Barcelona (dpa) - Smartphones werden richtig intelligent, verspricht die Mobilfunk-Industrie. Beim Mobile World Congress (26. Februar bis 1. März) in Barcelona kommt keine Smartphone-Ankündigung ohne den Hinweis auf eine Funktion auf Basis künstlicher Intelligenz (KI) aus.

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Dabei geht es zunächst vor allem um die Kamera. Die Software des erneuerten LG-Models V30S soll etwa erkennen, was sie gerade vor der Linse hat. Das Gerät kann dann entweder den Aufnahmemodus daran anpassen oder im Netz nach Kaufgelegenheiten für den Artikel suchen. Genauso soll das Gerät Texte in fremder Sprache bereits übersetzt auf dem Display anzeigen.

"Wir werden aktuelle Smartphones in ein paar Jahren genauso betrachten wie heute die alten einfachen Handys", ist Branchenanalyst Francisco Jeronimo vom IT-Marktforscher IDC überzeugt. In nicht allzu ferner Zukunft werde es so sein, dass es eine Kette automatisierter Aktionen auslöst, wenn man sein Smartphone beispielsweise auf ein Filmplakat richtet. Das Telefon schätzt dann ein, ob man den Film mögen könnte. Es fragt, ob man ihn sehen will, und geht bei einer positiven Antwort die Terminkalender des Nutzers und gegebenenfalls auch der Familie durch. Gleicht das mit den Spielzeiten im Kino ab und kauft Tickets. Und reserviert zum Abschluss des Abends vielleicht auch einen Tisch im benachbarten Restaurant.

Die heutigen Funktionen auf Basis künstlicher Intelligenz sind nur Vorläufer, lose Elemente einer solchen Zukunft, räumt Jeronimo ein. Aber das sei die Richtung, in die man sich bewegen wolle, heißt es auch bei den Herstellern. Gerade in dem mit über 80 Prozent dominierenden Marktsegment der Android-Smartphones sei der Wettbewerb ausgereizt, klagt ein ranghoher Manager eines bekannten Anbieters in Barcelona: "Ich kann hier ein neues Gerät vorstellen - und in zwei Wochen ist es wieder vergessen, wenn der nächste Konkurrent um die Ecke kommt." Die Telefone verschiedener Android-Hersteller sind leicht austauschbar, weil sich die Nutzung um einen Kern aus Google-Diensten und Plattformen wie Facebook, Instagram oder WhatsApp dreht, die auf allen Geräten gleich laufen. Bisherige Versuche, sich mit eigenen Benutzeroberflächen oder Merkmalen wie Kameraqualität abzuheben, fielen eher flach.

Jetzt stürzen sich also alle auf smarte Assistenten. Es ist eine strategische Entscheidung: Anbieter von Android-Geräten könnten sich schließlich einfach nur auf den Google Assistant verlassen, der solche Aufgaben mit Bravour erledigt. Doch der Bereich gilt so sehr als Schlüssel für die Zukunft, dass die meisten zunächst einmal mit aller Kraft versuchen, sich ein eigenes Standbein aufzubauen. Und das obwohl ein gewaltiger Aufwand und Unmengen an Daten nötig sind, um Software intelligent zu machen. Allein um ein Motorrad zu erkennen, müsse sie um die 150 Millionen Bilder durcharbeiten, rechnet ein Branchenexperte vor. Der Rückgriff auf Google wäre da zweifelsfrei effizienter.

In der Industrie zeichnet sich eine Trennlinie ab zwischen den Playern, die ihre Zukunft unbedingt mit einem eigenen Assistenten absichern wollen, und solchen, die darauf verzichten. Smartphone-Marktführer Samsung gehört ganz klar zur ersten Gruppe und will seinen bisher von der Fachpresse eher belächelten Assistenten Bixby zum vollwertigen Rivalen der Google-Software mit ausgefeilter Bilderkennung und anderen Hilfsfunktionen ausbauen. Dabei wollen die Südkoreaner ähnlich wie Google oder Amazon ein Partner-Ökosystem für das Geschäft aufbauen. So wurde demonstriert, wie in Kooperation mit Kosmetik-Handelsketten verschiedene Makeup-Farben im Foto ausprobiert werden können - und die Produkte über Bixby dann auch gleich bestellbar sind.

Auch ein Mobilfunk-Anbieter wie Telefónica kündigte in Barcelona einen eigenen Sprachassistenten namens Aura an, der unter anderem für die Kundenbetreuung zum Einsatz kommen soll. Deutschland ist unter den sechs Start-Ländern. Sony als Smartphone-Anbieter hält sich hingegen zurück. Das neue Smartphone Xperia XZ2 wird in Barcelona eher als Unterhaltungsmaschine präsentiert, mit der man auch vorzügliche Videos aufnehmen kann. Bei den Sprachassistenten hingegen werde man zwar sicher einiges selbst machen, aber ansonsten offen für andere Plattformen sein, sagt Marketingchef Hideyuki Furumi.  © dpa

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