Filmen Kriminelle heimlich im Schlafzimmer mit? Experten warnen vor einer neuen Schadsoftware, die sich automatisch zuschaltet, sobald auf dem Rechner ein Porno-Film gestartet wird - eine neue Dimension der Cyber-Kriminalität.

Mehr Digitalthemen finden Sie hier

Die Angst ist bei vielen Internetnutzern nicht neu: Wer auf seinem Rechner Pornos schaut, wird dabei von einer Schadsoftware gefilmt und hinterher damit erpresst.

Entweder man zahlt einen meist horrend hohen Betrag oder der Film wird an Freunde, Familie und Arbeitskollegen verschickt - das nennt sich "Sextortion", was übersetzt so viel wie "Erpressung durch Sex" heißt.

"Sextortion" bislang meist nur leere Drohung

Bisher waren das häufig nur leere Drohungen, die Filme gab es in den meisten Fällen nicht. Doch Sicherheitsexperten haben nun eine neue Schadsoftware entdeckt, die sich tatsächlich beim Pornos Schauen zuschalten, die Kamera am Computer aktivieren und einen Film aufnehmen kann. Darüber berichtet das Cyber-Sicherheitsunternehmen "Proofpoint".

Möglich macht das eine Malware namens "PsiXBot". Werner Thalmeier, Sicherheitsexperte bei "Proofpoint", erklärt in der "Bild"-Zeitung: "PsiXBot gibt es bereits seit einigen Jahren. Es ist eine Software, die sich auf dem Computer versteckt und einen Zugriff aus der Ferne zulässt.“

Die Software wird entweder über manipulierte Mails verschickt, wie auch "lessentiel.lu" erklärt. Oder eben, und das ist das Gefährliche daran: Sie befindet sich schon seit Jahren auf dem Rechner und aktiviert sich erst jetzt durch das sogenannte Porno-Modul.

"Es ist die erste Malware, die automatisch die Kamera startet, wenn sie eine entsprechende Internetseite erkennt", erklärt Thalmeier. Das Modul verfügt über ein integriertes Wörterbuch, das entsprechende Begriffe erkennen kann.

Programm kann pornografische Wörter herausfiltern

Filtert das Programm ein pornografisches Wort heraus, schalten sich Kamera und Mikro ein und die Aufnahme beginnt. Der Film wird danach an die Kriminellen geschickt, die wiederum die Porno-Nutzer damit erpressen wollen. "Wenn Sie so angegriffen werden, ist das eine völlig neue Qualität", sagt Thalmeier. "Diese Erpresser haben dann wirklich ein Video von Ihnen."

Wie kann man sich davor schützen? Der erste Schritt ist einfach: Keine Links in dubiosen Mails anklicken. Schritt zwei: Kamera abkleben, dann können zumindest keine Aufnahmen gemacht werden, mit denen man hinterher erpresst werden kann.

Außerdem sollte jeder, dem das passiert, mit dem vorhandenen Material zur Polizei gehen: Sicherheitsexperten raten, alle Mails aufzuheben und als Beweismittel mitzubringen. (pak)

Verwendete Quellen:

  • lessentiel.lu: Dieser Virus filmt dich, wenn du Pornos schaust
  • Bild.de: Schadsoftware filmt Internetnutzer beim Porno-Gucken
  • Proofpoint: Schadsoftware Emotet etabliert sich als globale Bedrohung – Pornoerpressung wird immer gefährlicher
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.