Die weiter sinkende Nachfrage nach Autos mit Verbrennungsmotoren zwingt VW in China, ein erstes Werk zu schließen und ein anderes zu verkaufen. Damit ziehen sich die Wolfsburger auch aus der umstrittenen Uiguren-Region zurück.

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Einst war Volkswagen nicht nur die erfolgreichste Marke in China, die Wolfsburger konnten vor Ort auch die meisten Autos weltweit absetzen. Doch die goldenen Jahre sind vorbei, in China ist die Mobilitätswende hin zu Elektroautos längst eingeläutet – und Volkswagen kann im neuen Segment kaum Fuß fassen. Dazu schrumpft der Markt für Autos mit Verbrennungsmotoren gewaltig. Nun muss Volkswagen reagieren. Ein erstes Werk wird geschlossen – ein zweites verkauft.

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VW-Werk Urumchi in Uiguren-Region verkauft

Volkswagen trennt sich von seinem umstrittenen Werk in der chinesischen Uiguren-Region Xinjiang. Die Fabrik in Urumchi und eine Teststrecke in der Provinz Turpan seien verkauft worden, teilte das Unternehmen heute mit. Die Anlage war ein Teil des vorgeschriebenen Joint-Ventures mit dem Staatskonzern SAIC und produzierte unter anderem den VW Santana. Doch die Fabrik Urumchi stand immer wieder im medialen Fokus, weil es dort Menschenrechtsverletzungen gegeben haben soll. In der Region betrieb China nachweislich Umerziehungslager für Uiguren – eine muslimische Minderheit – und nutzte Fabriken für Zwangsarbeit.

Offiziell gibt VW wirtschaftliche Gründe für den Verkauf der Anteile an. Seit Monaten sei über die Trennung verhandelt worden. Natürlich wird kein Kaufpreis genannt – aber immerhin ein Käufer. Es handelt sich um die Shanghai Motor Vehicle Inspection Certification (SMVIC), die eine Tochtergesellschaft der staatlichen Shanghai Lingang Development Group ist. Volkswagen verschafft sich mit diesem Schritt in China nicht nur etwas mehr Luft zum Atmen, sondern auch eine weiße Weste, was das Uiguren-Thema angeht.

Weiteres VW-Werk in China geschlossen

Zuvor hatten die Wolfsburger bereits eine andere Werksschließung beschlossen. Das meldeten die Nachrichtenagenturen bereits Ende September 2024. Betroffen sei das Gemeinschaftswerk Nanjing, gelegen westlich von Shanghai, das Volkswagen zusammen mit SAIC betreibt. Das Werk hat eigentlich eine Jahreskapazität von 360.000 Fahrzeugen, stand zuletzt aber mangels Nachfrage immer wieder still. Gebaut werden hier unter anderem der VW Passat und Skoda-Modelle. Bereits 2025 könnte aber Schluss damit sein.

Volkswagen und SAIC restrukturiert

Eigentlich ist die seit 1984 bestehende Partnerschaft von Volkswagen und SAIC eine erfolgreiche. Mittlerweile beschäftigt das Joint Venture mehr als 90.000 Mitarbeiter an neun Standorten. Die sind laut SAIC aber nur noch zu durchschnittlich 58 Prozent ausgelastet. Vor der Covid-19-Pandemie verkauften SAIC-VW mehr als zwei Millionen Autos im Jahr. 2023 waren es nur noch rund die Hälfte.

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Zusammen mit anderen Partnern wie FAW, JAC oder Xpeng (seit 2023) verkaufte der VW-Konzern im vergangenen Jahr noch 2,24 Millionen Autos unter der Marke VW. 2018 waren es gut eine Million Fahrzeuge mehr. Meistverkaufter VW ist seither der VW Lavida – eine Stufenheck-Limousine im Jetta-Format. Durch die Absatzkrise stellt Volkswagen auch die chinesischen Partnerschaften auf den Prüfstand.  © auto motor und sport

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