Eltern von Kleinkindern wissen: Raffinierte Tricks für den Alltag sind die Luft, die wir zum Atmen brauchen. In dem neuen Ratgeber "Wie machst du das eigentlich?" beantwortet Dreifach-Mama Miriam Fuz nicht nur alle Fragen, die ihr je zum Thema Kinder gestellt wurden. Sie schildert auch das alltägliche Chaos unverblümt.

Antonia Fuchs
Eine Kritik
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Schon wieder ein Erziehungsratgeber. Das war als Mama von drei Kindern - ehrlich gesagt - mein erster Gedanke, als mir das neue Buch einer anderen Dreifach-Mutter und Journalistin in die Hände fiel. In "Wie machst du das eigentlich?" erzählt Miriam Fuz (36), wie sie mit Kleinkindern (über)lebt.

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Jede Familie ist anders, und was bei den einen funktioniert, kann woanders genau der falsche Weg sein. Kann so ein Ratgeber dann überhaupt sinnvoll sein?

Ja, er kann. Denn wir Eltern von Kleinkindern sind immer auf der Suche nach praxiserprobten Tipps und Ideen, die uns den Alltag erleichtern können. Tatsächlich sind mir in dem Buch ein paar neue Kniffe und Strategien begegnet (zum Beispiel: Speed cleaning! Mehr dazu gleich).

Vor allem aber kann ich sagen: Wer einen Ratgeber wie diesen schon zu Beginn seiner "Mama-Karriere" griffbereit hat, erspart sich einige mühsame Lernprozesse.

Noch ein Erziehungsratgeber? Warum?

"Ich wollte mein gesammeltes Wissen, was ich mir in den Jahren mit den Kindern angeeignet habe, weitergeben", erzählt die Mutter von drei Söhnen (5, 3, 1), "und zwar ohne erhobenen Zeigefinger oder den Anspruch darauf, der Weisheit letzter Schluss zu sein. Vielmehr möchte ich praxiserprobte Tipps geben, aus denen sich jeder rausziehen kann, was für ihn passt."

Noch etwas anderes motivierte Fuz zum Schreiben: "Es ist für Mamas beruhigend zu wissen, dass andere auch nicht so schöne Tage haben und dann einem Nervenzusammenbruch nahe sind. Daher war für mich klar, dass mein Buch ein sehr ehrlicher Ratgeber wird, der nichts beschönigt."

So schildert die ausgebildete Journalistin unverblümt das Chaos, das es auch in ihrem Haus gibt - unterirdische Nächte, unfassbare Trotzanfälle der Kinder und Beinahe-Nervenzusammenbrüche der Eltern.

Hier ein Einblick in die Erziehungs-Trickkiste von Miriam Fuz:

Täglicher Wahnsinn mit Kleinkindern - was tun?

Wenn das Haus im Chaos versinkt ...

  • ... trinkt die Dreifach-Mama und Autorin erst mal ganz in Ruhe einen Kaffee.
  • ... hilft je nach Tagesform der Mama die Strategie "Speed cleaning". Handy-Timer für jeden Raum auf fünf Minuten stellen und dann so effizient aufräumen wie nie.
  • ... Wäschekorb oder Tragetasche parat haben: alles rein, was nicht in den jeweiligen Raum gehört statt jedes Teil einzeln in ein anderes Zimmer zu tragen.

Wenn die Kinder das Essen verweigern ...

  • ... gibt man ihm phantasievolle Namen: Aus Erbsen werden Mini-Fußbälle, aus Karotten Piraten-Münzen und aus Hörnchen-Nudeln Knieschoner (für Jungs). Für Mädchen kann eigentlich alles zum Einhorn-Futter werden.
  • ... beginnt das Essen zu sprechen. Kichererbse: "Oh nein, Hilfe, bitte iss mich nicht! Ich komme doch gerade vom Friseur und habe mir eine schicke Glatze schneiden lassen."

Wenn beim Anziehen nichts weitergeht ...

  • ... alles als Wettbewerb verpacken: Wer ist zuerst angezogen? Fuz macht danach sogar eine fiktive Siegerehrung mit ihren Kindern.
  • ... alles als Spiel gestalten: "Oh nein, es brennt im Flur. Sind Sie Feuerwehrmann Sam? Sie müssen schnell mit zum Einsatz".
  • ... aus den Kleidungsstücken eine Anziehstraße im Zimmer auslegen.

Wenn die Kinder beim Zubettgehen völlig durchdrehen ...

  • ... daran denken: Sie sind todmüde und nicht mehr aufnahmefähig, so dass "jedes Gespräch eigentlich schon zu viel ist", wie Fuz schreibt.
  • Also: Das Programm möglichst mit Ruhe durchziehen und im Fall eines Streits den Frieden spätestens beim Gute-Nacht-Kuss wiederherstellen.

Wenn man selbst durchdreht ...

  • "Alle guten Ratschläge hin oder her", schreibt Fuz, "an manchen Tagen könnte ich die Kinder zum Mond schießen."
    Kein kinderloser Mensch könne sich vorstellen, wie es ist, "wenn Tag und Nacht jemand an einem zerrt". Null-Bock-Tage zu haben, sei normal und okay: "Bringt den Tag irgendwie rum und gönnt euch abends etwas Schönes."

Wenn das schlechte Gewissen kommt ...

  • ... nicht vergessen: Beim Elternsein geht es nicht um Perfektion.

    Fuz führte zum Beispiel bei ihrem Großen das Sandmännchen-Fernsehprogramm früher ein, als es ihr lieb war - nämlich als das zweite Baby da war. Es gehe nicht darum, "einen Erziehungs-Oscar zu gewinnen oder alles perfekt machen zu müssen. Ich habe die Situation damals so gelöst, dass wir drei da am entspanntesten durchkommen und nur das zählt."

    Jede Mutter müsse in sich hineinhören: "Es geht nicht um gesellschaftliche Normen oder den Rat der Schwiegermutter. Es geht einzig und allein darum, dem Bauchgefühl entsprechend zu handeln."

Löst oft das Problem: Die innere Einstellung

Für die Kinder da zu sein, heißt für Miriam Fuz nicht zuletzt, auf sich selbst zu achten und die eigenen Bedürfnisse nicht immer hinten anzustellen.

Dazu gehört für sie nicht nur Sport und ein Abend in der Woche für sich, sondern auch: sich äußerlich nicht gehen zu lassen: "Denn vergesst es nicht, diese Jahre mit unseren kleinen Kindern sind eigentlich unsere besten".

Das Schönste an ihrem Buch: Sie fasst wunderbar in Worte, wie die Sicht auf die Dinge alles verändern und verschönern kann. "Genießt das Chaos, wenn ihr das nur irgendwie könnt", bringt sie eine wichtige Erkenntnis auf den Punkt, "irgendwann sind die Kinder groß und führen ihr eigenes Leben."

Eines Tages werde man vielleicht allein daheim sitzen und auf einen Anruf von ihnen warten, "ihr werdet traurig sein, dass ihr euch nicht so oft seht, und euch die Zeit zurückwünschen, in der daheim jeden Tag so viel Chaos und Leben herrschte, wie es heute der Fall ist."

Buchtipp: Miriam Fuz, "Wie machst du das eigentlich? Erprobte Ratschläge für jeden Tag: So (über)lebe ich mit drei Kleinkindern", Books on demand (2017). Die Autorin ist Journalistin und lebt in Baden-Württemberg.
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