- In den Wintermonaten ist das menschliche Abwehrsystem besonders gefordert.
- Neben Schutzimpfung und AHA-Regeln ist es auch wichtig, die Abwehrkräfte zu stärken.
- Die Immunologin Eva Peters erklärt, wie man den Körper dabei unterstützen kann.
Während der Corona-Pandemie zählen Abstand halten, Maske tragen und das Einhalten von Hygieneregeln zu den wichtigsten Maßnahmen, um das Virus einzudämmen - und sich und andere vor einer Infektion zu schützen. Doch was können wir aktuell noch tun, um gesund durch die Wintermonate zu kommen? Eine Expertin erklärt, wie man das Immunsystem jetzt stärken kann.
Was der Körper im Winter besonders braucht
Bakterien, Viren, Pilze und andere Keime verbreiten sich auf unterschiedlichen Wegen und versuchen rund um die Uhr, in den menschlichen Organismus zu gelangen. In den meisten Fällen bekämpft die körpereigene Abwehr erfolgreich die äußeren Eindringlinge.
"Unser Immunsystem muss dafür auf die jeweilige Jahreszeit gut eingestellt sein", betont Eva Peters, Leiterin des Psychoneuroimmunologie Labors am Universitätsklinikum Gießen und Arbeitskreis-Sprecherin bei der Deutschen Gesellschaft für Immunologie e.V. "Im Sommer kommen Menschen in der Regel vermehrt mit neuen Keimen in Kontakt. Dafür brauchen wir das besonders schnell reagierende, angeborene Immunsystem."
Im Winter hingegen verbringen die meisten Menschen viel Zeit in beheizten Innenräumen. Bei Kontakt mit Viren oder anderen Erregern ist jetzt verstärkt das lernfähige Abwehrsystem gefragt.
Diese erworbene Immunkompetenz baut sich individuell im Laufe des Lebens auf, zum Beispiel durch Impfungen oder während des Durchlebens von Krankheiten. "Bei Kontakt mit einem bekannten Keim werden Antikörper gebildet", erklärt Peters.
Dies kostet viel Energie, so dass der Körper ökonomisch zwischen den unterschiedlichen Arten von Immunantworten umschaltet. "Wir müssen unserem Körper daher jetzt zeigen, dass Winter ist." Dies geht unter anderem durch Bewegung an frischer Luft und saisonale Ernährung.
Gefahr durch Mehrfachinfektionen
Derzeit rechnen Gesundheitsämter und Behörden vermehrt mit Infektionen. "Wir alle sind in der Pandemie weniger mit Erregern in Kontakt gekommen als sonst", sagt Eva Peters. "Es gab also weniger Sparringspartner, mit denen sich unser Immunsystem auseinandersetzen musste."
Gefährlich wird es, wenn Patienten mehrere Infektionen gleichzeitig erleiden. "Dieser Situation kann man mit entsprechenden Impfungen vorbeugen", rät die Immunologin. "So schützt man sich einerseits vor einer schweren Erkrankung, gleichzeitig wird das Gesundheitssystem nicht zusätzlich belastet."
Grippe-Impfung für größere Personengruppen sinnvoll
Wer viele Kontakte hat, hat auch eine erhöhte Infektionsgefahr für Erkrankungen, die über die Luft übertragen werden, so Eva Peters. "Auch Jüngere sollten daher überlegen, sich gegen die Grippe impfen zu lassen. In der Regel kann die Hausärztin oder der Hausarzt gut einschätzen, ob diese Maßnahme für die Patientinnen und Patienten sinnvoll ist."
Eine Grippe-Impfung sorgt für den Schutz vor schwerer Erkrankung, stellt jedoch eine Herausforderung für den Körper dar. "Man sollte daher ausgeschlafen zum Impftermin erscheinen und danach etwa eine Woche intensiven Sport vermeiden", rät die Expertin. "Um eine Impfung herum sollte man sich so verhalten, als ob man eine Erkältung auskurieren würde, um den Körper zu unterstützen."
Viel Bewegung, ausgewogene Ernährung und guter Schlaf
Mit einfachen Tipps kann man das Immunsystem dabei unterstützen, sich auf den Winter umzustellen. Sinnvoll ist es, jeden Tag nach draußen zu gehen und sich regelmäßig an frischer Luft zu bewegen oder sportlich zu betätigen. So wird der Körper klimatisch immer neuen Situationen ausgesetzt, auf die er reagieren muss.
Auch mit regelmäßigen Saunagängen oder Wechselduschen wird der Körper in den "Winter-Modus" versetzt und die Immunantwort trainiert. Wichtig ist darüber hinaus die jahreszeitlich passende Ernährung mit frischen Zutaten, die jetzt Saison haben.
Vielfach geht die Übergangszeit zwischen Sommer und Winter auch mit mentalem Stress einher. "Chronische Belastungen sorgen dafür, dass die Flexibilität der Immunantwort sinkt", warnt Eva Peters. "Wir sollten daher gerade jetzt prüfen, ob es Belastungen gibt, die beispielsweise zu Schlafproblemen führen."
Verwendete Quellen:
- Interview mit Prof. Dr. Eva Peters, Leiterin des Psychoneuroimmunologie Labors am Universitätsklinikum Gießen und Arbeitskreis-Sprecherin bei der Deutschen Gesellschaft für Immunologie e.V.
dieser Artikel wurde am 13.01.2022 aktualisiert.
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