Akne ist kein Grund, sich zu verstecken und schlecht zu fühlen. Mit dieser Botschaft berührt der Künstler Peter DeVito viele Instagram-Nutzer. Noch immer kursieren zu Akne viele falsche Annahmen.
Pickel im Gesicht, an den Schultern und auf der Brust - und das gerade in der Pubertät, wenn das Selbstvertrauen oft ohnehin gegen Null geht. Akne kann ein Fluch sein und die Zahl betroffener Teenager ist groß.
"Akne tritt deutlich häufiger auf als vor 20 Jahren noch", sagt Thomas Dirschka, Sonderdelegierter des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen. "Etwa 85 Prozent aller Jugendlichen entwickeln zumindest eine leichte Form."
Gerade erst ging eine Aktion des Künstlers Peter DeVito viral, der selbst seit Jahren Akne hat. Kein Retuschieren für das perfekte Instagram-Bild, beschloss er.
Seine Bilder zeigen seine Gedanken sowie Sätze, die er oft gesagt bekam, auf seinem Gesicht oder dem anderer von Akne betroffener junger Menschen. Seine Posts werden tausendfach gelikt und kommentiert, viele Nutzer bedanken sich bei DeVito, dass er das Thema auf diese Weise in die Öffentlichkeit bringt.
Akne in der Pubertät
In der Pubertät, die heute oft schon mit acht oder neun Jahren einsetzt, vergrößern sich unter dem Einfluss des Insulin-Wachstumsfaktors (IGF) und bestimmter Sexualhormone, der Androgene, die Talgdrüsen und produzieren verstärkt Talg. Dieser dringt normalerweise nach außen.
Bei Akne verstopft Hornmaterial, das von ebenfalls angeregten Zellen gebildet wird, die Poren. Mitesser entstehen, die sich entzünden können. Jungen sind häufiger von schweren Verläufen betroffen als Mädchen, zudem gibt es familiäre Häufungen, wenn beide Elternteile als Kinder selbst betroffen waren.
Auf von der Zivilisation wenig berührten pazifischen Inseln komme Akne kaum vor, sagt der Magdeburger Dermatologe Harald Gollnick. Die Hautkrankheit sei eine Zivilisationserkrankung, so wie Bluthochdruck oder Diabetes, ergänzt die Berliner Dermatologin Yael Adler.
Sie trete vor allem in Ländern mit westlichem Ernährungsstil gehäuft auf. "Die Nahrungsmittel, die wir zu uns nehmen, stimulieren die Talgdrüsen stärker als unverarbeitete Steinzeitkost, als naturbelassene pflanzliche Nahrung."
Schlechte Ernährung eine der wichtigsten Ursachen
Zucker, Milch und weißes Mehl sind demnach sogenannte insulinotrope Nahrungsmittel: Sie setzen den Wachstumsfaktor IGF frei, der über eine Kaskade von Signalen die Talgdrüsen stimuliert und sie größer werden lässt.
Und gerade kohlenhydratreiches Fast Food, Milch und Milchprodukte sowie zuckerhaltige Schoko- oder Müsliriegel werden von Jugendlichen sehr gemocht.
Das beginne oft schon beim Frühstück - mit gezuckten Cornflakes in Milch, erklärt Gollnick. "Wir leben im Proteinexzess, viele konsumieren einen halben Liter Milch am Tag."
Eine Studie in Südkorea habe gezeigt, dass sich die Akne von Teilnehmern verschlechterte, wenn sie sich von Fast Food ernährten. In einer zweiten Gruppe, die gemüsehaltige traditionelle Gerichte des Landes erhielt, besserten sich die Symptome hingegen oder blieben unverändert.
Etliche weitere Faktoren werden diskutiert, wie die Berliner Ärztin Adler erklärt: ein Einfluss von Umweltgiften und bestimmten Medikamenten etwa oder auch von Kosmetik-Inhaltsstoffen und Hormonen im Trinkwasser. "Die Studienlage dazu ist bisher nicht sonderlich reichhaltig."
Klar sei, dass Rauchen Hauterkrankungen verschlimmern könne. "Im Rauch sind viele Giftstoffe enthalten, die Durchblutung wird heruntergefahren, Heilungsverläufe werden verzögert und Entzündungen begünstigt." Auch von Marihuana sei bekannt, dass es Akne verstärken könne.
