Kaum ein anderes Produkt ist so gerüchteumwoben wie das iPhone. Das Smartphone von Apple treibt Analysten, Szenekenner und Produktdesigner zu Spekulationen. Doch mit welchen Funktionen wird die neue Variante tatsächlich aufwarten können?
Verbiegt Apple dieses Mal das iPhone absichtlich?
Sollte das Team von Tim Cook tatsächlich die wildesten Technik-Vermutungen in das iPhone 7 packen, hätte das Smartphone mit den bisherigen Modellen überhaupt nichts mehr gemeinsam. Ziemlich hartnäckig hält sich die Behauptung, dass Apple bald mit einem gebogenen Display ums Eck kommt. Die länglichen Kanten sollen abgerundet werden, was dafür sorgen würde, dass die bisherigen mechanischen Knöpfe für Lautstärke-Regelung visualisierten Buttons auf dem Bildschirmrand weichen müssten.
Abwegig ist die Vermutung nicht, das Patent ist schließlich nicht neu: Zwar bekam die Firma aus Cupertino die Erfindung vom US-Patentamt erst im August 2015 zugesprochen, eingereicht hatte es Apple aber bereits 2013. Seitdem kommt immer wieder das Thema "Curved Display" auf, zuletzt bei den Spekulationen um die Apple Watch, wo man eher von einem Armband als von einer Uhrenoptik ausging. Doch zuletzt gewann die klassische Form der Zeitmesser das Rennen und die Einführung eines gebogenen Displays war verschoben.
Dass bereits das iPhone 7 kantenlos wird, ist unwahrscheinlich, da es bei Apple meist länger dauert, bis neu entwickelte Techniken dann wirklich Verwendung finden. Analysten rechnen nicht vor 2018 mit den Rundungen.
Beherrscht das neue iPhone-Display 3D?
Laut eines Berichts des "Economic Daily" steht eine weitere große Neuerung ins Haus: Apple strebt es anscheinend an, dreidimensionale Bilder ganz ohne die Nutzung einer herkömmlichen Brille darzustellen. Tatsache ist: Apple hat bereits seit einigen Jahren Patente, die auf eine dreidimensionale Ansicht schließen lassen. Schon 2008 hatte sich Steve Jobs solche Techniken beim Patentamt gesichert. Und schließlich haben auch andere Hersteller wie Amazon mit dem Fire Phone oder Nintendo mit dem 3DS Produkte mit ähnlichen Effekten im Portfolio.
Doch Fakt ist auch: Apple hat erst im April die Übernahme der israelischen Firma Linx verkündet. Deren Entwickler tüfteln an neuartigen Linsen, die mehr Tiefendetails bei Fotos aufnehmen – ein vermutlich wichtiger Baustein für ein rundes 3D-Konzept von Apple. Denn was bringt ein 3D-Display, wenn man nicht genügend eigene Inhalte dafür hat? Es ist sicher eine Frage der Zeit, bis die 3D-Technik von Linx in das iPhone wandert, fürs iPhone 7 wird es vermutlich nicht reichen.
Wird der Prozessor noch stärker?
Auch über die Rechenpower des Prozessors wird ständig spekuliert. Die neueste Entwicklung in dem Bereich wird sich wohl "Apple A10" nennen. Insider vermuten, dass sechs Kerne darin werkeln, die eine immense Rechenleitung liefern könnten. Aber: Das iPhone kommt bisher mit dem A9 locker zurecht und reizt diesen Prozessor noch lange nicht aus. Vermutlich wird die starke Rechenmaschine eher im iPad Pro oder im MacBook verbaut.
Klaut Apple wieder mal bei Android?
Nicht sonderlich spektakulär, dafür aber deutlich realistischer ist ein weiteres Patent: Die Musterentsperrung, die man bereits von Android-Geräten kennt. Statt wie bisher das iPhone per PIN oder Touch-ID zu entsperren, könnten User ein vorher festgelegtes Muster auf dem Display nachfahren, schon stünde das Smartphone zur Verfügung.
Inwiefern das wirklich sinnvoll ist, sei dahingestellt. Schließlich sind solche Mustererkennungen unschwer zu knacken, da man unter bestimmten Umständen das Muster auf fremden Displays nachvollziehen und daher relativ leicht überwinden kann.
Gibt es einen neuen Stecker?
Apple-User sind, wenn es ums Laden des Mobiltelefons geht, eine eingeschworene Gemeinde. Sie können mit niemandem anderen den Stecker teilen. Doch langsam könnte hier Bewegung reinkommen. Denn nachdem das Europäische Patentamt beschlossen hat, dass alle innerhalb der EU vertriebenen Ladestecker ab 2017 einheitlich sein müssen, sind die Hersteller auf der Suche nach einem gemeinsamen Standard.
Während die meisten Firmen derzeit noch auf den Micro-USB setzen, etabliert sich gerade ein anderer Standard: Google verwendet bei seinem Nexus 5X den USB-Type-C, den Apple bereits beim MacBook mit 12-Zoll verbaut hat. Gerüchten zufolge testet Apple diesen Stecker gerade beim iPhone 7. Egal was sich zuletzt durchsetzt, wir müssen wohl noch bis zum iPhone 7s warten, bis Apple- und Android-User dieselben Ladekabel und Dockingstations nutzen können.
Vielleicht setzt Apple aber auch dann schon auf das drahtlose Laden und verzichtet komplett auf Ladematten, die den Akku vollpumpen.
Was ändert sich optisch?
Es zeichnet sich ab, dass Apple eine weitere Bastion einreißt: Der Homebutton steht anscheinend zur Debatte. Analysten gehen von einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent aus, dass wir in Zukunft das Handy ausschließlich über 3D Touch steuern. Würde der Homebutton wegfallen, könnte das Gerät kompakter ausfallen.
Doch das ist nicht die einzige optische Veränderung, die anstehen könnte. Denn auch von einem Wechsel beim Gehäusematerial ist die Rede. Weg mit Aluminium, her mit einem Material, das Mobilfunksignale durchlässt. Das könnte dafür sorgen, dass die weißen Plastikstreifen auf der Rückseite, die für einen besseren Empfang sorgen sollen, Geschichte sind.
Was steht denn offiziell schon fest?
Bei Apple kann es immer schnell Änderungen geben, die Firma aus Cupertino ist dafür bekannt, Funktionen im letzten Moment rauszuwerfen, wenn sie nicht davon überzeugt ist.
Ziemlich sicher ist, dass das iPhone 7 im September 2016 vorgestellt wird, das ist klassischerweise der Monat für die neuen Smartphone-Modelle. Ebenfalls wahrscheinlich ist, dass das iPhone 7 nun wasserdicht ist, nachdem das Vorgängermodell unter Umständen bereits einen unbeabsichtigten Tauchgang überstehen kann. Ansonsten dürfen wir wie immer gespannt sein, ob Apple beim neuen Modell der große Wurf gelingt, oder ob es nur kleine Änderungen sind, die lediglich Fans begeistern.
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