- Es zeichnet sich ab, dass die dritte Impfung gegen Corona nicht die letzte sein wird.
- Biontech/Pfizer haben das Ziel, ab März einen angepassten Impfstoff zur Verfügung zu stellen.
- Dieser soll auch gegen Omikron besser wirken.
Die lange stockende Corona-Impfkampagne nimmt allmählich Tempo auf, doch es zeichnet sich bereits ab, dass auch die derzeitigen Auffrischungsimpfungen nicht die letzten sein werden. "Wir rechnen damit, dass im Sommer, spätestens im Herbst eine vierte Impfung nötig sein wird", sagte Hausärzteverband-Chefs Ulrich Weigeldt der "Bild"-Zeitung (Samstag). Er hoffe darauf, dass die vierte Corona-Impfung dann "schon in Verbindung mit der Grippe-Impfung" verabreicht werden könne, "um den Schutz vor Corona in eine Routine zu überführen".
Nötig werden könnte das auch wegen der neuen Virusvariante Omikron, die womöglich noch ansteckender ist als die derzeit dominierende hochinfektiöse Delta-Variante. Die Hersteller Biontech/Pfizer wollen bis März - unter Vorbehalt der behördlichen Genehmigung - einen an Omikron angepassten Impfstoff bereitstellen.
Sie gehen aber davon aus, dass auch ihr derzeitig verwendeter Impfstoff weiterhin vor einer schweren Erkrankung schützt - allerdings auch davon, dass angesichts von Omikron zwei Dosen keine vollständige Impfung mehr sind.
Experten drängen auf Verkürzung des Abstands zwischen Impfungen
Experten erwarten eine sehr schnelle Ausbreitung der Omikron-Variante. "Wir rechnen damit, dass diese Mutation Anfang nächsten Jahres langsam die dominante Variante wird", sagte der Präsident der Intensivmediziner-Vereinigung Divi, Gernot Marx, der "Passauer Neuen Presse" (Samstag). Sein Kollege Christian Karagiannidis hatte bereits von Ende Januar gesprochen.
Angesichts dessen drängen Fachleute wie der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Bernd Salzberger, auf eine Verkürzung des Abstands zwischen zweiter und dritter Impfung. Die Ständige Impfkommission empfiehlt im Regelfall bisher sechs Monate, je nach Bundesland ist es auch schon früher möglich.
Eine raschere Auffrischimpfung könne die Ausbreitung sowohl der Delta- wie auch der Omikron-Variante beeinflussen, "das zeigen die Erfahrungen aus Israel sehr eindrücklich", sagte Salzberger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen, der selbst Arzt ist, sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag): "Wir müssen nun in den Modus einer vorausschauenden Pandemiepolitik kommen. Die Folgen von Omikron spüren wir noch nicht morgen, aber schon heute müssen wir uns dagegen wappnen. Das Boostern ist wirksam und entscheidend, wie die aktuellen Daten zeigen. Wir werden auch den Zeitpunkt der Booster-Impfungen vorziehen müssen."
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17 Millionen mit aufgefrischtem vollen Impfschutz
Nach den am Freitag veröffentlichten Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden am Vortag mehr als 950.000 Auffrischimpfungen gesetzt, der zweithöchste Wert bisher. Hinzu kamen gut 77.000 Erst- und ebenso viele Zweitimpfungen. Insgesamt waren es mit 1,1 Millionen Impfungen die zweitmeisten seit dem frühen Sommer. Damit haben derzeit gut 17 Millionen Menschen einen aufgefrischten vollen Impfschutz. Bei 83 Millionen Einwohnern sind das in etwa 20 Prozent.
Die am Freitag von Bundestag und Bundesrat beschlossenen Nachbesserungen am Infektionsschutzgesetz der Ampel-Regierung hält der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Nordrhein-Westfalen Regierungschef Hendrik Wüst (CDU), immer noch für unzureichend. "Wir hätten uns mehr gewünscht - gerade wegen der Omikron-Variante", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
"Wenn uns die deutlich infektiösere Omikron-Variante weiter fordert, kann es sich als Fehler erweisen, dass durch den Bund eine Reihe von Maßnahmen von vornherein ausgeschlossen sind, die bis November noch möglich waren." Dazu gehöre notfalls die Untersagung nicht notwendiger Reisen in Deutschland, vor allem in Regionen mit extrem vielen Infektionen.
Zu den beschlossenen Regelungen gehört eine Testpflicht für Beschäftigte etwa in Kliniken, Pflegeheimen und Arztpraxen. Die Schließung der Gastronomie wird nun wieder ausdrücklich möglich, auch die Untersagung bestimmter Großveranstaltungen. (awa/dpa) © dpa
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