(mgb) - Wie funktioniert das menschliche Gehirn? Diese Frage wollen Wissenschaftler mit Hilfe eines Computer-Spiels lösen. "Eyewire", so der Name des Puzzle-Multiplayer-Games, soll den MIT-Forschern helfen, die dreidimensionale Struktur von Neuronen besser zu verstehen.
Der menschliche Verstand ist riesig. Geschätzte 100 Milliarden Nervenzellen arbeiten im Gehirn und sind miteinander verbunden. Alleine diese Verbindungsstücke haben eine Länge von rund 1,6 Millionen Kilometern und würden die Erde rund 40 Mal umspannen. Kein Wunder also, dass diese Strukturen sehr klein sein müssen, um in den menschlichen Schädel zu passen. Und das macht ihre Erforschung so schwierig.
Wissenschaftler am Massachusetts Institute of Technology (MIT) wollen das Geheimnis des Gehirns nun mit Hilfe von ambitionierten Spielern lösen. Ihr Plan: Die Gamer sollen anhand von Querschnitten des Gehirns den Weg eines Neurons verfolgen. So können die Forscher Start und Endpunkte der Nervenzellen bestimmen und sehen, mit welchen anderen Zell-Typen das Neuron interagiert. Doch man will zunächst klein beginnen – mit den Nervenverbindungen auf der Netzhaut des menschlichen Auges.
Puzzeln für die Hirnforschung
In einer Art 3-D-Puzzle sollen "Eyewire"-Spieler den Verbindungen der Nervenzellen auf die Spur kommen. So können Gamer nicht nur ihrem liebsten Hobby nachgehen, sie stellen ihre Spielzeit auch noch in den Dienst des guten Zwecks. Denn ein geschulter Mitarbeiter des MIT braucht etwa 15 bis 80 Stunden, um den Weg eines Neurons nachzuvollziehen. Um die Gesamtheit des Gehirns zu erfassen, wären rund 570 Millionen Jahre nötig – der Hauptgrund, das Potenzial der Spieler anzuzapfen. Ähnliche Projekte wie "Seti@home" oder "Folding@home", bei der Nutzer ihre Rechenkapazität für die Suche nach Außerirdischen und der Struktur von Eiweißen zur Verfügung stellen, lassen grüßen. Neu ist allerdings der spielerische Ansatz, für den man übrigens keinerlei Vorkenntnisse benötigt. Die Spieler müssen nur interessiert, intelligent und aufmerksam sein, so die Forscher.
Das Ziel ihres Projekts erklären die Wissenschaftler so: "Euer Input, wenn ihr 'Eyewire' spielt, wird Forschern helfen, die Funktion der Netzhaut besser zu verstehen. Außerdem werden eure Erfahrungen von Programmierern genutzt, um den zugrunde liegenden Algorithmus zu verbessern und es so Computern zu ermöglichen, euch die Arbeit abzunehmen. Das Programm soll später einmal selbst in der Lage sein, 'Kurzschlüsse' im Gehirn zu finden, um so vielleicht eine Heilung für Krankheiten wie Autismus und Schizophrenie zu finden."
Wer also Lust hat, für den guten Zweck zu Puzzeln: Alle Informationen und eine Anmeldung für das Spiel selbst finden sich auf den Seiten der "Eyewire"-Macher.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.