Die Küche ist oftmals der Mittelpunkt des Familienlebens. Hier wird nicht nur gekocht und gegessen, es werden auch Probleme geklärt, Feste gefeiert, Diskussionen geführt, Pläne geschmiedet. Grund genug, an diesem Ort für die richtige Hygiene zu sorgen. Sonst teilt man sich den eigenen Lieblingsplatz ganz schnell mit unerwünschten Mikroorganismen jeder Art.
Eine saubere Küche ist schön und gut, zum Desinfektions-Süchtling braucht man deshalb aber nicht zu werden. Schon ein paar Grundregeln sorgen dafür, in punkto Sauberkeit und Gesundheitsvorsorge auf der sicheren Seite zu sein.
Saubere Hände
Was schon die Großmutter immer verlangt hat, ist heute nicht weniger wichtig: Das A und O für die Hygiene sind gewaschene Hände. Sie sollten regelmäßig mit Seife und warmem Wasser gründlich gereinigt und hinterher abgetrocknet werden. Das ist nicht nur beim Heimkommen und nach dem Toilettengang wichtig, ebenso vor und nach den Mahlzeiten und während der Küchenarbeit. Nur so lässt sich sicherstellen, dass gefährliche Keime nicht von einem Nahrungsmittel auf ein anderes übertragen werden.
Gereinigte Arbeitsflächen
Ebenso nötig: für Sauberkeit auf den Arbeitsflächen sorgen und die Schneidbretter nach der Zubereitung der unterschiedlichen Lebensmittel reinigen oder gegen eine andere Unterlage auswechseln. Sonst besteht die Gefahr, dass Bakterien weitergereicht werden. Rohe und gekochte Lebensmittel sollten stets auf verschiedenen Brettern bearbeitet werden. Auch die Messer müssen zwischendurch gewaschen oder gewechselt werden, um Salmonellen und andere Bakterien nicht zu verbreiten.
Für die Reinigung genügen normalerweise Spülmittel und heißes Wasser. Ob man Holz- oder Kunststoffbretter benutzt, ist eigentlich reine Geschmacksache. Für die Kunststoffvariante spricht, dass die Bretter in der Spülmaschine gewaschen werden können. Trotzdem ist Holz hygienischer, weil es durch spezielle Gerbsäuren eine antibakterielle Wirkung besitzt, die Plastik fehlt. Forscher der Biologischen Bundesanstalt Braunschweig und des Deutschen Instituts für Lebensmitteltechnik konnten diesen Effekt bei einheimischen Hölzern wie Kiefer, Fichte, Buche und Ahorn nachweisen. Besonders ausgeprägt war die antibakterielle Wirkung bei Kiefernbrettchen. Und der Effekt nutzt sich nicht ab, mit jeder neuen Schrunde im Holz werden wieder Gerbsäuren frei.
Die Schnitte und Ritzen in Plastikbrettchen bieten Bakterien dagegen trotz Geschirrspüler gute Überlebenschancen. Daher sollten sie regelmäßig ersetzt werden.
Hygienische Lappen, Schwämme und Tücher
Es wird oft unterschätzt, zu welcher Keimschleuder sich manche Küchenutensilien entwickeln können, die eigentlich für die Hygiene zuständig sind. So empfiehlt es sich, Lappen und Schwämme aus dem Küchenbereich auch ausschließlich hier zu benutzen. Sie sollten regelmäßig in der Waschmaschine gereinigt werden und ab und an gegen frische Tücher gewechselt werden. Übertriebene Sparsamkeit geht hier auf Kosten der Hygiene und ist damals fehl am Platz.
Nach der Zubereitung von Fleisch oder Eiern ist es ratsam, die Arbeitsflächen mit der Küchenrolle zu säubern. Damit werden potentielle Keime sofort über den Mülleimer entsorgt.
Auch Geschirr- und Handtücher können Krankheitsauslöser übertragen, deshalb nicht zu lange nutzen, auch wenn sie optisch noch sauber aussehen.
Keimbecken Mülleimer
Der Mülleimer wird vor allem in der heißen Sommerzeit nicht selten zu einer Geruchsbelästigung. Denn befördert von hohen Temperaturen gehen unterschiedliche Abfälle hier neue Verbindungen ein und Faulprozesse werden beschleunigt. Daher sollte man manche Abfälle, beispielsweise Obstschalen, in Zeitungspapier gewickelt entsorgen. Außerdem muss der Eimer in der heißen Zeit häufiger geleert werden, auch wenn er möglicherwiese noch nicht voll ist.
Abfälle sind zudem die ideale Brutstätte für lästige Insekten wie Fruchtfliegen und locken Fliegen und Wespen an. Reste, die am Deckel des Eimers haften geblieben sind, müssen sofort entfernt werden.
Der Mülleimer sollte zudem in gewissen Abständen heiß ausgewaschen werden. Danach empfiehlt es sich, den Eimer gründlich trocknen zu lassen, sonst erreicht man das Gegenteil von Sauberkeit: Ein feuchtwarmes Klima sorgt für die rasante Keimvermehrung.
