- Die wieder kostenlosen Corona-Schnelltests und die Selbsttests für zu Hause werden von vielen im Rahmen der 3G- oder 2G-Regelungen rege genutzt.
- Bei beiden handelt es sich um Antigentests, deren Ergebnisse laut Experten wie Christian Drosten aber mit Vorsicht zu behandeln sind.
- Warum und was der Unterschied zum PCR-Test ist, erklären wir hier.
Die Corona-Strategie der Bundesrepublik lautet wieder: testen, testen, testen. Denn zu den wichtigsten Werkzeugen gegen das Coronavirus zählen nun einmal die Tests. Sie "helfen dabei, Infektionsketten schneller zu erkennen und zu durchbrechen", schreibt das Bundesministerium für Gesundheit auf seiner Homepage.
Auch angesichts von Regelungen wie 3G oder 2G plus haben die Tests an Bedeutung gewonnen. Experten wie der Virologe Christian Drosten sehen dabei aber auch Probleme: "Vor Symptombeginn sind Schnelltests einfach nicht empfindlich genug. Daher meine Zweifel an 3G", schrieb er kürzlich auf Twitter mit Bezug auf Regeln, die Geimpften, Genesenen und Getesteten Zugang zu Einrichtungen oder Veranstaltungen gewähren.
Probleme sieht er hier auch bei der Testung von Geimpften. Die Studienlage dazu sei zwar noch nicht ausreichend, aber: "Es sieht nach meiner vorläufigen Einschätzung so aus, als ob Infektionen bei Geimpften gerade in den ersten Tagen der Infektion nicht so gut durch den Antigenschnelltest nachzuweisen sind", sagte er der "Bild". Doch was unterscheidet Antigentests - dazu zählen Selbst- und Schnelltests - von PCR-Tests? Ein Überblick über die vorhandenen Tests in Deutschland.
Selbsttest: Fehlerrate höher als bei PCR
Der Selbsttest beruht auf dem gleichen System wie der Antigen-Schnelltest, kann allerdings von Privatpersonen durchgeführt werden. Antigen-Selbsttests kann jeder frei im Handel, in Apotheken und über das Internet kaufen. Eine Liste der zugelassenen Tests hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte auf seiner Homepage.
- Testung: Man nimmt eine Probe von einem Abstrich aus der Nase oder dem Rachenraum, manchmal sind es auch Speichel-, Lutsch- oder Gurgelproben, und gibt diese Probe auf einen Teststreifen. Befindet sich darin SARS-CoV-2, reagieren die Eiweißbestandteile des Virus mit dem Teststreifen. Er verfärbt sich nach 15 bis 30 Minuten.
- Sicherheit: "Selbsttests können zusätzliche Sicherheit in konkreten Situationen im Alltag geben", schreibt die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Denn immer dann, wenn der Testende mit anderen Menschen in Kontakt kommt, wie etwa in der Schule, kann mit einem Selbsttest einem Ansteckungsverdacht nachgegangen werden. Die Fehlerrate liegt höher als beim PCR-Test.
- Aussagekraft: Ist ein solcher Antigen-Schnelltest positiv, weist die BZgA darauf hin, dass dann ein PCR-Test erforderlich ist. Fällt der Test negativ aus, entbindet er nicht von den Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Er ist nur eine Momentaufnahme.
Antigen-Schnelltest: Größere Virusmenge als bei PCR notwendig
Anders als die Selbsttests für Privatpersonen werden Antigen-Schnelltests von geschultem Personal durchgeführt und ausgewertet. Da sie bei einer Infektion schnell bestimmte Eiweiße des Coronavirus SARS-CoV-2 in den Schleimhäuten der Atemwege nachweisen können, empfiehlt die Bundesregierung die Antigen-Schnelltests beispielsweise in Krankenhäusern sowie Pflegeeinrichtungen.
- Testung: Für einen solchen Test wird von medizinisch geschultem Personal eine Probe aus den Schleimhäuten der Atemwege entnommen. Der Abstrich erfolgt durch den Mund und über die Nase. Anschließend wird die Probe auf einen Teststreifen gegeben.
- Sicherheit: Die Antigen-Schnelltests gelten als nicht ganz so verlässlich wie die PCR-Tests. Aber sie werden durch geschultes Personal durchgeführt und der Getestete erhält schnell das Ergebnis meist innerhalb von etwa 30 Minuten.
- Aussagekraft: Für den Antigen-Schnelltest braucht man eine größere Virusmenge als beim PCR-Test, um ein positives Ergebnis zu bekommen. Ist beispielsweise die Infektion noch frisch, kann der Antigen-Schnelltest "negativ" anzeigen, obwohl die getestete Person bereits infiziert ist. Außerdem zeigt der Antigen-Schnelltest laut der BZgA öfter ein positives Ergebnis an, auch wenn die Person nicht infiziert ist. Deswegen sollte nach einem positiven Antigen-Schnelltest stets ein PCR-Test zur Bestätigung durchgeführt werden.
