Revolutioniert "Evolve" das Multiplayer-Genre? Diesen überaus hohe Anspruch haben zumindest die Macher, die schon das Survival-Horror-Game "Left 4 Dead" entwickelten. Und wie es aussieht, könnten sie ihr Ziel sogar erreichen.
Ich spiele "Evolve" keine drei Minuten und schon stehe ich mittendrin im Kampfgetümmel. Zu allem Überfluss stürmt gleich dieses Monster auf mich zu. Riesengroß, bedrohlich, unaufhaltsam. Völlig überfordert hacke ich auf den Tasten herum, in der Hoffnung, durch puren Zufall irgendetwas richtig zu machen. Ich mache natürlich nichts richtig. Und liege am Boden. Es sind keine vier Minuten vergangen, bis ich bei "Evolve" zum ersten Mal das Zeitliche gesegnet hat. Und trotzdem merke ich: Dieses Spiel wird mir verdammt viel Spaß machen.
Der Shooter "Evolve" ist am 10. Februar auf PC, Playstation 4 und Xbox One erschienen. Schon vor dem Release hat das Spiel eine Menge Vorschusslorbeeren bekommen. Kein Wunder: Denn schließlich wollen die Entwickler, die Turtle Rock Studios, das Multiplayer-Gaming ein bisschen revolutionieren. In "Evolve" spielen vier Teammitglieder gegen ein übermächtig wirkendes Monster. Das Neue und Interessante daran: Ein Spieler kann auch in die Rolle des Monsters schlüpfen und gegen die vier menschlichen Gegner kämpfen. Einer gegen vier. Monster gegen Assault, Trapper, Medic und Support. Ein neues Multiplayer-Erlebnis. Dazu gibt es auch einen Singleplayer-Modus, der aber eher als Training für den Mehrspieler-Part gedacht ist. Hätte ich den nur vorher spielen können.
Turtle Rock Studios wollen etwas "Innovatives" erschaffen
"Wir haben versucht, ein etwas anderes Spiel zu erschaffen, weil wir einfach etwas anderes spielen wollten", sagt Phil Robb, Gründer und Creative Director von Turtle Rock Studios im Gespräch mit unserem Portal. Vor allem über das 4-gegen-1-Prinzip und die Möglichkeit, selbst einmal die Rolle des Bossgegners zu übernehmen, wurde im Vorfeld viel geschrieben. Robb glaubt, dass sein Studio damit etwas "Innovatives" geschaffen hat. Er selbst spiele aber lieber im Team: "Wenn alle ihren Job machen, alles wie ein Uhrwerk funktioniert, das ist für mich ein gutes Gefühl. 'Yeah, wir haben es geschafft.'"
Die Turtle Rock Studios haben auch das Survival-Game "Left 4 Dead" entwickelt. Davon sei auch ein wenig in "Evolve" miteingeflossen. "Wenn man die Jäger spielt, spürt man die 'Left 4 Dead'-DNA." Auch die Todesszenen, in denen der Spieler am Boden noch auf den Gegner feuern kann, stammen aus "Left 4 Dead". "Das war's aber auch. Im Großen und Ganzen sind es ziemlich unterschiedliche Spiele."
Selten hat ein Spiel schon vor dem Release so viel Lob, aber auch Kritik kassiert. Der Publisher "2K" hat angekündigt, mehrere kostenpflichtige DLCs herausbringen zu wollen. Viele Fans fühlen sich schon jetzt betrogen. Sie befürchten, dass sie neben dem Geld fürs Basisspiel noch viel mehr Geld in die Zusatzinhalte investieren müssen, um weiterspielen zu können. Diese Angst will Robb den Spielern nehmen. Bereits im Basisgame würden "Stunden an Gameplay" stecken. Er vergleicht "Evolve" hier mit einem Online-Shooter-Klassiker: "Wie viele Stunden spielen die Leute Counterstrike? Es hat weniger Möglichkeiten und weniger Maps."
Phil Robb: "Du warst nur am hinterherhecheln"
Wie sich das Spiel letztlich spielt und ob es langfristig motiviert, kann jeder ab dem 10. Februar selbst herausfinden. Bei unserem Besuch beim Publisher in München konnten wir aber schon die Multiplayer-Spiele mit fünf Personen testen. Und der erste Eindruck ist durchaus positiv: Die Spielwelt wirkt futuristisch und glaubwürdig, an manchen Stellen aber etwas zu grau und eintönig. Der Spielspaß beginnt bereits bei der Suche nach dem Monster. Hat man es gefunden, wird man sofort im Kampf gefordert. Oder überfordert, wie es bei mir der Fall war. Das Jägerteam muss jeden Schachzug per Headset abstimmen und sich nicht - wie ich - blind ins Getümmel stürzen.
Auch Phil Robb, der mich offenbar beobachtet hat, ist das aufgefallen. "Du warst eher nur am hinterherhecheln. Du hättest dich mit deinen Teamkameraden absprechen sollen."
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.