Lebensmittellager Kühlschrank
Die Sauberkeit im Kühlschrank, in dem ja gerade leicht verderbliche Lebensmittel lagern, wird oftmals nicht ernst genug genommen. Für den Hygieneexperten Horst Veith, der seit vielen Jahren Privathaushalte auf Keimfallen testet, sind Kühlgeräte daher oft "Erholungsheime für Bakterienstämme". Mit einer speziellen Nährlösung, die Bakterien im Schmutz aktiviert, kann er den Grad der Verschmutzung feststellen. Nicht selten übersteigt er die als unbedenklich geltende Norm ganz wesentlich.
Für die gründliche Reinigung reicht es aus, etwa einmal im Monat den ganzen Kühlschrank mit Essigwasser auszuwaschen. So ist die Keimentwicklung auch aus Sicht des Fachmannes im unbedenklichen Rahmen zu halten. Mindestens zweimal im Jahr sollte das Gerät abgetaut werden. Und nicht zu vergessen: Das Sortiment im Schrank muss regelmäßig durchgesehen und Verdorbenes oder lange Überfälliges entsorgt werden.
Die Kühlschranktemperatur sollte nicht über sieben Grad Celsius liegen. Schon beim Einräumen ist zu beachten, dass es unterschiedliche Kältezonen gibt. So gehört Fleisch zum Beispiel auf die untere Glasplatte, wo es mit am kältesten ist.
Umgang mit Lebensmitteln
Prof. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, betont, dass die Risiken einer mangelnden Lebensmittelhygiene unterschätzt werden. Bei mehr Aufmerksamkeit ließen sich viele Magen-Darm-Infektionen vermeiden. Katastrophen wie EHEC, bei denen ungewaschenes Gemüse letztlich Todesfälle nach sich zog, würden die Verbraucher meist nur kurzzeitig aufschrecken. Im Alltag werde die Hygiene dann schnell wieder vernachlässigt.
Wenn Bakterien durch mangelnde Hygiene der Hände oder Arbeitsutensilien von rohen Lebensmitteln auf andere Nahrung übertragen werden, sprechen Experten von einer Kreuzkontamination. Die gesundheitsschädlichen Keime selbst wären nicht in der Lage, Lebensmittelgrenzen zu "überspringen". Verantwortlich für die Übertragung ist daher immer der Mensch.
Abgepackte Salate, auch aus dem Bioladen, sollten immer gewaschen werden. Vorsicht ist aber vor allem bei tierischen Lebensmitteln geboten. So sollte frisches Mett nur am Zubereitungstag roh gegessen werden. Durch die Herstellung wird die Fleischoberfläche stark vergrößert, so dass Mikroben sich leicht vermehren können. Auch Speisen, die rohes Ei beinhalten, sind mit Vorsicht zu genießen und sollten im Kühlschrank aufbewahrt und binnen eines Tages gegessen werden. Hier lauert die Gefahr einer Salmonelleninfektion.
Gerade im Sommer besteht das Hygienerisiko für Lebensmittel schon beim Transport vom Supermarkt in die Küche. Daher sollte man Kühltasche und -akkus bereithalten, wenn beispielsweise der Einkauf für das Grillfest ansteht. Angetaute Lebensmittel sollten nicht wieder eingefroren werden.
Problem von Fruchtfliegen
So dekorativ eine leckere Obstschale auch ist: Während der warmen Zeit sollten Früchte durch eine Fliegenhaube geschützt oder im Kühlschrank gelagert werden. Gerade an schwülen Sommertagen werden lästige Fruchtfliegen sonst zu Dauergästen. Die Tiere lieben auch Getränkereste, die daher ebenfalls nicht offen stehengelassen werden sollten.
Wer offensiv gegen die kleinen Obstfliegen vorgehen will, kann eine kleine Schüssel mit Essigwasser und einem Tropfen Spülmittel aufstellen. Fliegen mögen diese Mischung und ertrinken beim Naschen. Auch der Geruch von Basilikum soll helfen, kleine Insekten fernzuhalten.
Hygiene-Risiken vermeiden
Jede Küche birgt weitere Stellen, an denen sich Keime vermehren und gefährlich werden können - etwa die Dunstabzugshaube, bei der regelmäßig der Filter gewechselt werden sollte. Um Geruchsbelästigung zu vermeiden, sollte vor allem an heißen Tagen auch der Geschirrspüler öfter betrieben werden, selbst wenn er noch nicht vollständig gefüllt ist.
Andere Gefahrenquellen, beispielsweise Wasserfilter, gehören zu den unnötigen Risiken. Da Trinkwasser das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland ist, gibt es keinen Grund, Schadstoffe zu entfernen. Die Verbraucherzentralen raten aus hygienischer Sicht von Wasserfiltern ab. Weil Trinkwasser als verderbliches Lebensmittel schnell verkeimt, wenn es zu lange in einem Behälter steht oder in Kontakt mit einem alten Filter kommt, sind diese Geräte eher kontraproduktiv.
Wasser aus dem öffentlichen Versorgungsnetz ist prinzipiell schadstoffarm und kann ohne Bedenken getrunken werden. Wer trotzdem unsicher ist oder zusätzliche Informationen möchte, hat die Möglichkeit, sich beim örtlichen Wasserwerk über die genaue Zusammensetzung zu informieren.
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