Bald kommt wieder die Zeckenzeit und mit ihr die Sorge vor Zeckenbissen. Denn die kleinen Spinnentiere können Krankheiten übertragen, vor allem Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Gegen FSME kann man sich impfen lassen. Aber für wen ist so eine Impfung sinnvoll?
Übertriebene Angst muss man vor FSME nicht haben. Denn erstens tragen nur wenige Zecken das FSME-Virus, zweitens wird es selbst von einer Träger-Zecke nicht immer übertragen und drittens ist der Verlauf der Krankheit oft undramatisch, schreiben die Experten vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.
Grippeähnliche Symptome
Die Symptome sind ähnlich denen einer Grippe, also Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen. Sie können über Monate anhalten, meist heilt eine FSME aber ohne weitere Folgen aus. Vor allem Kinder kommen damit gut zurecht. Mitunter wird die Infektion bei ihnen sogar gar nicht bemerkt.
Von einem schweren Verlauf der Krankheit spricht man, wenn es tatsächlich zu einer Hirnhaut- oder Hirnentzündung kommt, Bewusstseins- und Koordinationsstörungen oder (in den allermeisten Fällen vorübergehende) Lähmungen auftreten. 70 Prozent aller FSME-Erkrankungen haben einen leichten Verlauf.
Die Impfung besteht in der Regel aus drei Spritzen, die in einem Zeitraum von einem Jahr gegeben werden. Danach sollten ältere Menschen die Impfung alle drei, jüngere alle fünf Jahre auffrischen. Die Impfung gilt als sehr wirksam.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
In den ersten ein bis vier Tagen nach der Impfung können Fieber, Kopfschmerzen, Mattigkeit, Unwohlsein und Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Sehr selten sind Taubheitsgefühle und ein Kribbeln. Manchmal treten Gelenk- oder Muskelschmerzen auf, häufiger sind Schmerzen oder Rötungen an der Einstichstelle.
Bei Kindern ist Fieber eine relativ häufige Nebenwirkung. Rund 15 Prozent der Ein- bis Zweijährigen und fünf Prozent der Drei- bis Elfjährigen haben es nach der Impfung.
Immer wieder gibt es aber auch Verdachtsfälle von schweren Nebenwirkungen. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) geht solchen Meldungen nach und berichtet darüber. 2015 gab es unter anderem mehrere Meldungen über Narkolepsie nach einer FSME-Impfung. Das PEI sieht aber keinen Hinweis auf einen ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung. Auch mit der Erkrankung an Typ-1-Diabetes und Multipler Sklerose gibt es laut PEI keinen Zusammenhang.
Ist eine Impfung zur Prophylaxe nach einem Zeckenbiss sinnvoll?
Nein, denn ein sicherer Schutz wird erst nach der zweiten von drei Impfungen erreicht, und schützende Antikörper werden erst sieben bis vierzehn Tage nach der Impfung gebildet.
Für wen ist die Impfung sinnvoll?
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt FSME-Impfungen für Menschen, die in sogenannten Risikogebieten leben, und für Leute, die im Wald oder auf dem Feld arbeiten, oder im Labor mit Zecken tun haben.
Auch wer Urlaub in einem Gebiet macht, in dem vermehrt FSME-Fälle aufgetreten sind, sollte über eine Impfung nachdenken. Vor allem, wenn er sich voraussichtlich viel draußen aufhalten wird.
Auch Kinder können gegen FSME geimpft werden. Sie müssen dazu mindestens ein Jahr alt sein. Da Kinder sich häufig draußen aufhalten, kann eine Impfung vor allem in den Risikogebieten sinnvoll sein. Allerdings verläuft die Krankheit bei ihnen meistens leichter als bei Erwachsenen.
Da es sich nicht um eine Lebendimpfung handelt, spricht nach Meinung der Experten auch nichts gegen eine Impfung von Schwangeren. Allerdings solle die möglichst nicht in den ersten drei Monaten stattfinden, "um zu verhindern, dass die in der Frühschwangerschaft häufigen Fehlgeburten oder sehr selten auftretende Fehlbildungen fälschlicherweise mit der Impfung in Zusammenhang gebracht werden", wie die Stiko schreibt.
Was ist ein Risikogebiet und wo sind sie in Deutschland?
Die Einteilung in Risikogebiete geschieht nach Landkreisen. Wenn in einem Landkreis binnen fünf Jahren bei mindestens einem von 100.000 Einwohnern FSME diagnostiziert wurde, wird dieser Landkreis zum Risikogebiet.
In einem Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom vergangenen Jahr waren 146 Landkreise als Risikogebiete ausgewiesen. Sie liegen vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen und im südöstlichen Thüringen. Dazu kommen einige Landkreise in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz. Seit 2014 zählt auch der Landkreis Vogtland dazu.
2016 gab es 348 FSME-Erkrankungen, das waren 59 mehr als im Jahr davor. Allerdings schwanken die Werte stark: Seit 2001 gab es jährlich zwischen 195 und 546 Fälle. Die Hälfte der 348 Fälle von 2016 kamen in Bayern vor, rund ein Drittel in Baden-Württemberg.
Welche Risikogebiete gibt es im Ausland?
Ein hohes FSME-Risiko gibt es laut RKI in Finnland, Schweden, Litauen, Lettland, Estland, Dänemark, Polen, Weißrussland, Russland (vor allem Sibirien), Österreich, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Norditalien, Ungarn, Rumänien sowie in der Mongolei, Nord-China und Nord-Japan.
Informationen dazu bekommt man unter anderem bei Tropeninstituten und beim Auswärtigen Amt. Die beiden Impfstoffe, die auf dem Markt sind, wirken gegen alle Subtypen von FSME. Also nicht nur gegen den europäischen, sondern auch gegen den sibirischen und den fernöstlichen.
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