Jedes Jahr gibt es zwischen 4.000 und 170.000 Behandlungsfehler von Ärzten in Deutschland. Wie können Patienten sicher gehen, dass sie die richtige Diagnose und zielführende Therapie erhalten?

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3.796 Fälle von Behandlungsfehlern hat der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) im vergangenen Jahr festgestellt. 14.663 Patienten äußerten gegenüber dem MDK den Verdacht, falsch behandelt worden zu sein. Jeder vierte Verdacht war also richtig. Zwei Drittel betrafen Behandlungen im Krankenhaus.

Dabei handelt es sich allein um die tatsächlich beim MDK gemeldeten Verdachtsfällen. Das Bundesministerium für Gesundheit geht von 40.000 bis 170.000 Behandlungsfehlern jährlich aus. Die Zahl lasse sich "nur schwer schätzen", heißt es dort. Denn nicht jeder Fehler wird erkannt, und nicht jeder Patient geht Bedenken nach.

Ein Behandlungsfehler kann vorliegen, wenn ein Arzt den Patienten nicht ordnungsgemäß behandelt, also nicht sorgfältig oder nicht den medizinischen Standards entsprechend. Auch eine fehlende oder falsche Aufklärung kann dazugehören.

Was aber tun, wenn ein Patient befürchtet, dass eine Operation nicht ordnungsgemäß verlaufen ist oder der Arzt etwas falsch gemacht hat? Das Ministerium rät, zunächst mit dem Arzt zu sprechen. Das seit 2013 geltende Patientenrechtegesetz verbietet es Ärzten, Tatsachen unzutreffend darzulegen oder zu verschweigen, wenn man konkret nach einem Behandlungsfehler fragt. Auch die Krankenkassen müssen ihre Versicherten bei einem Verdacht unterstützen.

Wann ist eine zweite Meinung sinnvoll?

Besser ist es natürlich, wenn ein Fehler von vorneherein vermieden werden kann. Nur woher sollen Patienten wissen, ob sie ihrem Arzt vertrauen können? Andrea Fabris, Juristin und Beraterin bei der Unabhängigen Patientenberatung Potsdam, sagt: "Grundsätzlich sollten sich Patienten auf die Diagnose Ihres Arztes schon verlassen können. Manchmal ist es aber trotzdem sinnvoll, eine zweite Meinung einzuholen." Die Patientenberatung hilft seit 2006 kostenfrei und nach eigenen Angaben neutral und unabhängig unter anderem bei Problemen mit Medizinern weiter - auch bei Behandlungsfehlern.

Eine zweite Meinung ist laut Fabris zum einen vor großen Operationen empfehlenswert, zum anderen bei Erkrankungen, bei denen Diagnostik und Therapie komplizierter sind. Das können Tumorerkrankungen sein oder auch orthopädische Fragen. "Bei Tumorerkrankungen reden meist sowieso mehrere Ärzte über die mögliche Behandlung, so dass Patienten hier automatisch mehrere Meinungen bekommen", so die Expertin. Bei orthopädischen Operationen, etwa bei künstlichen Kniegelenken oder an der Wirbelsäule, mache eine zweite Meinung in der Regel ebenfalls Sinn. "Es kann schon sein, dass ein Arzt sagt: Wir versuchen das mit Krankengymnastik hinzubekommen, während der zweite zu einer Operation rät. Nicht jeder Mensch funktioniert gleich, und es kommt auch immer auf die Erfahrungswerte des Arztes an."

Nur wie findet man einen guten Arzt, um die Diagnose des ersten auf den Prüfstand zu stellen? Die Unabhängige Patientenberatung rät, sich an die Krankenkassen zu wenden. "Sie helfen mit Adressen oder mitunter auch mit Terminvereinbarungen weiter und haben auch eigene Spezialisten", erklärt Fabris. Natürlich können sich Patienten aber auch selbst einen zweiten Arzt suchen. Hilfreich ist es, sich zum Beispiel an eine Uniklinik mit vielen Spezialisten zu wenden. Daneben gibt es weitere Spezial-Einrichtungen mit geschulten Experten, etwa ein Brustzentrum, das bei der Diagnose Brustkrebs weiterhelfen kann.

Patienten können außerdem prüfen, ob es Ärzte gibt, die eine bestimmte Operation besonders häufig vornehmen und damit eine gewisse Routine und Erfahrung haben. Das gilt auch für Krankenhäuser und Kliniken. Welche empfehlenswert sind und worauf sie spezialisiert sind, kann man bei der Weißen Liste nachlesen. Sie hilft unabhängig bei der Suche nach einem passenden Arzt oder Krankenhaus und bei der Auswahl der geeigneten Pflegeleistung. Auch die Unabhängige Patientenberatung gibt hierzu Auskünfte.

Ganz generell rät Fabris dazu, auf sein Bauchgefühl zu hören: "Wenn der Arzt etwas sagt, was nicht stimmig klingt, sollte man ihm nicht blind vertrauen, sondern das bei ihm hinterfragen und eben dann auch eine zweite Meinung einholen."

Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland hat unter der gebührenfreien Rufnummer 0800-0117722 ein bundesweites kostenloses Beratungstelefon eingerichtet. Dort ist immer mindestens je ein juristisch, medizinisch oder psychosozial geschulter Berater aus den verschiedenen Beratungsstellen in Deutschland anwesend. So können Patienten je nach Bedarf und Bedürfnis beraten werden. Es gibt auch muttersprachliche Beratungen auf Russisch und Türkisch sowie Arzneimittelberatungen.
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