Stress im Beruf und starkes Kettenrauchen. Zwei Faktoren, die einen Herzinfarkt auslösen können. Welche Risiken es gibt und auf welche Symptome man achten sollte, erklärt Frau Dr. med. Ute Wilbert-Lampen, Oberärztin für Kardiologie am Universitätsklinikum Großhadern in München.
Bernd Eichinger, ein starker Raucher, verstarb im Alter von 61 Jahren an einem Herzinfarkt. Ist das ein typisches Alter?
Zu den klassischen Risikofaktoren für den Herzinfarkt gehören Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, eine Zuckererkrankung oder eine familiäre Vorbelastung. Wenn diese Faktoren vorhanden sind, ist dieses Alter nicht ungewöhnlich. Die Patienten, die mit Herzinfarkt in die Klinik kommen, werden sogar immer jünger. Bei ihnen spielt der Risikofaktor Rauchen die größte Rolle.
Für die Öffentlichkeit war der Todesfall überraschend. Denken Sie, es hat schon Anzeichen für den bevorstehenden Herzinfarkt gegeben?
Klassischerweise empfinden Betroffene Schmerzen in der Brust, die sich in den linken Arm fortleiten. Es kommt aber häufig vor, dass Patienten bis zum Herzinfarkt überhaupt keine Beschwerden haben. Daher kann es durchaus sein, dass auch Herr Eichinger vorher nichts gemerkt hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Infarkt außerhalb der Klinik nicht überlebt, liegt immer noch bei ungefähr 50 Prozent. Wenn man es lebend in die Klinik schafft, liegt die Wahrscheinlichkeit zu sterben bei etwa zehn Prozent, ist also deutlich geringer.
Wie schnell vollzieht sich der Prozess von den ersten Schmerzen, beispielsweise in der Brust, bis zum Tod?
Das kann man nicht sagen. Es gibt Patienten, die haben jahrelang gleichartige Brustschmerzen, die so genannte stabile Angina Pectoris. Die Verengung der Herzkranzarterien ist dann nicht so weit ausgeprägt, dass sie bedrohlich ist. Es gibt aber auch Patienten, bei denen plötzlich ein Gefäß aufreißt. Man nennt das eine Plaque-Ruptur. Dadurch kann es völlig überraschend zum Infarkt kommen.
Der Herzinfarkt von Herrn Eichinger ereignete sich während des Abendessens. Ist diese Tageszeit typisch für einen Infarkt?
Nein, der typische Zeitpunkt ist in den frühen Morgenstunden. Verantwortlich hierfür ist das Stresshormon Kortison, das der Körper morgens in einer besonders hohen Dosis bildet.
Bernd Eichinger beteiligte sich gerne an allen Schritten des Films: Produktion, Regie, Drehbuch und Besetzung. Ist es denkbar, dass auch Stress den frühen Tod mitverursachte?
Ja. Mittlerweile ist man zu der Einsicht gelangt, dass Stress ein Risikofaktor für Herzinfarkt ist. Das heißt, Patienten wie Herr Eichinger, die ein stressvolles Leben geführt haben, haben eine höheres Herzinfarktrisiko. Es gibt jedoch auch Menschen, die nicht gefährdet sind, obwohl sie einem hohen Stresslevel ausgesetzt sind. Sie empfinden den Stress nicht als solchen, weil sie ihn durch Yoga, Meditation oder Sport ausgleichen können. Eine chronische Stresseinwirkung kann aber zusammen mit anderen Risikofaktoren, beispielsweise dem Rauchen, einen akuten Infarkt auslösen.
Äußert sich ein Herzinfarkt bei Männern und Frauen unterschiedlich?
Ja. Männer haben typischerweise Brustschmerzen mit Ausstrahlung in den linken Arm. Frauen haben häufig unspezifische Symptome wie Magenschmerzen, Rückenschmerzen, starkes Schwitzen oder Übelkeit. Es ist daher wichtig, dass man die Bevölkerung über Symptome aufklärt, die über das Normale, Typische hinausgehen, damit sie die Notwendigkeit erkennen, zum Arzt zu gehen.
Sind Männer häufiger vom Herzinfarkt betroffen als Frauen?
Nein, das kann man nicht sagen. Bis zur Menopause sind Männer zwar häufiger betroffen als Frauen. Das heißt, Östrogen hat einen mindernden Effekt auf die Herzinfarktwahrscheinlichkeit. Nach der Menopause gleichen sich beide Geschlechter aber an, so dass die Verteilung dann gleich ist.
Danke für das Gespräch.
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