Wenn man durch seinen Instagram-Feed scrollt und die vielen Bilder von schönen, schlanken Menschen in akrobatischen Posen sieht, bekommt man schnell einen falschen Eindruck von Yoga.
Denn Yoga bedeutet mehr als sich für inszenierte Fotos kunstvoll zu verbiegen. Stellt sich die Frage: Yoga - was ist das eigentlich genau? Woher kommt es und wie ist Yoga in seiner heutigen Form entstanden? Und welche Bedeutung verbirgt sich hinter den gängigen Begriffen?
Der Ursprung von Yoga liegt in Indien, etwa 700 Jahre vor der heutigen Zeitrechnung. Bereits in den älteren Upanishaden, einer Sammlung philosophischer Schriften des Hinduismus, finden sich Hinweise auf Meditation und Atemtechniken, die im Yoga eine wichtige Rolle spielen.
Doch womöglich reicht die Geschichte des Yoga sogar noch viel weiter zurück: In den Veden, den heiligen Schriften des Hinduismus, ist schon 1.500 Jahre vor unserer Zeitrechnung die Rede von Männern, die meditieren und dabei die Yoga-Pose Mulabandhasana einnehmen - eine Sitzhaltung mit einander zugewandten, sich berührenden Fußsohlen.
Yoga: Ursprung in Indien, Weiterentwicklung im Westen
Beim ursprünglichen indischen Yoga stand der spirituelle Aspekt im Vordergrund. Das Ziel war es, Erleuchtung durch Meditation zu erfahren. Die ersten Körperhaltungen, genannt Asanas, dienten lediglich dazu, den Körper für das lange, regungslose Verweilen im Sitzen zu lockern und zu kräftigen.
Doch schon bald erkannte man die positive Wirkung der körperlichen Yoga-Übungen und die Asanas wurden weiterentwickelt.
Im Westen wurde Yoga Ende des 19. Jahrhunderts durch den hinduistischen Mönch Vivekananda populär, der als erster Hindu vor dem Weltparlament der Religionen in Chicago sprach. In den 30er-Jahren eröffnete die erste Yoga-Schule in Deutschland.
Seither hat sich die westliche Yoga-Tradition stetig gewandelt und dem Zeitgeist angepasst: Es entstanden verschiedene Yoga-Arten wie das körperbetonte Hatha Yoga, das sanfte Yin Yoga und Aerial Yoga, das "schwebend" in einem von der Decke hängenden Tuch praktiziert wird.
Yoga-Philosophie: Der achtgliedrige Weg
Yoga ist also kein reines Fitnessprogramm, sondern eine jahrtausendealte indische Philosophie, deren Wurzeln im Hinduismus und im Buddhismus liegen. Der wichtigste Leitfaden aller Yogis ist das Yogasutra, das zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. vom indischen Gelehrten Patanjali verfasst wurde.
Er gilt als "Vater des Yoga" und hat in seinem Werk die Weisheiten des Yoga in 195 Sanskrit-Versen zusammengefasst. Yoga wird hierbei als achtgliedriger Weg beschrieben, der über ethisches Handeln, Selbstdisziplin, Atemkontrolle, Beherrschung der Sinne und Meditation zum "höheren Selbst" führt. Auch die Körperhaltungen sind ein Teil des achtgliedrigen Yoga-Weges - aber eben nur einer.
Je nach Yoga-Art spielt die Philosophie im westlichen Yoga eine unterschiedliche Rolle. Während man beispielsweise beim Kundalini Yoga viel Wert auf Spiritualität legt, weiße Kleidung trägt und Mantren singt, stehen beim Yin Yoga passives Stretching und Entspannung im Vordergrund.
Beim dynamischen Ashtanga Yoga steht der sportliche Aspekt im Fokus und die Philosophie rückt in den Hintergrund. Wer sich dennoch mit der Yoga-Philosophie auseinandersetzt, entdeckt dabei einige praktische Hilfen für den Alltag. Die wichtigste Botschaft ist, achtsam im Hier und Jetzt zu leben. Körper und Geist sollen eine Einheit bilden.
Die wichtigsten Yoga-Begriffe kurz erklärt
Woher kommt das Wort Yoga? Der Begriff stammt aus dem Sanskrit, einer alt-indischen Sprache, und kann sowohl mit "Vereinigung" als auch mit "Anschirren" übersetzt werden.
In der Yoga-Philosophie sieht man den Körper als Wagen, den Verstand als Kutscher, die Seele als Fahrgast - und Yoga als Geschirr beziehungsweise Joch. Die meisten Begriffe, die im Hatha Yoga, Kundalini Yoga und anderen Arten verwendet werden, stammen aus dem Sanskrit.
Dieses kleine Yoga-ABC liefert eine Erklärung für die wichtigsten Begriffe aus dem Vokabular.
- Asanas sind die verschiedenen Körperstellungen im Yoga. Sie tragen zum Teil bildliche Namen wie Krähe (Bakasana), Krieger (Virabhadrasana) oder Katze (Marjariasana).
- Chakren nennt man die sieben Hauptenergiezentren des Menschen, die laut Yoga-Philosophie den Körper vom Scheitel bis zum unteren Ende der Wirbelsäule durchziehen.
- Lokah Samastah Sukhino Bhavantu ist ein Segensspruch und bedeutet "Mögen alle Wesen Glück und Harmonie erfahren". Yoga-Lehrer benutzen ihn oft als Abschlussworte für die Yoga-Stunde.
- Mantra bedeutet übersetzt Spruch oder Lied und bezeichnet eine heilige Silbe beziehungsweise ein heiliges Wort. Während der Meditation können Mantren laut oder in Gedanken wiederholt werden.
- Mudra ist eine symbolische Handgeste. Während der Meditation kann man beispielsweise Zeigefinger und Daumen zusammenführen und auf dem Oberschenkel ablegen.
- Namaste ist eine Grußformel und bedeutet auf Deutsch "Verbeugung zu dir". Man legt dabei die Handinnenflächen auf Höhe des Herzens oder des Kopfes zusammen.
- Om ist ein bekanntes Mantra. Die Silbe beschreibt den Urklang des Universums und die Einheit der drei hinduistischen Hauptgötter Vishnu, Shiva und Brahma.
- Der Sonnengruß ist eine fließende Abfolge von zwölf Asanas. Der Sonnengruß wirkt aktivierend und wird daher gerne am Morgen oder zu Beginn der Yoga-Stunde geübt.
Verwendete Quellen:
- Yoga Easy: "Die Geschichte des Yoga"
- Asana Yoga: "7 Dinge, die westliche Menschen von der Yoga Philosophie lernen können"
- WDR: "Yoga im System"
- Focus Online: "Der Ursprung von Yoga: So ist Yoga entstanden"
- Fit for Fun: "10 Yoga-Arten im Check: Welcher Stil passt zu dir?"
- Yoga Easy: "7 Mantras, die jeder Yogi kennen sollte"
- Wiki Yoga Vidya: "Lokah Samastah Sukhino Bhavantu"
- Ashtanga Yoga: "Die Philosophie des Yoga: Von den Ursprüngen bis heute"
- Happy Mind Magazine: "Was genau ist eigentlich Yoga? Die 8 Stufen nach Patanjali"
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