iAudio, Zen, Archos, New Walkman, Sansa und viele andere graben an Apples Vormachtstellung bei MP3-Playern - doch bisher nur mit mäßigem Erfolg. Im April 2007 verkündete Apple-Chef Steve Jobs stolz, dass seine Firma 100 Millionen iPods verkauft hat.

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Wer MP3-Player sagt, meint fast immer Apples iPod, obwohl es tragbare Musikspieler wie Sand am Meer gibt. Der Mini-Player von Apple gilt als schick und qualitativ herausragend, was ihn zusammen mit den aufwändig inszenierten Werbekampagnen zum Statussymbol macht.

Dennoch gibt es ernstzunehmende Konkurrenz, die bei besserem Marketing ein echter Gegner für Apple wäre. Lesen Sie auf den nächsten Seiten von den Alternativen zum MP3-Player iPod.

Seit Oktober 2000 entwickelt die koreanische Firma Cowon MP3-Player, die besonders im asiatischen Markt Erfolg haben. Im Gegensatz zu vielen Spielern setzen die Koreaner konsequent auf Qualität. Deswegen verschieben sie lieber eine Veröffentlichung, bevor sie Produkte termingerecht, aber mit Fehlern auf den Markt bringen.

Das aktuelle Cowon-Flagschiff unter den Geräten mit Flashspeicher ist der iAudio U5. Das Fliegengewicht (37 Gramm) gibt es mit einem Speicher von bis zu acht Gigabyte. Neben den üblichen Formaten kann der Winzling auch OGG-Vorbis und FLAC-Dateien abspielen. Da er vom Rechner als Wechseldatenträger erkannt wird, lassen sich die Musiktitel wie bei jedem anderen Laufwerk verwalten. Das eingebaute Mikrofon und Radio machen den U5 zum Allrounder. Mit seinem schlichten, aber schicken Design zielt der U5, der ungefähr 100 Euro kostet, direkt auf die übermächtige Apfelkonkurrenz.

Auch mit dem iAudio A3 kann Cowon punkten: Der tragbare Video-Spieler mit einem Vier-Zoll-Monitor kommt auf eine Auflösung von 800 mal 400 Pixel bei 16 Millionen Farben. Über eine zusätzliche DVB-T-Antenne kann das Mini-TV-Gerät fast überall in Europa Fernsehen empfangen. Allerdings ist der A3 mit einem maximalen Speicher von 60 Gigabyte nur für über 400 Euro zu bekommen.

Mit verschlafenen Chancen kennt sich Microsoft aus: Zum Beispiel kam die Spielekonsole Xbox erst 2002 heraus, als Nintendo und Sony den Markt schon unter sich aufgeteilt hatten. Nicht anders ist es bei den MP3-Playern. Zune erreichte geschlagene fünf Jahre nach dem ersten iPod den Handel. Im November 2006 hatte sich Konkurrent Apple schon längst als Spitzenreiter etabliert.

Von der ersten Generation verkaufte der Windows-Hersteller in den USA 1,2 Millionen Geräte, was einen Marktanteil von drei Prozent bedeutet. Der iPod hat sich 23 Mal so oft verkauft (70 Prozent). Im Vergleich zur übermächtigen Konkurrenz bietet Zune allerdings standardmäßig zusätzliche Funktionen an. Die zweite Generation ist mit Radio ausgestattet und kann in einem W-Lan-Netzwerk Daten von Zune zu Zune austauschen. Über eine Funkverbindung zum Internet verfügt der Microsoft-Player jedoch nicht.

Die Neuauflage gibt es allerdings vorerst nicht in Deutschland. "Der deutsche Markt für MP3-Player ist einer der schwierigsten in der Welt", gibt sich Stephan Brechtmann, Microsofts deutscher Entertainment-Leiter, gegenüber dem "Spiegel" defensiv. Außerdem würden die meisten Player im Segment unter 100 Euro verkauft.

Einer der Pioniere im MP3-Player-Markt ist Creative, das ab 1999 mit Flash-Spielern zu niedrigen Preisen hohe Absatzzahlen erreichte. Ende 2007 hatten die Asiaten aus Singapur 25 Millionen Geräte verkauft.

Das derzeitige Vorzeigemodell ist der Creative Zen, dessen Flashspeicher auf eine Kapazität von bis zu 16 Gigabyte (180 Euro) kommt. Standardmäßig ist der Zen mit Radio und Mikrofon ausgerüstet und kann auf seinem 2,5-Zoll großen Bildschirm Videos abspielen. Der Winzling ist nur 55 mal 83 mal 12 Millimeter groß und wiegt 200 Gramm.

Über USB wird der Creative Zen als Wechseldatenträger erkannt, kann mit SD-Speicherkarten erweitert werden und hat eine lange Batterie-Laufzeit, die bei permanenter Video-Berieselung fünf Stunden durchhält.

Der Sansa Connect ist auf das Funknetz spezialisiert. Der MP3-Player von Sandisk kann Internetradio genauso abspielen, wie er sich online ohne Kabel Musiktitel herunterladen kann. In den USA kostete der Spieler mit vier Gigabyte Speicher und einem 2,2-Zoll großen Display im März 2007 zum Verkaufsstart 249 US-Dollar. Für Deutschland steht noch kein Veröffentlichungstermin fest.