Antigen-Schnelltests kann man wieder einmal pro Woche kostenlos in Testzentren, Arztpraxen oder Apotheken machen lassen. Gemäß des Bund-Länder-Beschlusses zur 3G-Regel benötigen Personen, die weder vollständig geimpft noch genesen sind, für bestimmte Orte einen Antigen-Schnelltest (maximal 24 Stunden alt) oder einen PCR-Test (maximal 48 Stunden alt).
PCR-Test: Der "Goldstandard" unter den Tests
Sie dienen dem direkten Erregernachweis. Da die Proben in Laboren analysiert werden, gelten die PCR-Tests als sogenannter "Goldstandard".
- Testung: Die Tests enthalten ein langes Wattestäbchen, mit dem das medizinisch geschulte Personal extrem tief in die Nase, den Mund oder den Rachen fahren und eine Probe aus den Schleimhäuten der Atemwege entnehmen kann. Anschließend werden die Tests so schnell wie möglich an entsprechende Labore geschickt. Dort wird dann mit einem speziellen Verfahren das Erbmaterial des Virus so stark vervielfältigt, dass es auch in nur geringen Mengen nachgewiesen werden kann, schreibt die BZgA.
- Sicherheit: Der PCR-Labortest gilt laut der BZgA als das zuverlässigste Verfahren, um eine Infektion mit SARS-CoV-2 abzuklären. Denn er weist das Erbgut des Coronavirus nach.
- Aussagekraft: Das Ergebnis dieses Testverfahrens ist nur eine Momentaufnahme und liegt oft erst nach 24 Stunden bis einigen Tagen vor.
Weist eine Person Corona-Symptome wie Husten, Fieber, Unwohlsein und Müdigkeit auf, sollte sie ihren Arzt oder Ärztin oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst kontaktieren. Dann hat sie einen Anspruch auf einen PCR-Test.
Antikörpertest: Ergänzt die Diagnostik
Wie der Name schon sagt, reagiert der Test auf Stoffe im Körper, die durch eine Infektion gebildet wurden. Das heißt, er weist entweder eine bereits abgelaufene Infektion oder eine Reaktion auf eine Impfung nach, wenn der Körper schon Antikörper gegen den Erreger gebildet hat. Manchmal schlägt er auch schon während einer Infektion an.
- Testung: Medizinisch geschultes Personal entnimmt an der Fingerkuppe oder am Ohrläppchen einen Tropfen Blut. Dieser wird mit einer Pipette auf ein Testkit, das dem des Antigen-Schnelltests ähnelt, geträufelt. Anschließend wird das mit Hilfe eines Testgeräts analysiert. Das Ergebnis ist oft in etwa 20 Minuten da.
- Sicherheit: Antikörpertests gelten als unsicher. Das RKI betont, dass es keine verbindlichen Grenzwerte für Corona-Antikörper gibt.
- Aussagekraft: Antikörpertests können nichts darüber sagen, ob die Patienten noch infektiös sind oder wie lange eine Infektion schon her ist. "Antikörpertests sind daher zur Feststellung einer aktuellen Infektion nicht geeignet, können aber die Diagnostik ergänzen", schreibt das RKI. Auch gegen eine erneute Infektion helfen sie nicht weiter, da noch keiner weiß, wie viele Antikörper man braucht, um einen ausreichenden Schutz zu haben.
Fazit: Bei Antigentests ist Vorsicht geboten
Der Vergleich zeigt, dass Antigentests negativ ausfallen können, wenn die Infektion noch frisch, der Betroffene aber bereits ansteckend ist. Zudem liegt die Fehlerrate höher. Gerade wenn Patienten keine Symptome aufwiesen, sei der PCR-Test dem Antigen-Schnelltest deutlich überlegen, betont auch der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski im Gespräch mit der "Bild": "Hier stellt die deutlich geringere Sensitivität eines Antigenschnelltestes ein Problem dar."
Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe an der Universität Hamburg, plädiert daher dafür, in kritischen Bereichen wie Altenheimen oder Kliniken auf zuverlässigere PCR-Pooltests zu setzen. Bei Pooltests, wie sie auch in Schulklassen zum Einsatz kommen, werden Proben mehrerer Personen gleichzeitig geprüft und nur bei einem positiven Ergebnis noch einmal einzeln untersucht.
Verwendete Quellen:
- Material der dpa
- Bild: "Wie sicher sind Schnelltests bei Geimpften?" (kostenpflichtig)
- Infektionsschutz.de: PCR-Test: Goldstandard unter den Corona-Tests
- Bundesministerium für Gesundheit: Die nationale Teststrategie - Coronatests in Deutschland
- Robert-Koch-Institut: Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2/Krankheit COVID-19
- Robert-Koch-Institut: Hinweise zur Testung von Patienten auf Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2
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