Bei vielen negativen Einflüssen im Alltag dennoch positiv zu bleiben, fällt nicht immer leicht. Autorin Jeannette Graf hat im Interview Tipps für mehr Selbstliebe, Selbstreflexion und ein positives Mindset.
Für viele Menschen kann es eine enorme Herausforderung darstellen, trotz schwieriger Lebenssituationen, Krisen, Trennungen, Krieg oder Stress im Alltag eine positive Einstellung beizubehalten. Jeannette Graf, Moderatorin sowie Lifestylebloggerin und -Influencerin, hat sich jahrelang mit ebenjener Problematik auseinandergesetzt. Heute rät die Autorin, die kürzlich ihr Motivationsbuch "Werde glücklich!!!" herausgebracht hat, ihren Leserinnen und Lesern, sich von "Energiefressern fernzuhalten" und sich mit den Themen Selbstliebe und Selbstreflexion zu befassen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news führt sie aus: "Wenn wir etwas in unserem Leben positiv verändern möchten, ist die Selbstreflexion der erste Schritt."
Wie sind Sie darauf gekommen, ein eigenes Motivationsbuch zu Papier zu bringen?
Jeannette Graf: Seit nunmehr zehn Jahren bin ich auf Instagram. Um meiner Community einen Mehrwert zu bieten, in dem es nicht die ganze Zeit um Produktvorstellungen oder die schönen Dinge des Lebens geht, die immer mit Kosten verbunden sind, gebe ich regelmäßig seit Jahren Mindset-Tipps. Das Interesse meiner sehr frauenlastigen Community (über 80 Prozent Frauen) ist so groß. Da immer häufiger die Nachfrage kam, warum ich diesen wertvollen Input nicht abspeichere oder aufschreibe, habe ich beschlossen, es einfach zu tun.
Wie haben Sie es geschafft, Ihre eigene persönliche Mitte zu finden?
Graf: Als junge Frau habe ich eine Psychotherapie begonnen und das war der Anfang. Meiner schwierigen Kindheit habe ich vorher immer die Schuld und Verantwortung dafür gegeben, weshalb ich ein einsamer, beziehungsunfähiger und unglücklicher Mensch gewesen bin. Selbstliebe kannte ich nicht, nur Selbstmitleid. Der Druck war irgendwann so groß, dass ich so nicht mehr weiterleben wollte. Durch meinen Psychologen habe ich das erste Mal von der Macht unseres Unterbewusstseins gehört. Damit habe ich mich dann viele Jahre befasst, es verinnerlicht und umgesetzt. Die Macht, die unsere Gedanken auf unser Leben haben. Beruflich wurde ich mit dem Thema auch konfrontiert. Ich war sechs Jahre lang Coach für Mitarbeiterentwicklung, Mitarbeiterschulung und Motivation bei der größten Parfümeriekette in Deutschland. Bevor ich Schulungen halten durfte, musste ich selbst einige Führungs- und Selbstfindungsseminare machen. Dort habe ich viel gelernt in puncto Selbstreflektion, Selbstverwirklichung und Selbstwert. Heute schöpfe ich sehr viel Kraft aus dem Buddhismus.
Krieg, Inflation, schlechte Wirtschaftslage, Klimawandel - welchen Tipp haben Sie, um in Zeiten wie diesen positiv zu bleiben?
Graf: Wir sollten uns von Energiefressern fernhalten. Das sind zum Beispiel die Nachrichten, die wir uns nicht ständig ansehen sollten. Klar, wir sollten informiert sein, sich aber ständig up to date zu halten, was gerade wieder in der Ukraine oder am Gazastreifen passiert, macht Angst. Angst ist negativ und beeinflusst uns sehr. Das sind Tatsachen, die wir nicht ändern können. Es wird nicht besser, wenn wir uns andauernd damit befassen, es macht etwas mit uns, mit unserer Stimmung und nimmt uns die Leichtigkeit und Freude.