Ein relativ neues Phänomen ist die spät einsetzende Akne bei Frauen ab etwa 25 Jahren, die über Jahre anhalten kann. "Die Pille scheint da eine Rolle zu spielen, die genauen Zusammenhänge sind aber noch unklar", sagt Dirschka.
Fehlinformation führt zu schweren Verläufen
Rund 40 Prozent aller Betroffenen hätten eine behandlungsbedürftige Form von Akne, sagt Gollnick, Präsident des Weltforums Akne. Effektive, nebenwirkungsarme Medikamente gebe es schon lange - nur scheuten viele Jugendliche den Gang zum Arzt oder bekämen aus ihrem Umfeld zu hören, da müsse man eben durch.
Das kann fatale Folgen haben: "Je später die Therapie beginnt, desto eher gibt es einen schweren Verlauf und desto höher ist das Risiko für Narben."
Noch immer bedeute die Erkrankung ein Stigma, sagt Adler. "Menschen mit Akne schämen sich sehr für ihre sichtbaren Hautveränderungen." Gerade in der Pubertät stelle es ein großes Problem dar, sich selbst nicht schön zu finden.
Zudem gebe es oft schlimme Reaktionen. "Akne bedient einen archaischen Reflex im Menschen: Da ist eine Krankheit, da heißt es lieber Abstand nehmen." Dabei bestehe keine Ansteckungsgefahr und keinerlei Zusammenhang mit Unsauberkeit.
Intensive Reinigung verschlimmert Akne
"Das wissen viele Jugendliche gar nicht und probieren immer neue Gesichtswässerchen und Reinigungsmittel aus", sagt Adler. Auch spezielle Bürsten oder Porenentleerer würden verkauft - und nichts davon sei sinnvoll. "Die aggressive Reinigung der Gesichtshaut ist der häufigste Fehler bei Akne."
In vielen Fällen verschlimmere sich das Problem dadurch. "Man ist nicht schmutzig bei Akne", betont Adler. "Das ist eine Fehlannahme, die durch Werbeslogans wie "porentief rein" gefördert wird. Klar muss sein: Reinigung ist nicht die Antwort."
Mit den richtigen Medikamenten lasse sich Akne binnen gut eines Monats in den Griff bekommen, sagt Gollnick. Oft werden sogenannte Retinoide mit einem antibakteriell wirksamen Präparat kombiniert.
Noch sei die Forschung in dem Bereich den Therapiemöglichkeiten um 15 Jahre voraus. Das Interesse der Pharmafirmen sei lange gering gewesen, inzwischen aber erwacht. "In den nächsten eineinhalb bis zwei Jahren werden neue Medikamente auf den Markt kommen", sagt der Magdeburger Mediziner.
Gearbeitet werde etwa an Gelen und Emulsionen, deren Wirkstoffe besser in die Haut gelangen und in den Fett- und Androgenstoffwechsel eingreifen. "Den Bereich der Antibiotika wollen wir komplett verlassen."
Mehr Gemüse, weniger Milch
Um ein Abklingen zu unterstützen, können Betroffene vor allem eines tun: ein gesundes Leben führen. "Allein über die Ernährung mit gemüselastigen Nahrungsmitteln und reduziertem Milchkonsum kann jeder selbst Akne um eine Stufe abmildern - und das meist schon innerhalb von vier Wochen", sagt Adler.
"Ballaststoffreiche Nahrung verbessert die Darmflora und bekämpft Entzündungen über diesen Weg." Schlechter Schlaf sei ein Thema, wenn er auf einen stressbedingt höheren Cortisolspiegel zurückgehe. "Das verändert den Hormonhaushalt und ist ein direkter Stimulus zur Ankurbelung der Produktion der Talgdrüsen."
Achten sollten gerade Jugendliche auch darauf, ihre Haut nicht mit Cremes und allerlei anderen Produkten zu überpflegen. "Es reicht, sein Gesicht morgens und abends mit warmem Wasser zu waschen", betont Adler. "Auftragen sollte man am besten gar nichts."
Auch von einem anderen beliebten kosmetischen Mittel rät Adler ab: dem Sonnenbad. "Mit der Bräunung ergibt sich zwar oft eine scheinbare Verbesserung", erklärt sie. Einige Menschen reagierten auf den UV-A-Anteil des Sonnenlichts aber mit verstärkten Symptomen, vor allem in Kombination mit Sonnenschutzmitteln. "Man kennt das unter dem Begriff Mallorca-Akne." © dpa
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