Zur Komfortklasse zählen Dämpfungsschuhe wie der aktuelle Brooks Glycerin 22. Unser Test zeigt, wie sich das Topmodell läuft.
Als "Komfortklasse" oder "Super-Cushion"-Kategorie werden Schuhe wie der Glycerin kategorisiert. Die Bezeichnung gibt es, seit es die neuen Super-Schäume für die Mittelsohlen gibt. Einen wichtigen Beitrag dazu lieferte bereits der Glycerin 16: Der erhielt erstmals den "DNA-Loft" genannten Mittelsohlenschaum, der einen Quantensprung in Sachen Dämpfungskomfort bedeutete. Und im Nachfolgemodell wurde der Schaum nochmals weicher, "deutlich weicher als im heutigen Glycerin 22"; so ein erfahrener Testläufer, aber er schiebt nach, "aber es war zu weich."
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Die Evolution von Komfort
Einen deutlichen Schritt nach vorne und nochmal komfortabler wurde das "DNA LOFT v3"-Material des Glycerin 20. Das Kunststoffmaterial wurde mit Stickstoff versetzt per "Stickstoffinjektionsverfahren":
Dieses Verfahren ist technisch recht aufwendig: Zunächst wird aus EVA-Pellets ein Rohling für die Sohleneinheit hergestellt, der erst ungefähr ein Viertel der Größe endgültigen Sohlengröße besitzt. Dieser wächst dann unter Beaufschlagung von Hitze, Druck und Stickstoff auf die originale Größe an – der Größenunterschied vor und nach der Stickstoffinjektion ist auf dem Foto gut erkennbar.
In dem Schaum sind nach dem Verfahren also winzige Stickstoff-Blasen eingeschlossen, was die Dichte verringert, und das Gewicht des Schuhs reduziert. Willkommener Nebeneffekt: Die Haltbarkeit des Mittelsohlenschaums wird verbessert.
Das Modell des ersten Glycerin 20 mit dieser Stickstoff-Sohle war von unserem Testteam mit Spannung erwartet und einzelne Testläufer, die ein Prototypen-Modell mit dem Schaum dieser Mittelsohle testen konnten waren begeistert (allerdings ging das Modell des Prototypen-Modells "Aurora" in Deutschland leider nicht in den Verkauf; bei den Gründen hielt sich Brooks bedeckt).
Glycerin 22: neues Mittelsohlen-Setup
Der Glycerin 22 hat ein komplett neues Mittelsohlen-Setup erhalten: Der neue "DNA Tuned"-Schaum ist ebenfalls ein mit Stickstoff-injizierter Kunststoff. Das Besondere an "DNA Tuned" sind die zwei unterschiedlich dichten Zellen "dual-cell cushioning" genannt. Dabei wurden einerseits die Schaum-Komponenten erneuert, aus denen die Mittelsohle besteht. Aber auch die Form der beiden Kunststoffmischungen wurde erneuert, sie greifen in zwei Funktionseinheiten über die gesamte Sohlenlänge ineinander.
Getuned: Zwei Komponenten
Im Fersenbereich sorgen größere, softere Zellen im Mittelsohlenschaum für sanftes Aufsetzen und Druckverteilung. Kleinere, dynamische Zellen im Mittel- und Vorfußbereich für mehr Reaktivität und für kraftvolles Abdrücken vom Boden.
Anschmiegsame Passform
Das Obermaterial besteht aus einem zweilagigen Gestrick (doppeltes Jacquard-Strick). Laut Brooks sorgt es für mehr Komfort und Atmungsaktivität als beim Vorgängermodell. Im Test zeigte sich vor allem die sehr anschmiegsame Passform. Die Atmungsaktivität wurde im frühen Testzeitraum (Teststart war bereits im Dezember2024) ebenfalls bestätigt – was sich bei kühlen Außentemperaturen in Form von kalten Füßen zeigt. Für sommerliche Temperaturen dürfte es besser geeignet sein.
Laufeindruck: Stabilität durch Breite
Die breite Plattform des Schuhs bietet eine große Aufsatzfläche. Die Fersenpartie sorgt spürbar für Stabilität beim Aufkommen des Fußes. Wer einen der beiden Vorgänger des Glycerin kennt, wird beim Laufeindruck nicht überrascht – erlebt aber eine positivere Verbesserung. Die Passform ist quasi identisch zum Vorgängermodell, dem Glycerin 21. "Aber die neue Schaum-Zusammensetzung spürt man sofort deutlich", bemerkt ein Tester im Vergleich. Das etwas (zu) weiche Laufgefühl früherer Glycerin-Modelle ist Vergangenheit. "Der Glycerin 22 bietet viel Komfort, aber auch einen angenehmen Druckpunkt", so eine Testerin. Der Schuh hat jetzt eine Reaktivität, die auch für flotteres Trainingstempo motiviert. Ein Testläufer, der auch das Vorgängermodell gelaufen war, urteilt: "Man spürt eine Reaktivität, die so beim Glycerin 21 komplett fehlte."
Glycerin mit Varianten
Unter dem Strich sorgte der Glycerin 22 im Test für sehr positives Feedback: Und Brooks stellt mit dem Glycerin Max und dem Glycerin 22 GTS zwei Varianten zur Seite. Einmal für (noch) mehr Komfort, in der zweiten Variante für mehr Stabilität, "Go to Stability" interpretiert Brooks das Kürzel GTS. Die Sohleneinheit ist beim Glycerine GTS außen weiter hochgezogen – innen hat er eine Guide-Rail Verstärkung aus BioMogo-Material.
Weitere Innovationen angekündigt
Der Glycerin 22 deutet an, dass bei Brooks die Innovationsküche brodelt und köchelt. "Wir haben einiges in der Pipeline", kündigt Nikhil Jain mit glänzenden Augen an. Nikhil ist bei Brooks in den USA für die Schuhrange bei Brooks verantwortlich – und kam für die Vorstellung des Glycerin 22 eigens nach London. "DNA Tuned ist der erste Schritt darin", verspricht er, weitere Modelle mit dem Stickstoff-Schaum werden folgen.
Plus und Minus
Positiv:
✅ Sehr komfortabler Abrollvorgang, gut gedämpft
✅ Dual-cell DNA Tuned funktioniert am besten für Fersenläufer
✅ Obermaterial mit sicherem Sitz, guter Belüftung
✅ Für alle Distanzen
Negativ:
❌ Lasche etwas zu dick
❌ Für Vorfußläufer weniger Komfort

Fazit: Der beste Glycerin, den es je gab
Der Brooks Glycerin 22 mit dem neuen Mittelsohlen-Set-up ist "der beste Glycerin, den es je gab", konstatiert ein erfahrener Testläufer. Die größeren und softeren Schaumkomponenten ("DNA Tuned") im Mittelsohlenschaum ermöglichen bei der Landung eine gute Kraftverteilung, bei gleichzeitiger Reaktivität im Abrollprozess. Der Glycerin 22 ist damit für alle Tempobereiche geeignet – und gehört zu den derzeit besten Laufschuh-Allroundern.
Hier bestellen: Männermodell oder Frauenmodell
- Preis: 180 Euro
- Gewicht: 289 Gramm (Männer); 258 Gramm (Frauen)
- Sprengung: 10 Millimeter
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