Ein weiterer Tipp von mir: Overthinking vermeiden. Bei Overthinking neigt man dazu, über Dinge zu grübeln und sich in Gedankenschleifen zu verlieren. Diese übermäßigen, negativen Gedanken können zu Stress, Unruhe, Angstzuständen und auch zu Depressionen führen. Energiefresser sind vor allem Menschen in unserem Umfeld, die uns mit ihrer schlechten Laune, einer negativen Grundeinstellung, ihrer Unzufriedenheit, ihren Lästereien herunterziehen. Es beeinflusst uns unterbewusst, nicht positiv. Wie man Abstand zu Energiefressern gewinnt, kann man mit Achtsamkeit lernen. Ein wichtiger Punkt in meinem Buch.
Wie wichtig ist Selbstliebe, um eine positive Grundeinstellung zum Leben zu haben?
Graf: Die Selbstliebe ist das Wichtigste überhaupt, es ist ein Gefühl des Vertrauens, der Zuversicht und Stolzes auf sich selbst als Mensch. Ohne Selbstliebe ist man immer abhängig von anderen Menschen, zum Beispiel unserem Partner, die uns das Gefühl geben, dass wir selbst nichts von uns haben.
Wer sich selbst liebt und wertschätzt, hat viel zu geben, wer keine Selbstliebe in sich trägt, der nimmt nur und ist abhängig von der Aufmerksamkeit, Liebe und Anerkennung der Mitmenschen.
Wie wichtig ist Selbstreflexion?
Graf: Wenn wir etwas in unserem Leben positiv verändern möchten, ist die Selbstreflexion der erste Schritt. Ehrlich zu sich selbst sein, was läuft schief, was stört mich an mir, wo stehe ich in meinem Leben, welche Fehler wiederhole ich ständig? Das Einfachste ist, jemandem die Schuld für unser Scheitern zu geben, dem Ex-Partner, der Wirtschaftskrise, der schlechten Kindheit usw. Alles ist einfacher, als sich einzugestehen, ich liege falsch, ich bin faul, ich bin neidisch, ich kann nicht gönnen etc. Eine Veränderung zum Positiven kann nur stattfinden, wenn wir innerlich aufräumen.
Sollten wir uns alle mehr mit uns selbst beschäftigen und weniger mit unserem Gegenüber?
Graf: Ein glücklicher und zufriedener Mensch vergleicht sich nicht ständig mit anderen. Ja, wir sollten uns mehr um unser Mindset kümmern, als uns ständig mit anderen zu vergleichen. Instagram ist dafür das beste Beispiel, wenn ich als User ständig nur gezeigt bekomme, wie luxuriös und perfekt das Leben der Influencer ist, wie jung und schlank alle sind, dann fühle ich mich im Vergleich dazu nicht gut. Wenn wir uns getriggert fühlen von anderen Menschen, von Profilen in den sozialen Medien, ist Abstand und Abgrenzung wichtig, wenn uns das "Glück" der anderen neidisch macht, wird uns meistens das gespiegelt, was wir selber gerne hätten - und wir sind unzufrieden.
Was sind Ihre fünf besten Tipps, um trotz Krisen und Stress im Alltag positiv zu bleiben?
Graf:
Zeitmanagement: Die Aufgaben des Tages priorisieren, Pausen einplanen, sodass auch Zeit für Me-time ist.
Grenzen setzen: Lernen, Nein zu sagen, um Überlastung zu vermeiden.
Entspannung: Sport, Yoga, Meditation helfen sehr, in der Stresssituation selbst zwei Minuten Atemübungen, wir atmen tief ein und doppelt so lange aus.
Akupressurpunkte drücken: Die Akupressur kommt aus der TCM und ist besonders wirksam. Dabei massiert man mit dem Mittelfinger am besten, das dritte Auge, dieses liegt zwischen den Augenbrauen. An dieser Stelle sanfte und leichte kreisende Bewegungen ca. eine Minute lang durchführen.
SOS-Punkt drücken, wenn man sofort einen klaren Kopf braucht: Der Notfallpunkt befindet sich in der Mitte der Handinnenfläche. Mit dem Daumen drückt man kräftig auf diese Stelle, ca. zehn Sekunden lang, dann wechselt man die Seite, bis man sich deutlich entspannter fühlt. (eee/spot) © spot on news
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