Brustkrebs ist vor allem als Frauenkrankheit gefürchtet. Aber auch Männer können einen Tumor in der Brust erleiden. Da die Krankheit bei ihnen seltener auftritt, wird sie oft nicht frühzeitig erkannt.

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Jährlich erhalten in Deutschland 600 bis 700 Männer die Diagnose Brustkrebs. Dabei wird die Krankheit oft erst spät erkannt, wodurch sich die Heilungschancen verschlechtern.

"Männer mit Brustkrebs haben tendenziell eine höhere Sterblichkeit als Frauen", sagt Sabine Kliesch, Chefärztin der Abteilung für Klinische und Operative Andrologie am Universitätsklinikum Münster. "Bei Männern wird weniger an Brustkrebs gedacht und es gibt keine Vorsorgeuntersuchungen", so die Expertin.

Jeder Mann, der eine Veränderung wie zum Beispiel eine Schwellung an der Brust bemerkt, sollte deshalb in jedem Fall eine ärztliche Untersuchung machen lassen, rät die Urologin.

Männliche und weibliche Brust gar nicht so unterschiedlich

Bis zur Pubertät ist die Brust bei beiden Geschlechtern fast gleich. Sie weist jeweils die Anlagen der Milchgänge auf. Ihre Zellen sind für die Entstehung von Brustkrebs besonders empfindlich.

80 Prozent der Brustkrebsfälle haben dort ihren Ursprung. Frauen erleiden den Krebs häufiger, weil ihre Milchgänge mit der Geschlechtsreife gewachsen und somit ausgeprägter sind.

Was viele nicht wissen: Meist ist ein erhöhter Östrogenspiegel für Brustkrebs bei Männern verantwortlich. Das Hormon ist zwar als typisch weiblich bekannt, zu einem geringen Anteil spielt es aber auch im männlichen Organismus eine Rolle. Östrogen wird im Fettgewebe, aber auch in den Hoden produziert.

Ein hormonelles Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Testosteron kann bei Männern zu einer Gynäkomastie führen. Dabei handelt es sich um eine gutartige Vergrößerung des Brustdrüsenkörpers. Jedoch kann hinter ihr auch Brustkrebs stecken.

Auslöser für eine Gynäkomastie können ein Hodenhochstand, eine Hoden- oder Nebenhodenentzündung, aber auch Lebererkrankungen, Übergewicht oder der Missbrauch von Anabolika sein. Die Gynäkomastie geht in der Regel zurück, wenn sich der Hormonhaushalt wieder normalisiert. Zudem kann sie medikamentös behandelt werden.

Genetische Ursachen begünstigen Brustkrebs beim Mann

Zwei große Risiken für Brustkrebs bei Männern sind genetisch bedingt. Zu ihnen zählt das Klinefelter-Syndrom. Bei ihm verfügt der Mann über ein oder mehrere zusätzliche X-Chromosomen.

Dieses Syndrom erhöht das Risiko für Brustkrebs um das 15 bis 50-Fache, so die Deutsche Gesellschaft für Urologie. Zudem können auch andere Genmutationen, insbesondere das familiäre Vorkommen der sogenannten Brustkrebs-Gene das Risiko erhöhen. Dieses steigt, wenn es unter verwandten Frauen ersten bis dritten Grades Fälle von Brustkrebs gibt.

Weitere Risikofaktoren für den Tumor in der Brust sind wie für viele andere Krebsarten auch Übergewicht, die Einnahme von Hormonen, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und das Alter.

Brustkrebs bei Männern: Das sind die Symptome

Im Gegensatz zu Frauen erkranken Männer durchschnittlich erst im Alter zwischen 65 und 70 Jahren an Brustkrebs. Doch es kann auch Jüngere treffen. Warnsignale für eine Erkrankung ist das Austreten von klarer oder blutiger Flüssigkeit aus der Brustwarze, Veränderungen der Brusthaut oder das Einziehen einer Brustwarze.

Auch Knoten und Entzündungen im Brustbereich sowie geschwollene, schmerzende Lymphknoten in der Achselhöhle sind Symptome, bei denen Betroffene dringend einen Arzt aufsuchen sollten. Sie müssen nicht Krebs bedeuten, sollten jedoch abgeklärt werden. Nur dann sind eine frühzeitige Erkennung und eine Heilung möglich.

Kann der Krebs unbemerkt fortschreiten, können sich Skelettmetastasen bilden. Sie werden begleitet von Knochenschmerzen, Gewichtsabnahme, einer geminderten Leistungsfähigkeit, Husten, Atemnot oder auch einer Leberschwäche.

Brustkrebs-Diagnostik: Zu welchem Arzt geht der Mann?

Bei Veränderungen an der Brustdrüse gibt es mehrere Ansprechpartner. "Die meisten Veränderungen sind gutartig und durch Störungen im Hormonhaushalt bedingt. Zuständig dafür sind Andrologen als Ärzte für Männerheilkunde", so die Fachärztin Kliesch.

"Es können aber auch Endokrinologen, Dermatologen oder Urologen aufgesucht werden", sagt die Expertin. Wenn es darum geht, die Krebsdiagnostik abzusichern, gehe auch der Mann zum Brustspezialisten im Bereich der Frauenheilkunde, zum Senologen. Es gibt zertifizierte Brustzentren, in denen Ärzte der verschiedenen Fachgruppen miteinander arbeiten und den Brustkrebs bekämpfen.

Obwohl die Krankheit bei Männern selten ist, ähnelt die Behandlung stark derer bei Frauen, sodass viel Fachwissen vorhanden ist. Bei einem Verdacht auf Brustkrebs werden Ultraschalluntersuchungen der Brust sowie umliegender Lymphknoten gemacht. Zudem kann eine Mammografie durchgeführt werden. Bei einer Biopsie wird Gewebe entnommen und auf Krebszellen untersucht.

Therapie bei Brustkrebs

Da bei Männern weniger Brustgewebe vorhanden ist, muss im Falle eines Tumors meist die gesamte Brust entfernt werden. Der Operation folgen dann oft eine Chemo-, Strahlen- oder Antikörpertherapie. Auch eine antihormonelle Therapie ist möglich.

Generell fehlt es an Aufklärung zum Thema Brustkrebs bei Männern und das auch innerhalb der Risikogruppen. "Weil Brustkrebs bei Männern selten ist, ist er auch in der öffentlichen Wahrnehmung kaum verankert", weiß Kliesch.

"Es wäre besser, wenn bei Fällen, in denen Patientinnen mit Brustkrebs behandelt werden, der Arzt immer kommuniziert, dass auch die männliche Verwandtschaft ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs hat." Diese Aufklärung gilt es zu verbessern, da sich die Männer ihrem Risiko nicht bewusst sind.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Prof. Dr. Sabine Kliesch, Chefärztin der Abteilung für Klinische und Operative Andrologie am Universitätsklinikum Münster
  • Deutsche Krebsgesellschaft. Brustkrebs bei Männern.
  • Deutsche Gesellschaft für Urologie. Pressemitteilung: Männer mit Brustkrebs. Urologen plädieren für Früherkennungsuntersuchung bei Risiko-Patienten. Aktualisiert Sept. 2019.
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