Microsoft läutet mit der Xbox One den Generationenwechsel bei den Spielekonsolen ein. Die zehn wichtigsten Fragen und Antworten vor dem Kauf.

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Ein Generationenwechsel steht bevor: Am 22. November erscheint die Xbox One von Microsoft, am 29. November die PlayStation 4 von Sony. Doch die Frage, welche Spielerei letztlich im Einkaufswagen landen soll, ist schwieriger denn je zu beantworten. Nie zuvor ähnelte sich die Hardware zweier Konsolen so sehr, wie das aktuell der Fall ist. Ausschlaggebend bei der Kaufentscheidung sind also die Software, die Peripherie und nicht zuletzt zahllose Details. Microsoft legt vor. Die wichtigsten Fragen und Antworten vor dem Kauf einer Xbox One.

Was steckt drin in der Xbox One?

Etwa zehnmal mehr Rechenpower als bei der Vorgängerkonsole Xbox 360: Im etwas klobigen Gehäuse der Xbox One ist ein AMD-Prozessor mit acht Rechenkernen verbaut. Diese sind mit 1,75 GHz getaktet und werden von einem AMD-Radeon-Grafikchip unterstützt. Im Zusammenspiel mit 32 MB schnellem ESRAM und acht Gigabyte Arbeitsspeicher vom Typ DDR3 erreicht die Xbox One eine Rechenleistung von 1,31 Teraflops pro Sekunde - und damit weniger als die PS4, die aufgrund ihres schnelleren Arbeitsspeichers auf 1,84 Teraflops pro Sekunde kommt. Daten bezieht die Xbox One von einem Blu-ray- / DVD-Laufwerk, drei USB-3.0-Eingängen oder dem integrierten WLAN-Empfänger. Die eingebaute 500-Gigabyte-Festplatte, auf der die Spiele meist vollständig installiert werden, lässt sich nicht austauschen, aber über externe Datenträger erweitern. Ein drahtloser Controller, ein HDMI-1.4-Kabel und ein Headset liegen bei. Käufer der Day-One-Edition freuen sich zudem über das Fußball-Game "FIFA 14" in Form eines Download-Codes.

Welche Kosten fallen an?

Microsoft verlangt für die Xbox One 499 Euro - 100 Euro mehr als Sony für die PS4. Im Preis enthalten ist jedoch die Kinect-Kamera, die nicht nur für bewegungsintensive Hampelspiele benötigt wird, sondern zentrales Element der Steuerung ist. Über sie nimmt die Xbox One Sprachbefehle entgegen oder erkennt den Nutzer anhand biometrischer Daten. Im Gegensatz zum Xbox-360-Modell sieht die neue Kinect-Kamera in FullHD-Schärfe, benötigt deutlich weniger Abstand für eine problemlose Erkennung und kann die Bewegungen von bis zu sechs Personen erfassen. Weitere Controller schlagen mit 55 Euro, Spiele anfangs noch mit rund 70 Euro zu Buche. Ein Jahres-Abo des Online-Dienstes Xbox Live, der für Mehrspielerpartien, Premium-Apps wie das virtuelle Workout Xbox Fitness oder die Videokonferenz-Anwendung Skype benötigt wird, kostet 60 Euro.

Wie ist das Spieleangebot für die Microsoft-Konsole?

Überschaubar. Zum Start stehen 16 Titel in den Läden. Der Großteil davon ist bereits für die aktuelle Konsolengeneration erhältlich - etwa der Shooter "Battlefield 4", das Piratenabenteuer "Assassin's Creed 4: Black Flag", das witzige Action-Adventure "Lego Marvel Superheroes" oder die Fußballsimulation "FIFA 14". Exklusiv für die Xbox One sind zunächst nur das Rennspielspektakel "Forza Motorsport 5", "Ryse - Son of Rome" und der niedliche "Zoo Tycoon". Hinzu kommt eine Handvoll Download-Spiele, die über den Xbox Live Store zu beziehen sind - darunter der Millionenseller "Minecraft". Die Games erfordern allesamt eine Festplatteninstallation, lassen sich aber ab einem bestimmten Prozentsatz schon starten.

