Berlin (dpa/tmn) - Wenn du nicht für einen Dienst bezahlst, dann bist du selbst das Produkt. Diese vielzitierte Aussage im Zusammenhang mit Online-Diensten und Apps ist nicht ganz von der Hand zu weisen.
Viele Dienste im Netz sind nur vordergründig kostenlos. Tatsächlich zahlt man für die digitalen Dienstleistungen mit seinen Daten. Der Großteil der werbefinanzierten sozialen Netzwerke habe in den Datenschutzvereinbarungen oder Nutzungsbedingungen geregelt, dass bestimmte personenbezogene Daten gesammelt werden, sagt Julian Graf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
"Das können ganz allgemein Name, Adresse oder Geburtsdatum sein" - also in der Regel Informationen, die die Nutzer bei der Anmeldung eingeben. "Das können aber auch weitergehende Informationen über das konkrete Nutzungsverhalten sein" - etwa wer mit wem wie oft Kontakt hat.
Facebook zum Beispiel nutzt unter anderem folgende Daten, um möglichst auf den Nutzer zugeschnittene Werbung anzuzeigen: Informationen aus dem Konto wie Geschlecht, Alter, Standort und genutzte Geräte, Informationen über die Aktivität wie mit "Gefällt mir" markierte Seiten, Informationen von Werbekunden und Marketingpartnern, die diese bereits außerhalb von Facebook über die Nutzer haben sowie Informationen aus Facebook-Marketing-Lösungen, die auf externen Webseiten und Apps eingebunden sind.
"Viele größere Anbieter zeigen in den Einstellungen, welche konkreten Daten wann und wie gesammelt wurden", sagt Verbraucherschützer Graf. Bei Facebook können Nutzer etwa unter "Einstellungen/Werbeanzeigen" einsehen, welche werberelevanten Seiten sie mit "Gefällt mir" markiert oder mit welchen Werbetreibenden sie interagiert haben.
Unter "Deine Informationen" ist in Kategorien zu sehen, welche Attribute das Netzwerk dem Nutzer zuschreibt - etwa "Von der Heimatstadt entfernt", "Vielreisende" oder "Enge Freunde von Personen, die in einer Woche Geburtstag haben". Die Nutzer können hier auch angeben, zu welchen Dingen sie keine Werbung angezeigt bekommen wollen. Unter "Einstellungen für Werbeanzeigen" lässt sich personalisierte Facebook-Werbung auch ganz ausschalten.
Ähnlich bei Twitter: Unter "Einstellungen und Datenschutz/Deine Twitter-Daten" sehen die Nutzer genau, welche Informationen der Kurznachrichtendienst gesammelt hat. Unter "Interessen von Twitter"finden sich dem Nutzer zugeschriebene, werberelevante Kategorien. Personalisierte Werbung wird unter "Datenschutz und Sicherheit/Individualisierung und Daten" deaktiviert.
Generell können Nutzer bei jedem Anbieter, der deutschem Datenschutzrecht unterliegt, die über sie gespeicherten Daten und deren Nutzungszweck anfordern. "Da brauchen Sie aber gegebenenfalls einen längeren Atem", weiß Graf.
Nicht nur die Aktivität innerhalb der Netzwerke lässt sich verfolgen. Unter anderem über die sogenannten Cookies wird das Surfverhalten von Nutzern teils auch webseitenübergreifend ausgewertet und für personalisierte Werbung genutzt. Wer das verhindern möchte, sollte Drittanbieter-Cookies in den Browser-Einstellungen sperren, rät Graf. Außerdem kann es sinnvoll sein, datenhungrige Dienste oder Netzwerke isoliert in einem eigenen Browser zu nutzen.
Auch wenn es praktisch ist: Absehen sollte man vom Einloggen bei dritten Diensten mit dem Benutzernamen und Passwort eines bestehenden Kontos, rät das Verbraucherschutzportal "Mobilsicher.de". Dieses Single-Sign-on-Verfahren (SSO) bieten neben Facebook (Facebook Connect) zum Beispiel auch Twitter (Twitter Auth) und Google (Google OpenID) an. Das Problem von SSO hat zwei Seiten: Zum einen sieht etwa Facebook bei Log-ins via Facebook Connect mehr von dem, was Nutzer außerhalb von Facebook tun, warnt "Mobilsicher.de". Und der Drittanbieter kann Zugriff auf das öffentliche Profil, die bei Facebook hinterlegte E-Mail-Adresse und die Freundesliste erhalten.
Was ist schlimm an personalisierter Werbung?
Mit personalisierter Werbung bekommt man genauer angezeigt, was einen interessieren könnte, argumentieren Befürworter. "Wir sehen das problematisch, weil durch die Erhebung der Daten die Intimsphäre beeinträchtigt werden kann", sagt dagegen Julian Graf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Zudem ergäben sich allein durch das Sammeln neue Risiken: Sind die Daten sicher? Wer hat Zugriff? Was passiert bei Missbrauch? "Die Nutzer geben im schlimmsten Fall gewisse Geheimnisse preis, und die werden zu Geld gemacht", kritisiert Graf. © dpa
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