü im Infotainmentsystem lässt sich, wie auch die Musikauswahl, per Drei-Finger-Wisch-Geste vom zentralen Monitor auf das Beifahrer-Display schicken. Das gelingt auch andersherum.
In der Schweiz ab rund 82.400 Euro
Eine von vielen Funktionen, die stets zuverlässig und ohne Verzögerung funktionieren. Auch bei der Fahrtassistenz sieht man, wie schnell die Chinesen lernen. Während sich die Helferlein beim Voyah Free ab 130 km/h ausschalten, erlaubt die verbesserte Sensorik im Dream auch das Halten von Tempo, Abstand und Spur bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn.
Noyo bietet den Voyah Dream in der Schweiz für 79.990 CHF an, also für rund 82.400 Euro. Zu diesem hohen Preis kommt der Van mit absoluter Vollausstattung. Ein famos klingendes Dynaudio-Soundsystem ist an Bord, dazu die Einzelsessel im Fond, zwei elektrische Schiebetüren, das Luftfahrwerk mit 20-Zoll-Leichtmetallfelgen, zwei Glasdächer (vorne mit Öffnungsfunktion) und eine hochwertige Verarbeitung. Als Extras gibt es lediglich ein Black-Paket mit schwarzen statt verchromten Karosseriedetails (siehe Testwagen) und eine Anhängerkupplung (Anhängelast 1.200 kg). © auto motor und sport
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