Rund 3.000 Menschen sterben pro Jahr in Deutschland an schwarzem Hautkrebs - Tendenz steigend. Nun war der Sommer 2019 einer der sonnenintensivsten der vergangenen Jahrzehnte und mit der UV-Strahlung steigt auch die Hautkrebs-Gefahr. Experten plädieren im Zuge des Klimawandels für mehr Prävention - vor allem für gefährdete Berufsgruppen.

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Hautkrebs ist die häufigste Krebserkrankung. Etwa 300.000 Menschen erkranken allein in Deutschland jedes Jahr neu daran - und es werden immer mehr.

Bei der Mehrzahl der Neudiagnosen handelt es sich um weißen Hautkrebs, doch auch die Erkrankungshäufigkeit des besonders gefährlichen Malignen Melanoms - also schwarzer Hautkrebs - hat sich in den letzten 25 Jahren fast verdreifacht.

Heute ist wissenschaftlich erwiesen, dass Hautkrebserkrankungen durch langjährige UV-Strahlung der Sonne auch "arbeitsbedingt" verursacht werden können. Angesichts der rapide zunehmenden Zahl von Hautkrebspatienten fordern Mediziner daher mehr Sonnenschutz für im Freien arbeitende Menschen.

"Das Sonnenlicht wird unterschätzt. UV-Strahlung ist ein krebsauslösender Stoff wie zum Beispiel Lösungsmittel oder Pestizide", sagt Christoph Skudlik, Professor am Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation an der Universität Osnabrück. Die tolerable Dosis werde regelmäßig bei im Freien tätigen Menschen überschritten.

Durch "Siesta" mehr Schutz für Arbeiter?

Seit 2015 ist Hautkrebs durch UV-Strahlung bereits als Berufskrankheit anerkannt. Laut der Gesetzlichen Unfallversicherung (GUV) wurden im letzten Jahr insgesamt 4.255 Fälle bestätigt. Allein der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) wurden 2018 knapp 2.944 neue Verdachtsfälle gemeldet, im ersten Halbjahr 2019 waren es bereits etwa 1.400 Meldungen.

Damit habe Hautkrebs Lärmschwerhörigkeit als die am häufigsten angezeigte Berufskrankheit abgelöst, sagte BG-Bau-Sprecherin Christiane Witek. Laut einer Untersuchung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung sind unter anderem Menschen auf dem Bau, Winzer, Fahrradkuriere und Bademeister betroffen. Sie sind während der Arbeit besonders häufig und intensiv der Sonnenstrahlung ausgesetzt.

Für die Experten sind die zunehmenden Zahlen arbeitsbedingter Erkrankungen erschreckend. Skudlik plädiert daher dafür, dass Hautkrebs-Screenings bei den sogenannten Outdoor-Workers zur Pflicht werden. Zudem sollten Arbeitgeber für Schatten sorgen sowie UV-Schutzkleidung ausgeben.

"Wir müssen die Arbeitszeiten verändern und über eine Siesta nachdenken", sagt Ralph von Kiedrowski, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (BVDD). Maurer in den Mittelmeer-Ländern bekommen laut einer Studie nicht wesentlich mehr UV-Strahlung ab als in Deutschland, vermutlich weil sie zwischen 11 und 16 Uhr eine lange Mittagspause machen.

Hautkrebs-Vorsorge wird zu selten genutzt

Die steigenden Zahlen der Diagnose Hautkrebs gehen wohl auch darauf zurück, dass immer mehr Patienten zur Vorsorge gehen. Seit 2008 haben gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf ein Hautkrebs-Screening, das bei dafür qualifizierten Haus- und Hautärzten erfolgt.

Allerdings nutzten noch viel zu wenige Patienten dieses Angebot, kritisierte von Kiedrowski. Bisher hätten nur 40 Prozent der gesetzlich Versicherten das Hautkrebs-Screening in Anspruch genommen, das es seit 2008 gibt. Und nur wenige davon kamen bisher regelmäßig alle zwei Jahre zum Check.

Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen berät auch Kindergärten bei der Prävention. Das Interesse sei riesig, allein in diesem Jahr wurden dem Verband zufolge schon 300 Kitas erreicht. Es gebe auch viele Anfragen von Grundschulen.

Über die Kinder hoffen die Hautärzte auch die Eltern zu erreichen - und so auf die Gefahren der Erkrankung aufmerksam zu machen. Denn noch immer unterschätzen viele die Kraft der Sonnenstrahlen und die Gefährlichkeit von Sonnenbrand.

Überlebenschancen steigen durch frühe Diagnose

Dabei kann insbesondere der schwarze Hautkrebs eine lebensgefährliche Folge der UV-Strahlung sein: Die Metastasen dieser Krebserkrankung streuen bereits sehr früh in das Lymphsystem und die Blutgefäße hinein und befallen schnell auch andere Organe.

Wer an dem aggressiven Hautkrebs erkrankt, hat daher ein hohes Risiko, auch weitere Krebsarten zu bekommen. Je früher deshalb die Diagnose für Schwarzer Hautkrebs gestellt wird, desto größer ist die Chance, die Erkrankung zu überleben.

"Die Haut vergisst nicht", betont von Kiedrowski. Die Lichtbelastung von Jahrzehnten addiere sich und fördere letztendlich am gesamten Körper die krankhafte Veränderung der Zellen. Das unkontrollierte Wachsen der Hautzellen ist Auslöser des lebensbedrohlichen Hautkrebs.

Hautveränderungen oder Muttermale sollten deshalb regelmäßig überprüft werden. Mit dem sogenannten ABCDE-Test (den Sie hier machen können) lassen sich auffällige Hautveränderungen auch selbst nach bestimmten Kriterien beurteilen. Es empfiehlt sich dennoch regelmäßig und bei Zweifeln einen Experten aufzusuchen.

Verwendete Quellen:

  • Deutsche Presse Agentur
  • Ärzte Zeitung: Berufskrankheit Hautkrebs - Diese Berufsgruppen müssen besonders aufpassen
  • Pharmazeutische Zeitung: Hautkrebs - Gute Heilungsraten und wenig Narben

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