Roboter in der Altenpflege, hinter der Supermarktkasse und an der Rezeption. Was wie ein Szenario aus einem Science-Fiction-Film klingt, könnte in gar nicht so ferner Zukunft Realität werden. Was bedeutet diese Entwicklung für uns?
Japan ist global führend im Bereich der Robotertechnologien. Hier finden Roboterhunde begeisterte Herrchen, sorgt Roboter Pepper in Altenheimen für Unterhaltung, wird ein Hotel in Sasebo fast komplett von menschenähnlichen Robotern betrieben.
Das Ende der Fahnenstage ist damit noch lange nicht erreicht. Das finanzielle Volumen für den Markt für Industrieroboter will Japan bis 2020 auf 9,2 Milliarden Euro verdoppeln, der Markt für Dienstleistungsroboter soll auf das 20-fache ausgeweitet werden.
2020 möchte das technikbegeisterte Land zum internationalen "Roboter-Gipfel" laden. Roboter aus aller Welt sollen sich hier in verschiedenen Disziplinen messen.
Prognosen für Deutschland
Auch hierzulande werden wir in Zukunft eine signifikante Zunahme von Künstlicher Intelligenz und sehr cleveren Algorithmen um uns haben, prognostiziert Rolf Drechsler vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH. Wie weit wird diese Entwicklung gehen? Wird es, nach den fahrerlosen U-Bahn in Nürnberg, bald auch Flugzeuge ohne Piloten geben?
Wir kennen die Bilder von Industrierobotern in der Automobilbranche. Werden bald ganze Berufsgruppen durch Roboter ersetzt?
"Momentan haben wir einen massiven Einsatz von Robotern im industriellen Umfeld. Dabei geht es meist um sehr klar definierte Umgebungen", so Rolf Drechsler. "In der Industrie werden momentan erste Versuche dahingehend unternommen, dass man den Menschen und den Roboter zunehmend zusammenarbeiten lässt. Die einzelnen Fähigkeiten werden kombiniert. Der Roboter ist beispielsweise sehr leistungsstark und kann große Lasten heben, der Mensch hat ganz besondere kognitive Fähigkeiten."
"Roboter werden uns Aufgaben abnehmen"
Nach und nach, so die Prognosen, werden Roboter in der Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert erhalten. "In vielleicht 50 Jahren wird diese Entwicklung auch unseren normalen Alltag erreichen. Roboter werden uns dann Aufgaben abnehmen können", sagt Drechsler.
Solche Aussagen sind natürlich mit großen Unsicherheiten verbunden. Werden kognitive Systeme mehr Arbeitsplätze kosten als schaffen? "Generell ist es so, dass Arbeiten, die sehr monoton und gleichförmig ablaufen, entsprechend ersetzt werden können. Das werden wir auch in Zukunft erleben, prognostiziert Rolf Drechsler. "Viele Tätigkeiten, die aus Routine bestehen, die leicht automatisierbar sind, werden zunehmend verschwinden. Aber die neuen Technologien werden wiederum ganz neue Berufszweige schaffen."
Laut einer Studie der Universität Oxford werden bis 2030 rund 47 Prozent aller Arbeitsplätze in den USA der Automatisierung zum Opfer fallen. Anlässlich der Themenwoche "Zukunft der Arbeit" stellte die ARD jüngst einen "Job Futuromat" online. Dort kann man prüfen, wie gefährdet der eigene Job sein wird.
Können Roboter Menschen ersetzen?
Aber können Roboter wirklich Menschen in ihrer ganzen Bandbreite ersetzen? Ist es nicht gerade in Bereichen wie der Altenpflege von enormer Bedeutung, dass Menschen empathisch sind und auf jeden Bewohner individuell eingehen können?
"Es ist die Frage, ob man Roboter einsetzen möchte, um die Pflegekraft in gewissem Maße zu ersetzen oder aber zur Kommunikation. Es gibt beispielsweise einen Roboter, der Demenzkranken als Objekt dient, mit dem sie interagieren können. Da konnten sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Auch hier stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung. Das wird sich gesellschaftlich zeigen, in welche Richtung wir bei der Pflege alter Menschen zukünftig gehen", antwortet Drechsler auf diese Fragen.
Das Ziel sei es nicht, Robotern Emotionen und Empathie beizubringen. "Was für Assistenzsysteme wichtig ist, sind natürlich die Gefühlszustände und die Emotionen der Personen, die sie verwenden einzuschätzen. Da haben wir gerade in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Roboter oder Computersysteme verfügen über Kameras und können damit die Gesichter der Nutzer sehen und deren emotionale Lage interpretieren."
Werden Roboter immer mächtiger?
Das klingt, als würden Roboter immer mächtiger. Werden sie uns irgendwann über den Kopf wachsen? "Bisher liegen die Entscheidungsfindungsmöglichkeiten ganz klar bei den Menschen und das wird auch auf absehbare Zeit so sein", versucht Rolf Drechsler zu beruhigen. "Wir haben natürlich autonome Systeme, zum Beispiel beim selbstfahrenden Auto. Das wird intensiv diskutiert, weil natürlich damit auch viele Fragen der Verantwortung und der Haftbarkeit einhergehen."
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