Der neue Mobilfunkstandard 5G steht in Deutschland kurz vor der Einführung. Trotz aller Euphorie melden sich auch Zweifel: Kritiker warnen vor gesundheitlichen Risiken. Ist das Supernetz wirklich gefährlich?
5G, der Heilsbringer: Für Industrie und Wirtschaft spielt das ultraschnelle Internet eine zentrale Rolle, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Verbraucher können sich auf schnellere und stabilere Verbindungen freuen.
Für sie sind aber auch gesundheitliche Aspekte interessant. Laut Google-Suchtrends suchen Nutzer im Zusammenhang mit 5G besonders häufig nach "5g gefährlich" oder "5g netz gefährlich". Ist das neue Supernetz tatsächlich gefährlich?
Fragen und Antworten:
Welche Strahlung wird bei 5G verwendet und welche Auswirkungen hat sie auf den Körper?
Bei der Mobilfunkstrahlung, wie sie auch bei 5G genutzt wird, handelt es sich um elektromagnetische Strahlung. Zahlreiche Studien haben sich bereits mit den Auswirkungen beschäftigt.
"Eindeutig nachgewiesen ist bislang lediglich, dass die hochfrequenten Felder eine thermische, also wärmende Wirkung haben. Das kennt man ja auch aus der Mikrowelle", erklärt Sarah Drießen vom Forschungszentrum für elektromagnetische Umweltverträglichkeit an der RWTH Aachen.
Allerdings fällt beim Mobilfunk dieser Effekt viel geringer aus als bei der Mikrowelle.
Um eine schädliche Wirkung auszuschließen, gibt es Grenzwerte wie den sogenannten SAR-Wert, dessen empfohlener Höchstwert von zwei Watt pro Kilogramm am Kopf/Ohr nicht überschritten werden sollte.
Wie finde ich den SAR-Wert meines Geräts heraus?
Bei jedem Smartphone muss der Wert aus zwei Messungen angegeben werden – beim Telefonieren am Ohr und beim Tragen des Geräts am Körper.
Die Werte finden Nutzer in der Betriebsanleitung ihres Geräts und online in einer Datenbank des Bundesamts, die regelmäßig aktualisiert wird.
Bei einem Wert von unter 0,6 sprechen die Experten von einem strahlungsarmen Gerät.
Was sagen Kritiker des Ausbaus über gesundheitliche Schäden?
Einige Ärzte hatten sich im Oktober 2018 in einem offenen Brief an den Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Andreas Scheuer gewandt. Sie warnen vor den Auswirkungen für elektrosensible Patienten.
Etwa sechs bis acht Prozent der Bevölkerung leiden demnach unter dem "Mikrowellensyndrom", was sich unter anderem durch Migräne, Schmerzen oder Depressionen äußere. Zudem finden sich im Internet mehrere Petitionen gegen den Ausbau des 5G-Netzes.
In einem internationalen Appell wird auf Studien verwiesen, wonach "elektromagnetische Felder maßgeblich verantwortlich sind für verschiedenste Beeinträchtigungen des Menschen, der DNA, der Zellen und Organsysteme bei einer großen Vielzahl von Pflanzen und Tieren und für die heute wichtigsten Zivilisationskrankheiten: Krebs, Herzerkrankungen und Diabetes".
Immer wieder wird die Nutzung von Smartphones mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht. Gilt Mobilfunkstrahlung als krebserregend?
"Nein", sagt Gunde Ziegelberger vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). "Wir haben keinen Nachweis, dass die Smartphone-Nutzung bei Einhaltung der internationalen Grenzwerte Krebs verursachen könnte."
Zwar seien die Studien noch nicht in der Lage, völlige Sicherheit zu geben, weil sich Tumore über lange Zeit entwickelten. "Aber mit jedem Jahr, in dem wir keinen Anstieg an Erkrankungen sehen, erhalten wir mehr Gewissheit."
Biologin Drießen verweist derweil auf eine Expertengruppe der WHO die 2011 alle bis dato veröffentlichten Studien zusammenfassend bewertete.
"Die IARC kam zur Einschätzung, dass Mobilfunkstrahlung 'möglicherweise krebserregend' ist." Das bedeute aber noch nicht, dass Mobilfunkstrahlung tatsächlich krebserregend sei, betont sie.
"Dennoch sollten wir die Studien hierzu grundsätzlich ernst nehmen." Endgültig kann die Frage wohl nicht beantwortet werden.
Wie kann ich mich als Handynutzer vor zu viel Strahlung schützen?
Experten empfehlen, das Handy möglichst selten direkt an den Kopf zu halten. Beim Telefonieren lieber Headset oder Lautsprecherfunktion nutzen - oder gleich aufs Festnetztelefon ausweichen.
Ist das Smartphone ungenutzt, sollte man es nicht am Körper tragen. Nachts den Flugmodus aktivieren.
Bei schlechtem Empfang erreichen Mobiltelefone die maximale Strahlungsleistung. Somit wird die Nutzung in schlecht ausgebauten Gegenden, im Auto oder während einer Zugfahrt nicht empfohlen.
Besonders Kinder sollten vor hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung geschützt werden.
Was bedeutet das alles nun für den 5G-Ausbau?
"Es ist zu erwarten, dass 5G zu einer massiven Zunahme der Zwangsexposition durch Funkstrahlung führt", warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND. So wolle allein die Telekom die Zahl ihrer Mobilfunkstandorte verdoppeln.
Das BfS fordert einen "umsichtigen Ausbau". Die 5G-Frequenzen, die Ende März versteigert werden, liegen bei 2,0 und 3,6 und 3,7 Gigahertz.
Das sind laut BfS-Sprecherin Nicole Meßmer weitestgehend Frequenzbereiche, die bereits seit Längerem genutzt würden und gut erforscht seien. "Perspektivisch sollen aber höhere Frequenzen im Bereich um 26 Gigahertz genutzt werden und die sind zum jetzigen Zeitpunkt wenig erforscht."
Offene Fragen sieht das Bundesamt auch bei der Installation neuer Mobilfunkanlagen. Einerseits würden zwar mehr Sender installiert werden, andererseits aber solche mit geringerer Sendeleistung.
Diese würden wiederum näher an Orten betrieben, an denen sich Menschen aufhalten. "Wie hoch die Strahlung sein wird, der jeder Einzelne ausgesetzt ist, ist im Moment schwierig abzusehen", sagt Meßmer. (dpa/ank)
WEB.DE und GMX sind Teil der United Internet AG, die sich an der Auktion zur Vergabe der Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G beteiligen wird.
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