Der Traum vom Filmerlebnis in den eigenen vier Wänden ist fast so alt wie das Kino selbst. Bereits in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatten Wohlbetuchte die Wahl zwischen vielen verschiedenen Zelluloid-Stummfilmen, die sich die Käufer auf eigens entwickelten Projektoren ansahen.
30 Jahre später gab es die ersten Super-8-Filme, die wegen ihrer schmaleren Rollen handlicher waren. Zu dieser Zeit wurde es unter den Heimanwendern populär, eigene Filme zu drehen. Die Laien wurden so zum Regisseur, Cutter und Kameramann in einer Person. 1982 markiert die Geburtsstunde des Video-Home-Systems (VHS). Gut zehn Jahre darauf folgte die noch heute gebräuchliche Digital Versatile Disc (DVD), um dessen Nachfolge eine Weile zwei unterschiedliche Herstellergruppen streiten. Die Blu-Ray-Disc konnte sich gegen das konkurrierende HD-DVD-Format durchsetzen.
Gab es zum Start des Pantoffel-Kinos deutliche Qualitätsunterschiede zu den professionellen Vorführräumen, verschwinden zurzeit die Nachteile des Heimkinos immer mehr. Bei der Wiedergabe haben die Eigennutzer sogar meistens die Nase vorne, denn viele ältere Kinos spielen ihre Filme nur über analoge Projektoren ab. Im Heimkino hat dagegen schon längst die digitale Welt Einzug gehalten.
Wer von "Home Cinema" spricht, kommt um die vielen abgekürzten Standards nicht herum. Es wimmelt geradezu von Kürzeln wie HDMI, DTS oder LFE. Langsam aber sicher hält etwa das "High Defintion Television" (HDTV) Einzug in die deutschen Wohnzimmer. Um das digitale Fernsehen zu genießen, empfiehlt sich die Wiedergabe auf einer Leinwand oder einem Bildschirm, der mit dem "High Definition Multimedia Interface (HDMI)"-Kabel auch an digitale Spieler wie einen HD-DVD-Player oder Aufnahmegeräte angeschlossen ist. Um eine räumliche Klangwiedergabe zu ermöglichen, stehen dem User verschiedene Surround-Möglichkeiten zur Verfügung. Dolby Digital bietet etwa das 5.1-System an, bei dem es neben zwei Frontlautsprechern, Center und Effektlautsprecher auch einen Subwoofer gibt, der als Kanal für die "Low Frequency Effects" (LFE), also die tiefen Töne, dient. Das zu Dolby konkurrierende Mehrkanal-Tonsystem nennt sich "Digital Theater System" (DTS).
Das Thema Heimkino erschöpft sich nicht in technischen Abkürzungen. Bei der Planung drängt sich dem Nutzer unter anderem die Entscheidung auf, ob er einen Projektor (Beamer) mit Leinwand oder einen flachen Großbildschirm verwendet. Plasma-Fernsehapparate mit einer Bilddiagonale von bis zu 304 Zentimetern (circa 120 Zoll) sind zwar sehr teuer, aber auch lichtstark, erzeugen scharfe Bilder und geben die Farben brillant wieder. Ähnliches gilt für "Liquid Crystal Display (LCD)"-Bildschirme.
Projektoren bieten generell ein größeres Bild, das von der Helligkeit der Lampe abhängig ist. Mit "High End"-Geräten, die mit einer Lichtstärke von bis zu 700 Watt ausgestattet sind, sind Bildflächen jenseits von drei mal zwei Metern möglich. Die gebräuchlichen LCD-Projektoren sind außerdem preiswert und können schnell eingerichtet werden. Gegen die Anschaffung dieser "Beamer" spricht jedoch die begrenzte Brenndauer der Lampen, die manchmal pixeligen Bilder und der Memory-Effekt: Werden helle Bilder über eine lange Zeit dargestellt, dann brennen sich diese in die Projektor-Kristalle ein. Auf lange Sicht verdunkeln sich die betroffenen Stellen. Als Projektionsflächen sind weiße Wände eine gute Wahl, die mit einer Spezialfarbe gestrichen sind. Bessere Qualität bieten aber spezielle Leinwände.
Für eine gute Wiedergabe sind digitale Ein- und Ausgänge unverzichtbar. Die Standards "Digital Visual Interface" (DVI) und HDMI sind deswegen ein Muss. Das trifft auch für Rekorder oder Abspielgeräte zu. Beim Ton gibt es ähnlich wie beim Bild eine grundlegende Streitfrage: Ist die Kompaktanlage oder ein aufwendiges Audiosystem besser? Diese Entscheidung trifft der Heimkino-Fan vor allem nach dem Preis, aber auch nach Kriterien wie bauliche Umgebung und lärmempfindliche Mitbewohner. Für das Mehrkanal-Tonsystem stehen dem Nutzer bis zu acht Boxen zur Verfügung, die er im Zimmer so anordnen kann, dass nicht nur im Film eine Flasche quer durch den Raum fliegt, sondern auch das "Home Cinema" durchquert, um dann virtuell vor den Füßen des Hörers zu zerspringen.
Neben der technischen Ausstattung eines Pantoffel-Kinos mit Wiedergabegeräten hat der Heimgestalter weitere Möglichkeiten: Er kann die ganze Technik in einem abgetrennten Raum verschwinden lassen, sich originalgetreue Sitze einbauen und die Lichtverhältnisse optimieren. Eigene Getränke-Automaten, Popkornmaschinen oder aufwendig präsentierte Film-Werbung machen die Atmosphäre noch authentischer, sind aber auch eine erhebliche Belastung für das Budget. Mit dem entsprechenden großen Aufwand stellt sich irgendwann die Frage, warum sich der wohlbetuchte Fan nicht gleich ein ganzes Kino kauft, denn nichts ist so realistisch wie das Original.
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