Sandisk kann auch mit einem anderen Gerät punkten: Mit 78 Gramm ist der Sansa e280 extrem leicht. Sein Speicher ist bis zu acht Gigabyte groß und kann mit Micro-SD-Karten erweitert werden. Der Bildschirm kommt auf eine Größe von 1,8 Zoll. Dieser Sandisk kostet gut 100 Euro.

Das kalifornische Unternehmen gilt als größter Herausforderer von Apple und kam 2006 auf einen weltweiten Marktanteil an allen MP3-Playern von 19,2 Prozent. Sandisk sorgt vor allem mit billigeren Geräten für Aufsehen.

Der Bildschirm des Archos 605 WiFi ist 4,3 Zoll groß und kann damit eine Auflösung von 800 mal 480 Pixel und 16 Millionen verschiedene Farben darstellen. In der Version mit einer 160 Gigabyte-Festplatte kostet das Gerät gut 300 Euro.

Der MP3-Player ist außerdem funknetzfähig. Wer im Internet surfen möchte, muss allerdings für knapp 30 Euro die Mobilvariante von Opera kaufen. Für Video-Podcasts ist weitere Software notwendig, für die der Käufer noch mal 20 Euro berappen muss.

Beim Anschluss der zusätzlichen Aufzeichnungsbox DVR (60 Euro) wird der Archos 605 WiFi schließlich zum Festplatten-TV-Rekorder. Mit einer komfortablen Fernbedienung lassen sich TV-Sendungen in einer Auflösung von 640 mal 480 Pixel aufnehmen.

Eine weitere Alternative zum übermächtigen iPod ist der Trekstor Vibez. Dem Hersteller aus dem südhessischen Lorsch war das Design besonders wichtig: Aus der länglich abgerundeten Form - ähnlich einer Stadionlaufbahn - erheben sich ein kreisrundes Display und ein Bedienrad, die in Kombination an eine Acht erinnern.

Der Trekstor Vibez verfügt über maximal zwölf Gigabyte Speicher, hat ein eingebautes Mikrofon und kann Bilder wiedergeben. Der Vollfarb-Bildschirm ist allerdings klein geraten und stellt nur eine Auflösung von maximal 176 mal 132 Pixel dar. Mit einer Rechenleistung von 200 Mega-Hertz sind solche Gimmicks wie das Überblenden in den nächsten Song und das automatische Sortieren der Fotos nach Datum möglich. Das hessische Designer-Stück kostet gut 130 Euro.

Im August 2007 verrante sich Trekstor bei einem anderen MP3-Player-Model mit einer Marketing-Kampagne: Die Lorscher nannten ein Gerät der i.Beat-Serie "i.beat blaxx (I beat blacks, Ich schlage Schwarze)". Nach einiger Aufregung im Internet wechselte das Unternehmer die Bezeichnung aus: Jetzt heißt der Spieler Trekstor blaxx.

Das japanische Unternehmen Teac ist ein alter Hase im Elektronikmarkt. 1971 gründeten die Tokyoter die Sparte Tascam, die Ausrüstung für professionelle Audioaufnahmen herstellt. 1978 belieferte Teac den Computerhersteller Commodore mit 5,25-Zoll-Laufwerken für dessen C64.

Ganze 30 Jahre später stellen die Japaner MP3-Player mit Flashspeicher her. Der Teac MP-600 kann Daten bis zu einer Größe von vier Gigabyte aufnehmen und hat einen 3,5-Zoll großen Mini-Bildschirm. Mit dem eingebauten Mikrofon kann der Käufer Audiofiles aufnehmen. Außerdem ist der MP-600 mit Radioempfang ausgestattet und kostet knapp 100 Euro.

Zur Modellreihe gehören ebenso kleinere MP3-Player, die sich im Preissegment bis 50 Euro tummeln und so keine direkte Konkurrenz für Apples iPod sind.

In den 80er-Jahren war der Walkman von Sony die Sensation: Endlich war die Musik mobil geworden. Egal ob Straßenbahn, Schulhof oder beim Sport - der Walkman und seine Musik-Kassetten waren dabei.

1992 versuchte Sony mit der Mini-Disk an den Erfolg der tragbaren Analog-Spieler anzuknüpfen, doch konnten sich die digitalen Geräte nicht durchsetzen. Neun Jahre später, also 2003, kam mit dem NW-MS70D der erste MP3-Walkman heraus, der sich aber nicht gegen den iPod behaupten konnte.

Der aktuelle Video-MP3-Walkman trägt den kryptischen Namen NWZ A 826, hat ein 2,4-Zoll großes Display, vier Gigabyte Speicherplatz und kostet 190 Euro. Doch damit wird Sony seinem Konkurrenten Apple nicht gefährlich. Der Elektronikriese aus Fernost hat im MP3-Player-Markt nur geringe Marktanteile.

So tummeln sich viele Teilnehmer im unüberschaubaren Markt der MP3-Player. Doch auch wenn es bessere Musikspieler als den iPod gibt, haben es diese Konkurrenten bisher nicht verstanden, ihre Produkte attraktiv zu bewerben. Deswegen bleibt die Vormachtstellung des iPods ungebrochen. Da hilft auch der technische Trend nicht, dass gute MP3-Player heute Videos in ansprechender Qualität präsentieren können. Die Firma Apple ist schon längst auf diese Welle aufgesprungen und hat sie zu ihren Gunsten genutzt.

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