Rechte Hetze statt Informationen: Über 1,76 Millionen Menschen folgen einer deutschen Facebook-Seite, die sich "Anonymous" nennt. Die Betreiber attackieren Ausländer, Politiker und die Presse - und führen damit viele User hinters Licht. Denn: Der Auftritt hat nichts mit dem Hacker-Kollektiv zu tun.

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Sie sieht aus wie der offizielle Auftritt von "Anonymous". Eine Guy-Fawkes-Maske ziert das Profilbild, der Anonymous-Leitspruch wurde in der Seitenbeschreibung hinterlegt, die Betreiber befassen sich mit unangenehmen Themen.

Doch die Facebook-Seite, die sich "Anonymous" nennt, hat nichts mit der weltweit agierenden Hacker-Organisation zu tun.

Auf YouTube gibt es seit über einem Jahr eine Video-Botschaft, in der Anonymous-Aktivisten genau darauf hinweisen. Darin heißt es: "Es ist Zeit, dass wir uns von dieser Seite distanzieren. (...) Aktivisten in Deutschland sehen sich davon absolut nicht repräsentiert."

Anonymous positioniert sich nicht politisch

Eine Stimme nennt Seiten wie diese "Trittbrettfahrer, die Anonymous für ihre Zwecke missbrauchen", und stellt klar, dass die Themen, die dort behandelt werden, "nicht unsere Themen sind". Denn: "Wir helfen dabei, (...) die Presse zu schützen. Das bedeutet auch, dass wir uns nicht politisch positionieren."

Das Problem ist: Hunderttausende Menschen wissen das nicht. Sie folgen der Seite, weil sie mit Anonymous sympathisieren, seit das Kollektiv angekündigt hat, den IS zu bekämpfen.

Die Fan-Anzahl ist in den vergangenen Monaten regelrecht explodiert. Über 1,76 Millionen Menschen bekommen nun rechte Hetze in ihre Facebook-Timeline gespült. Oder zu Beispiel die Aufforderung, Angela Merkel zu verhaften.

Als Ende 2015 mehrere deutsche Nachrichtenseiten nicht erreichbar waren, gaukelten die Betreiber vor, erfolgreich diverse Online-Portale lahmgelegt zu haben. "Tango Down. Expect us", posteten sie.

Dass in Wahrheit ein Stromausfall das Problem war, war eine Lüge. Behaupteten sie.

"Hetze der Lügenpresse ohne Erfolg"

Lieblingsopfer der Fake-Seite: die Medien. "Hetze der Lügenpresse ohne Erfolg", ist dort dann zu lesen.

Und natürlich ist die Flüchtlingskrise in Europa ebenfalls ein gefundenes Fressen, um gezielt rechte Hetze zu betreiben.

Dass die Betreiber dabei die Unwissenheit vieler Facebook-Nutzer ausnutzen, ist ihnen dabei ganz offensichtlich egal. Und so verbreiten sie weiter munter ihre Propaganda auf Kosten von Anonymous.

Was man dagegen tun kann? Vor allem eines: Der Seite entfolgen - und seine Facebook-Freunde vor dem Fake-Auftritt warnen.

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