In Dresden ist die Zahl der Tuberkulose-Fälle an zwei Schulen besorgniserregend. Denn TBC ist eine der gefährlichsten Krankheiten weltweit. Wie groß ist die Gefahr hierzulande ist, was hilft und was bei einer Ansteckung zu beachten ist.
In Dresden gibt es immer mehr Tuberkulose-Fälle. Bereits 54 Schüler und Lehrer an zwei Hoga-Schulen sind infiziert. Eine weitere betroffene Person befindet sich nach Angaben der Stadt Dresden in stationärer Behandlung und erhält Antibiotika.
Die Erkrankungsrate liegt damit über dem Jahresdurchschnitt: In Dresden erkranken 40 Menschen pro Jahr.
Auch an einer Osnabrücker Schule sind jetzt Fälle von Tuberkulose (TBC) bekannt geworden, berichtet die Osnabrücker Zeitung vom Montag. Bei zwei Lehrern an der Thomas-Morus-Schule sei eine Erkrankung festgestellt worden.
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Eine der schwersten Infektionskrankheiten weltweit
Tuberkulose gilt mit 1,7 Millionen Toten allein im Jahr 2016 als schwerste bakterielle Infektionskrankheit der Welt. Mit dem Erreger Mycobacterium tuberculosis haben sich nach WHO-Schätzungen im vergangenen Jahr 10,4 Millionen Menschen angesteckt. Fachleute bezeichnen die Infektion als "Armutskrankheit", weil sie vor allem in strukturschwachen Regionen in Afrika, Osteuropa und Zentralasien verbreitet ist.
Seit einigen Jahren nimmt die Zahl der Tuberkulose-Fälle in Deutschland wieder zu. Die Zahlen steigen seit 2013. Das Robert Koch-Institut registrierte 2016 5.915 Tuberkulose-Fälle.
100 Menschen starben in diesem Jahr an der Krankheit. Ähnlich waren die Zahlen im Jahr 2015.
Generell aber ist Tuberkulose "in Deutschland weiterhin ziemlich selten", sagt Jochen Hövekenmeier, Pressereferent bei der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe im Gespräch mit unserer Redaktion.
Was ist Tuberkulose?
Betroffene leiden unter Husten, Schmerzen im Brustkorb und Müdigkeit. Sie können zudem Gewicht verlieren und bekommen schlecht Luft. Bis die ersten Symptome auftauchen, vergehen mitunter sechs bis acht Wochen. Doch nicht jeder, der sich mit Tuberkulose infiziert, wird auch krank. Je nach Lebensalter und Stärke des Immunsystems kann es länger bis zum Krankheitsausbruch dauern.
Eine HIV-Infektion hingegen, die der körpereigenen Abwehr zusetzt, erhöht das Risiko, an Tuberkulose zu erkranken, sehr stark.
Wie wird Tuberkulose übertragen?
Tuberkulose – früher auch Schwindsucht genannt – wird durch Tröpfchen übertragen, etwa durch Husten oder Niesen. Der Erreger ist allerdings nicht hochansteckend. Um eine Infektion zu bekommen, ist ein Kontakt über mehrere Stunden mit einer infizierten Person notwendig.
Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erkranken etwa fünf bis 15 Prozent der Erwachsenen nach einer Ansteckung tatsächlich an Tuberkulose.
Vielen Ärzten fehle jedoch die praktische Erfahrung, "weil sie der Krankheit in ihrer Ausbildung nicht begegnet sind", gibt der Experte zu bedenken. "Wenn es aber einen Fall gibt, wird das gesamte Umfeld untersucht", sagt Hövekenmeier. "Dafür gibt es genaue Vorgaben."
Wie wird Tuberkulose behandelt?
Rechtzeitig erkannt, ist die Krankheit mit Antibiotika gut in den Griff zu bekommen. Die Antibiotika wirken allerdings nicht immer. Als besorgniserregend gilt die Ausbreitung einer multiresistenten TBC-Form. Vor allem Indien, China und Russland sind davon betroffen.
"Die Antibiotika-Resistenz wächst, und wir haben bald keine Behandlungsmöglichkeiten mehr", sagte WHO-Expertin Marie-Paule Kieny Anfang des Jahres in Genf.
Weltweit bleibt Tuberkulose die Infektionskrankheit, die zu den meisten Todesfällen führt. Nach Angaben der WHO sterben weltweit jeden Tag rund 5.000 Menschen an TBC, mehr als 30.000 stecken sich täglich an. "Armut ist ein großer Risikofaktor", sagt Hövekenmeier.
Woher kommt Tuberkulose?
Der Tuberkulose-Erreger begleitet den Menschen schon seit mindestens 70.000 Jahren – also bevor dieser Afrika verließ. Das schließt ein internationales Forscherteam um den Evolutionsbiologen Sébastien Gagneux vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut aus Vergleichen der genetischen Stammbäume von Mycobacterium tuberculosis und Homo sapiens.
Der Mediziner und Mikrobiologie
Diese Knötchen sind auf Röntgenbildern sichtbar. Der Erreger kann auch andere Organe als die Lunge angreifen. In 80 Prozent der Fälle handelt es sich allerdings um Lungentuberkulosen.
Wann zum Arzt?
Wer sich schon länger schlapp fühle und Sorge habe, an Tuberkulose erkrankt zu sein, der sollte seinen Arzt darauf ansprechen. "Viele Ärzte denken bei solchen Symptomen oft gar nicht an Tuberkulose, sondern zum Beispiel an eine Grippe, weil sie viel häufiger vorkommt“, sagt der Experte. Klarheit bringt ein Test.
Besondere Schutzmaßnahmen bedürfe es in Deutschland aber nicht. "Dafür ist die Krankheit viel zu selten."
In der Anamnese kann der Arzt zudem herausfinden, wo sich der Betroffene angesteckt haben könnte – entweder in Deutschland oder zum Beispiel auch auf einer Fernreise.
(fab / mit Material der dpa)
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