Berlin (dpa) - TV-Geräte sind seit jeher die großen Aushängeschilder der IFA (2. bis 7. September) in Berlin. In diesem Jahr dürften die großen Hersteller wieder mit Rückenwind auf die Messe kommen. Die Fußball-EM und die Olympischen Spiele in Rio haben der Branche einen kräftigen Schub verschafft.
Nach langer Durststrecke verzeichnen die Anbieter laut Branchenverband gfu im ersten Halbjahr 2016 ein Plus von 4,1 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Besonders positiv sei: "Auch nach der EM befindet sich der Absatz aus unserer Sicht auf einem konstant hohen Niveau", sagt Samsung-Manager Kai Hillebrandt. Nun ist auf der IFA Zeit, ans Weihnachtsgeschäft zu denken.
Größer, flacher, schicker - und manchmal auch gebogen - das ist seit geraumer Zeit die Devise der Flachbild-TV-Hersteller. Bei den modernen High-End-Geräten ist eine Bildschirmauflösung in Ultra-HD inzwischen Standard. Die Technik bildet vier Mal mehr Bildpunkte ab als herkömmliches Full-HD. Mit zusätzlichen Technologien wie HDR für eine brillantere Farbdarstellung oder Techniken wie Quantum Dot für einen erweiterten Farbraum wird die Bilddarstellung der modernen Geräte zusätzlich aufgerüstet. "Die Bildqualität bleibt das wichtigste Kaufentscheidungskriterium", sagt Hillebrandt.
Der LCD-Pionier Sharp will in diesem Jahr auf der IFA technologisch einen Schritt weiter gehen. Eine relativ neue Halbleitertechnik soll es ermöglichen, dass die Displays nahezu rahmenlos seien und deutlich mehr Pixel bei noch hellerer Lichtdarstellung untergebracht werden können. Bei der in einer Universität in Japan entwickelten Technik werde statt des üblichen amorphen Siliziums eine Mischung aus Indium, Gallium und Zinkoxid (IGZO) verwendet, erklärte Sharp-Manager Sascha Lange. Sharp gehöre zu den ersten, die die Technik massenmarktreif produzieren könnten.
Auch die organische Display-Technologie OLED ist wieder auf der IFA zu sehen. Sie bringt zahlreiche Vorteile bei der Bildqualität, dem Energieverbrauch und möglichen Designs der Geräte, doch die Herstellung großer Display-Größen ist noch immer vergleichsweise teuer und aufwendig. Inzwischen haben fast alle großen Hersteller ein OLED-Modell im Programm, nur unter den südkoreanischen Elektronikkonzernen lässt Samsung seinem heimischen Konkurrenten LG den Vortritt.
Doch revolutionäre Display-Technologien stehen auf der kommenden IFA gar nicht mehr so sehr wie im Vordergrund wie in den vergangenen Jahren. Viele Hersteller rücken zunehmend eine bessere und intuitive Bedienung in den Fokus. Von leichter Bedienung seien heute noch viele Produkte weit entfernt, sagte zuletzt Heiko Neundörfer, Geschäftsführer des HIFi Forums. Fernbedienbarkeit bedeute nicht gleich mehr Komfort. Viele Funktionen würden gar nicht genutzt. "Oft genug erfordert die Verknüpfung der Geräte noch Spezialwissen."
Samsung hat sich dafür einen jahrzehntealten Dauerbrenner vorgenommen: die Fernbedienung. Die "Premium Smart Remote" ist nicht mehr mit zahlreichen Knöpfen gespickt, die im Zweifel kein Nutzer gebrauchen kann. Der kleine Stick hat gar keine Zifferntasten. Er kann per Bluetooth Kontakt zum Fernseher aufnehmen und auf die überarbeitete Oberfläche des Fernsehbildschirms zugreifen. Mit der neuen Fernbedienung könne der Nutzer "nahtlos zwischen dem Fernsehprogramm, Video on Demand oder Apps hin und her wechseln und die gewünschten Inhalte mit wenigen Schritten aufrufen", sagte Hillebrandt.
Auf den modernen, mit dem Internet verbundenen "Smart-TVs" werden die neuen Möglichkeiten wie der Zugriff auf Mediatheken, das Ansehen von Video-Clips etwa über YouTube oder Video-on-Demand-Angebote vermehrt genutzt, betont die gfu. Mit 53 Prozent ist aktuell die Mehrheit der TV-Geräte in Deutschland mit dem Internet verbunden, ergab eine Studie des Verbands. Im europäischen Vergleich hätten Smart-TVs in Deutschland die größte Verbreitung, sagt Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu.
Auch die terrestrische Übertragung des TV-Signals über den neuen Standard DVB-T2 HD (Anzeige) wird auf der IFA ein wichtiges Thema werden. Von der Umstellung des "Überall-Fernsehens" seien aktuell in Deutschland 3,7 Millionen Haushalte betroffen, sagte Kamp. Am 29. März 2017 wird das herkömmliche Antennenfernsehen DVB-T durch den neuen Standard zunächst in allen wichtigen Ballungsräumen offiziell abgelöst. Dann kommt das Fernseh-Programm auch in HD-Auflösung über Antenne (Anzeige) auf die TV-Geräte. Bereits seit 31. Mai lassen sich in der ersten Stufe in einigen Regionen sechs Programme empfangen.
Zudem werde durch die Umstellung die Anzahl der empfangbaren Programme erhöht - bei gleichzeitiger Senkung der Betriebskosten, sagte Ulrich Liebenow, Vorsitzender der Produktions- und Technik-Kommission der ARD. Um das Signal zu empfangen, muss der Fernseher allerdings mit einer neuen Settop-Box ausgestattet werden. Ein grünes DVB-T2-HD-Logo der Deutschen TV-Plattform dient als Orientierungshilfe, welche Geräte zukunftssicher sind und mit einem CI-Slot ausgestattet sind, über den die künftig kostenpflichtigen Programme der Privatsender abgerechnet werden können. © dpa
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