Darf man Grafikwunder erwarten?

Der ganz große Qualitätssprung bleibt aus - echte "Wow!"-Momente liefern nur aktuelle PCs. Allerdings kosten die Grafikkarten, die dafür nötig sind, so viel wie die ganze Xbox One. Im Vergleich zur Xbox 360 fallen aber die deutlich detaillierten Objekte auf - wie etwa beim Rennspiel "Forza Motorsport 5". Darüber hinaus dürfen die Entwickler tiefer in die Effekttrickkiste greifen, um Oberflächen, Lichtverhältnisse, Wasser und Wetter besser zu simulieren. Rein theoretisch kann die Xbox One ihr Bildsignal (etwa bei Filmen und Fotos) auch im 4K-Ultra-HD-Format (8 Millionen Pixel) ausgeben. Um Spiele in dieser Auflösung zu berechnen, dürfte es der Konsole allerdings an Power mangeln.

Was ist die Stärke der Konsole?

Microsoft positioniert seine neue Videospielkonsole Xbox One als multimediale Schaltzentrale im Wohnzimmer. So lässt sich beispielsweise per HDMI-Kabel das TV-Signal von ausgewählten Kabel- und Satelliten-Receivern einspeisen, um dann über eine Bild-in-Bild-Funktion gleichzeitig zu spielen und fernzusehen - zu chatten, oder das Netz nach Informationen abzusuchen. Bis zu vier Anwendungen können simultan laufen. Alternativ wird zwischen einzelnen Bereichen in Sekundenbruchteilen hin- und her gewechselt. Darüber hinaus wartet eine kleine Auswahl an Zusatzdiensten, die sukzessive ausgebaut wird. Im Startzeitraum vom 22. November bis Februar 2014 sollen die Apps von Amazon/Lovefilm, Eurosport, Machinima, MUZU TV, TED, Twitch, Watchever und Zattoo zur Verfügung stehen. Vorinstalliert sind bereits das Musikangebot Xbox Music, das virtuelle Workout Xbox Fitness, der Video-on-Demand-Dienst Xbox Video sowie der Cloud-Speicher Sky Drive, das Videokonferenz-Tool Skype sowie ein personalisierter "OneGuide" für das TV-Programm und die Inhalte anderer Apps. Bekannte Xbox-360-Apps wie Sky Go, YouTube oder das NHL Gamecenter sucht man zum Start noch vergebens.

Was ist der Schwachpunkt der Xbox?

Das Leistungsdefizit gegenüber der PS4. Die wenigen Unterschiede bei der Systemarchitektur machen sich vorerst in einem Punkt bemerkbar: Viele Starttitel der Xbox One werden in der niedrigeren HD-Auflösung 720p oder in der Zwischenauflösung 900p berechnet und dann unter kleinen Qualitätseinbußen auf das FullHD-Format hochskaliert. Die PS4 liefert meist "echtes" FullHD in der 1080p-Auflösung. Die bislang fehlende Wiedergabemöglichkeit von 3D-Blu-rays soll per Update nachgebessert werden, auf die Abwärtskompatibilität zu alten Xbox-360-Spielen dürfte man jedoch vergebens warten. Optisches Defizit: das gewaltige Netzteil, das ebenfalls irgendwo im Regal untergebracht werden muss.

Wie abhängig ist die Konsole vom Internet?

