Berlin (dpa) - Gerüchte über angebliche Verbrechen von Flüchtlingen oder Asylbewerbern haben Hochkonjunktur. Eine Website knöpft sie sich vor und rückt sie zurecht: "Hoaxmap" heißt das Projekt, eine interaktive "Gerüchtelandkarte", im Web unter hoaxmap.org zu finden.
Haben sich Flüchtlinge vor Autos geworfen, um Geld von der Versicherung zu kassieren? Gibt es für deutsche Kinder keine Kitaplätze mehr, weil sie an Flüchtlingskinder vergeben werden? Haben Flüchtlinge ein Pferd gestohlen und geschlachtet? Das Gerüchtespektrum ist breit und lässt kaum ein Thema aus.
Und ein Gerücht kann gar nicht absurd genug sein, als dass es nicht jemanden gibt, der es glaubt, sagte Karolin Schwarz aus Leipzig, die das Konzept zu "hoaxmap" entwickelt hat, der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Die Masse der Gerüchte, von der sie seit vergangenem Sommer gehört hat, habe für sie den Ausschlag gegeben, die Website zu starten, erzählte die 30-Jährige. Und die Vehemenz, mit der sie sich verbreiten, nehme weiter zu.
"Als wir angefangen haben zu sammeln, hatte ich einen Google-Alert eingerichtet, Suchmaschinen benutzt und Twitter beobachtet." Inzwischen kommen viele Hinweise auf entsprechende Gerüchte aber auch per Mail oder Mitteilung an den Twitteraccount. Mehr als 230 Beispiele listet "Hoaxmap" bereits auf, aus ganz Deutschland von A wie Aschaffenburg bis W wie Wuppertal und darüber hinaus auch aus Österreich. Gerüchte über Einbrüche sind ebenso darunter wie solche über Plünderungen, Störung der Totenruhe, Tierquälerei oder versuchten Totschlag.
Ein Klick in die interaktive Googlemaps-Karte führt zu dem betreffenden Ort und dem Gerücht, das mit ihm in Verbindung steht. Ein Link leitet weiter zur Berichterstattung der regionalen Presse, die den Fall gecheckt hat oder zum Polizeibericht dazu. Dort lassen sich dann die Fakten nachlesen - die zeigen, dass an dem Gerücht nichts dran ist. Schließlich listet die Website ausdrücklich "hoaxes" auf, also Falschmeldungen. "Die Hoaxmap ist aus dem Wunsch entstanden, eine Ordnung in die Vielzahl gestreuter Gerüchte zu bringen", heißt es auf der Website. "Sämtliche "Auflösungen" sind etablierten Medien entnommen und verlinkt."
Nach der Beobachtung von Karolin Schwarz brodelt es in der Gerüchteküche seit Mitte 2015 noch deutlich mehr als vorher. Bei dem ersten Fall, an das sie sich noch erinnert, ging es um Flüchtlinge, die angeblich in Leipzig gerade einen Supermarkt geplündert hatten. Auch die wildesten Gerüchte können sie kaum noch beeindrucken. "Überraschend ist nur, dass sie sich wirklich so stark verbreiten", sagte Schwarz. Die Summe auf der Website wächst kontinuierlich. "Wir arbeiten auch noch Fälle aus 2015 nach", erklärte Schwarz. Und: "Hoaxmap erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, betonen die Organisatoren. "Ergänzungen gern an mail@hoaxmap.org oder @hoaxmap auf Twitter." © dpa
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