Nasensprays sind ein Segen bei verstopfter Nase. Doch einige sind nicht so harmlos, wie sie scheinen. Denn sie können abhängig machen und die Nasenschleimhaut schädigen. Wir klären mit einem HNO-Arzt, worauf Patienten achten sollten.
Das Atmen fällt schwer, die Nase ist verstopft – ein Nasenspray hilft, bei Schnupfen wieder durchatmen zu können. Vor allem abschwellende Nasensprays bringen schnelle Linderung und erleichtern das Atmen über mehrere Stunden. Problem: sie haben einen Gewöhnungs-Effekt.
“Beim ersten Anwenden wirkt das Nasenspray super, mit der Zeit hält der Effekt einer freien Nase aber nicht mehr so lange an, man wiederholt das Sprühen automatisch häufiger. Wenn man das so weiter handhabt, bekommt man schon nach zwei bis drei Wochen keine freie Nase mehr, außer man sprüht regelmäßig. Es entsteht eine körperliche Abhängigkeit“, sagt Dr. Michael E. Deeg, Facharzt für HNO-Heilkunde und Landesvorsitzender Baden beim Deutschen Berufsverband der HNO-Ärzte, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Nasenspray-Sucht bringt gesundheitliche Schäden
Abschwellende Nasensprays gibt es rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen. Viele Patienten sind deshalb nicht ausreichend aufgeklärt und unterschätzen das Risiko. Abschwellende Nasensprays sollten nicht länger als eine Woche angewendet werden und idealerweise immer nur dann, wenn eine dichte Nase wirklich eine Beeinträchtigung darstellt, zum Beispiel vor dem Schlafengehen.
“Ich empfehle grundsätzlich eine Kinderdosierung zu verwenden, die reicht normalerweise auch beim Erwachsenen aus, um die Nase frei zu bekommen und reduziert das Risiko einer Abhängigkeit“, rät der Experte.
Wer trotzdem länger als eine Woche sprüht, kann nicht nur in eine Abhängigkeit rutschen, sondern auch seine Nasenschleimhaut erheblich schädigen. “Die Oberfläche der Schleimhaut kann kaputtgehen, austrocknen und es können sich Borken bilden. Wenn sich dann noch Keime ansiedeln, kann eine sogenannte Stinknase entstehen. Das ist sehr unangenehm“, warnt der HNO-Arzt.
Alternativen zu abschwellenden Nasensprays
Weniger problematisch sind Nasensprays, in denen ein kortisonartiger Wirkstoff enthalten ist. Sie dämmen die Schwellung, unterbinden die Sekretion und reduzieren sogar den Niesreiz, ohne dabei abhängig zu machen. Wenn die Beschwerden länger als eine Woche anhalten, sollte trotzdem ein Arzt aufgesucht werden. Er kann alternative Heilmethoden empfehlen.
Wer auf der sicheren Seite sein will, greift zu Salz- oder Meerwasser-Nasensprays. Auch sie befreien die Nase, wenn auch nicht für mehrere Stunden. “Nasensprays auf Basis einer Kochsalzlösung, Meerwasser-Sprays oder Sprays mit dem Zusatz Salin kann man als unproblematisch einstufen. Auch Modelle mit pflegenden Bestandteilen wie Dexpanthenol oder Hyaluron sind in der Regel unbedenklich“, sagt der Experte.
So funktioniert der Nasenspray-Entzug
Wer schon abhängig ist, kann sich das regelmäßige Verwenden von abschwellende Nasensprays abgewöhnen. Je nachdem wie lange die Sucht bereits besteht, dauert das ein paar Tage bis ein paar Wochen.
“Eine Entwöhnung ist in der Regel möglich. Am schnellsten klappt es mit dem kalten Entzug. Wer nicht mehr sprüht, hat etwa eine gute Woche eine dichte Nase, dann wird sie langsam freier und der Körper stellt den Normalzustand wieder her“, erklärt Deeg.
Wer möchte, kann sich beim Entzug auch vom HNO-Arzt unterstützen lassen, indem man zum Beispiel auf ein kortisonhaltiges Nasenspray umstellt. Weitere Methoden sind, die Sprüh-Dosis langsam zu reduzieren oder auf eine niedrigere Konzentration in Form eines Kinder-Nasensprays umzusteigen und sich damit nach und nach zu entwöhnen.
Nasenspray am besten in der Apotheke kaufen
Für Verbraucher ist es oft gar nicht so einfach zu verstehen, um welche Art von Nasenspray es sich handelt. Denn dazu müssen sie die Wirkstoffe namentlich kennen.
Abschwellende Nasensprays mit Gewöhnungs-Effekt enthalten zum Beispiel oft den Wirkstoff Xylometazolin. Er ist auf der Verpackung angegeben und in Nasensprays für Erwachsene mit 0,1 % enthalten. Eine Kinder-Dosierung von 0,05 % ist in der Regel aber auch für Erwachsene ausreichend.
Wer in der Apotheke einkauft, kann sich dort beraten lassen und gezielt nach unbedenklichen Sprays fragen.
Verwendete Quellen:
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