Vom ursprünglichen Online-Zwang ist Microsoft nach massiven User-Protesten abgerückt. Nun muss die Konsole nur bei der Inbetriebnahme mit dem Internet verbunden sein - vor allem, weil es einen knapp 350 Megabyte großen Day-One-Patch geben wird, der das Betriebssystem auf einen aktuellen Stand bringt. Eine dauerhafte Internet-Verbindung ist aber ratsam: Nahezu alle Zusatzangebote greifen auf Daten aus dem Netz zurück. Der "Xbox Live"-Dienst fungiert dabei als Schaltzentrale. Microsoft stellt zum Start der Xbox One über 300.000 Server zur Verfügung, um Spiele und Filme digital über den Marktplatz zu vertreiben, ein ausgewogenes Matching bei Multiplayer-Duellen zu ermöglichen oder der Konsole aufwendige Berechnungen abzunehmen. Die Basis-Version von "Xbox Live" ist kostenlos. Für Mehrspielerpartien oder sogenannte Free-2-Play-Titel wird ein "Gold"-Account benötigt.

Welche Neuerungen sind spannend?

Die Verschmelzung mit dem TV-Signal, der schnelle Wechsel zwischen den Medien und deren Simultanbetrieb könnten bahnbrechend sein - aber auch beängstigend. Datenschützer fürchten, dass die Xbox One über die Gesichtserkennung der Kinect-Kamera genau registrieren könnte, wer wann was einschaltet, ob man während der Werbepausen den Kanal wechselt, im Internet nach Produkten sucht oder die Couch verlässt. Eine Goldgrube für die Vermarktung. Allerdings muss die Kamera nicht zwingend an die Konsole angeschlossen sein. Die Sprachsteuerung wurde weiter verfeinert - ebenso der Controller, der hervorragend in der Hand liegt und bei dem nun auch die Schultertasten durch leichtes Rütteln Feedback geben - wenn man beispielsweise bei einem Rennspiel auf der letzten Rille um die Kurve fährt. Spektakuläre Aktionen lassen sich zudem über die integrierte Software Game DVR auf Kommando hin aufzeichnen. Zudem werden im Hintergrund ungesehen immer die letzten fünf Minuten mitgeschnitten und besondere Spielemomente abgespeichert. Diese Videos lassen sich im sogenannten Upload Studio bearbeiten, schneiden, mit Audio-Kommentaren versehen und schließlich in die Xbox-Cloud hochladen. Über den Streaming-Service Twitch TV lässt sich das eigene Spielgeschehen auch live der Welt zugänglich machen und mit anderen Usern diskutieren. Dafür ist allerdings ein "Xbox Live Gold"-Account nötig. Nicht minder spannend und zukunftsträchtig: Mit der kostenlosen App "Smartglass" für Windows, Android und iOS werden Smartphones und Tablets zum Second Screen. Darauf lassen sich bei Rollenspielen etwa Karten zur besseren Orientierung oder zusätzliche Informationen zu einem Film anzeigen. Das Verschicken von Nachrichten an "Xbox Live"-Freunde und die Steuerung der Xbox One ist ebenfalls möglich. Nur das Streamen der Spiele auf die mobilen Geräte sei momentan noch problematisch, so ein Microsoft-Manager. Diese Funktion wird vielleicht irgendwann nachgereicht.

Bekomme ich vor Weihnachten noch eine Konsole?

Zahlreiche Online-Händler nehmen aktuell keine Vorbestellungen mehr an. Ob die Verknappung künstlich ist, lässt sich schwer sagen. Allerdings will Microsoft noch in diesem Jahr bis zu sechs Millionen Systeme produzieren lassen. Wer zum Start eine Xbox One haben will, sollte sein Glück beim Fachhändler um die Ecke oder bei größeren Kaufhäusern versuchen.

Wie sind die Zukunftsaussichten?

Mit der Robo-Schlacht "Titanfall", dem Zeitreise-Abenteuer "Quantum Break" und einem "Halo"-Titel warten auf Xbox-One-Besitzer im nächsten Jahr ein paar echte Exklusiv-Kracher. Aufgrund der ähnlichen Systemstruktur erscheinen die meisten Titel für Xbox One und PS4.  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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