Dieser VW T1 stand Jahrzehnte an einem fränkischen Fischweiher. Es ist einer der ältesten Bulli der Welt. Die Bergung war spektakulär.
Bei einem klassischen Scheunenfund steht sich ein älteres Auto – oder eine ganze Sammlung – über Jahrzehnte die Reifen platt, bis jemand die Tür öffnet. Und im Idealfall einen wertvollen Oldtimer mit einer besonderen Geschichte ans Licht zieht und behutsam wieder auf die Straße bringt.
Barndoor-Bulli als Gartenhütte
Der VW T1, den Klaus Baumann im Juni 2022 besichtigt, ist ein Scheunenfund der anderen Art: Dieser Bulli, laut Fahrgestellnummer ein Barndoor aus dem ersten Baujahr, und damit eine Rarität, war Teil einer Gartenhütte an einem Fischweiher.
Barndoor, Scheunentor, heißen frühe Bulli mit der großen Motorraumklappe bis 1955. Diese frühen T1 aus dem Werk Wolfsburg sind "der heilige Gral der VW-Bus-Szene", sagt Baumann. Der Inhaber eines Autohauses war vom Sohn des Erstbesitzers gefragt worden, ob er den Bulli haben wolle. Sein Vater, Erstbesitzer des VW Bus und inzwischen über 90 Jahre alt, wolle den Fischweiher verkaufen.
Der TÜV des Bulli war 1969 abgelaufen, im selben Jahr wurde er abgemeldet und zur Gartenhütte umgewidmet. "Der ist ziemlich durch" erklärte der Sohn des Erstbesitzers auf die Frage nach dem Zustand. Zu sehen war der Bulli zunächst nicht. Denn zwischendurch war eine Straße neben dem Grundstück gebaut worden. Und die Bulli-Hütte hatte ein Wellblechdach bekommen.
Im Fußraum fehlt ein Quadratmeter Blech
Zunächst mussten Bäume gefällt, Hecken geschnitten und die Laube abgerissen werden, bis der Bulli freilag und von einem Kran geborgen werden konnte.
Der Verkäufer hatte beim Zustand nicht übertrieben: Im vorderen Fußraum fehlte etwa ein Quadratmeter Blech. Auf dem Boden, der noch nicht weggerostet war, lagen Nussschalen und im ganzen Bulli verteilt Fischfutter, Bleche, Kinderspielzeug. Mit der Puppe und einem Mercedes-Langhauber-Spielzeuglaster hatte die Enkelin des Erstbesitzers gespielt.
Als der Bus Ende April bei Ascari in Halle 1 bei der Retro Classics Stuttgart ausgestellt war, waren die Puppe und der Spielzeuglaster dabei. "Das gehört zur Geschichte des Autos", findet Baumann. Er hat den Bus rollfähig gemacht und auf neue Reifen gestellt. Der Motor dreht, er bekam frisches Öl. Gelaufen ist der Boxer aber seit Jahrzehnten nicht mehr.
Einer der ältesten Camper der Welt
Die originalen Kennzeichen sind noch dran – inklusive TÜV-Stempel von 1969. Laut Geburtsurkunde hat VW den Bulli im Herbst des ersten T1-Baujahres 1950 lackiert. Das originale Blau befindet sich noch unter dem grauen Lack. Der Erstbesitzer hat das Auto zunächst für den Verkauf von Stahlwaren genutzt und recht früh auf eigene Initiative zum Camper umgebaut. Bis heute ist der Gaskocher an Bord. Vermutlich handelt es sich um einen der ältesten VW-Camper der Welt.
Im zweiten Leben, und immer noch im Erstbesitz, war der Bulli ein Verkaufsfahrzeug für Feuerlöscher. Bis er dann 1969 abgemeldet und zur Gartenhütte umgenutzt wurde.
Im dritten Leben steht der Bulli mit Nussschalen und Spielzeug im Ausstellungsraum von Ascari neben einem Audi Urquattro und einem VW ID.7. Könnte sein, dass Baumann den Bulli wieder fahrbar macht – für Treffen. Denn die besondere Geschichte dieses Bulli will er auf jeden Fall erhalten. © auto motor und sport
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.