So mancher Mann mittleren Alters schiebt einen imposanten Bierbauch vor sich her. Manche stört er nicht, die meisten hätten ihn aber gerne los. Schädlich für die Gesundheit ist das Bauchfett in jedem Fall. Wir klären die wichtigsten Fakten um die runde Körpermitte.
Beim sogenannten Bierbauch handelt es sich um eine Fettansammlung rund um die Bauchregion. Entgegen dem Namen liegt im Bier aber zumindest nicht die einzige Ursache. "Der Bierbauch hat oft gar nicht so viel mit Bier zu tun", sagt Professor Dr. Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln.
Das Hopfengetränk enthält zwar viele Kalorien und kann dadurch auf Dauer dick machen. Fataler aber ist: Es macht Lust auf fettiges Essen. "Alkohol stimuliert den Stoffwechsel und aktiviert Systeme im Körper, die dafür sorgen, dass man zusätzlich einige Speisen verzehrt", so Froböse.
Zu denen zählen Leckereien mit vielen Kohlenhydraten und Kalorien wie Pizza, Schnitzel, Wurst oder Pommes. Ein weiterer kritischer Faktor ist die Regelmäßigkeit: Handelt es sich beim Biertrinken in der Kneipe um eine Form des Lebenswandels, bei dem mehrfach pro Woche Schoppen samt Schmankerl konsumiert werden, ist die Entstehung eines Bierbauches sehr wahrscheinlich.
Bierbäuche sind evolutionsbedingte Männersache
Dabei ist der runde Bauch eine eher unter Männern verbreitete Erscheinung. Frauen brauchen ihn deutlich seltener weniger zu fürchten. "Wir haben bei den Geschlechtern eine unterschiedliche Verteilung des Körperfetts", so Froböse.
Bei Frauen darf das Fett eine mögliche Schwangerschaft nicht behindern, es lagert sich deshalb vermehrt im Oberschenkel- und Hüftbereich ab. Männer hingegen, so der Experte, setzen Fett am Bauch an.
Das hat einen evolutionsbedingten Hintergrund: Männer durften früher nicht durch Fett an den Beinen beim Jagen und Laufen behindert werden.
Bauchfett schadet dem gesamten Körper
Ob bei Männern oder Frauen: Bauchfett ist immer schädlich und bringt zahlreiche negative Effekte mit sich: "Wo das Bauchfett liegt, finden sich auch die wichtigen inneren Organe", erklärt Froböse.
Zu viel Fett kann demnach bis in die Lunge hinein die Arbeit der Organe behindern. Schwierig wird es besonders, wenn diese selbst auch von Fett durchzogen sind. Zudem ist das innen liegende Bauchfett für bestimmte hormonelle Prozesse im Körper verantwortlich.
Sie können, so Froböse, "eine vollkommene Entgleisung des Stoffwechsels auslösen". Folge ist oftmals das so genannte Metabolische Syndrom. Dabei handelt es sich um das gleichzeitige Auftreten von vier kritischen Faktoren: Übergewicht mit meist bauchbetonter Fetteinlagerung, Bluthochdruck, erhöhter Blutzuckerspiegel und gestörter Fettstoffwechsel.
Mit dem Metabolischen Syndrom steigt die Sterblichkeit der Betroffenen deutlich, weshalb es auch als "Tödliches Quartett" bekannt ist. Mit einem allzu runden Bauch werden zudem Krankheiten wie Fettleber, Diabetes-Typ-2 sowie Herzinfarkt und Schlaganfall wahrscheinlicher.
Wer eine zu füllige Körpermitte fürchtet, sollte seinen Taillenumfang messen. Kritisch wird dieser bei Männern ab 102 Zentimetern, bei Frauen schon ab 88 Zentimetern. Ab diesen Werten sprechen Mediziner von einer übermäßigen Fettanlagerung im Bauchbereich, der sogenannten abdominalen Adipositas.
Muskelaufbau verdrängt den Bierbauch
Um das Risiko für Folgeerkrankungen und Übergewicht zu reduzieren, ist es wichtig, dem Bierbauch gegenzusteuern. Dazu sollte der gesamte Lebenswandel verändert werden.
"Essen und trimmen, beides muss stimmen", sagt Professor Dr. Froböse. Im Falle des typischen Bierbauches sollten kalorienreiche Exzesse mit Bier und Speisen in der Kneipe deutlich seltener stattfinden. Bei regelmäßigem Alkoholkonsum droht zudem nicht nur ein Bierbauch, sondern auch ein mögliches Suchtproblem.
Hinzu kommt, dass Bier meistens abends getrunken wird. Dann, so der Experte, kann es aber vom Körper besonders schlecht verstoffwechselt werden. Besser ist es, Alkohol nur an ein bis zwei Abenden pro Woche in Maßen zu trinken und zugleich auf die Wahl der Speisen zu achten.
Wer gezielt gegen seinen Bierbauch vorgehen will, sollte eine komplette Ernährungsumstellung in Betracht ziehen. Nach dieser sollte der Schwerpunkt auf gesunden Mahlzeiten mit viel Obst, Gemüse, Ballaststoffen und Fisch oder Geflügelfleisch liegen.
Sport hilft im Kampf gegen das Fett
Verzichtet werden sollte auf zucker- und fetthaltige Speisen wie Fast Food sowie auf verarbeitetes Fleisch, Alkohol und zu viele Kohlenhydrate.
Um den bestehenden Bierbauch anzugehen ist außerdem regelmäßiger Sport entscheidend. Insbesondere sollte Muskelmasse aufgebaut werden, da sie das Fett verdrängt. Doch neben Kraft- ist auch Ausdauertraining wichtig.
Hier sind Nordic Walking, Radfahren und Schwimmen angebrachte, also gelenkschonende Sportarten. Als gezielte Fitnessübungen für den Bauch bieten sich Sit-Ups oder Crunches an. Der Oberkörper-Lift ist eine besonders effiziente Übung, um die gerade sowie die seitliche Bauchmuskulatur und die des Rumpfes zu stärken.
Dazu zunächst in die Seitenlage begeben und mit dem rechten Arm vom Boden abstützen. Dann in Intervallen die Hüfte und den Oberkörper vom Boden heben und wieder senken.
Quellen:
- Professor Dr. Ingo Froböse, Sportwissenschaftler an der Sporthochschule Köln
- Berufsverband der Internisten. Was ist das Metabolische Syndrom
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