München - Den überflüssigen Kilos den Kampf ansagen: Viele gehen mit diesem Ziel ins Fitnessstudio. Doch reicht das?

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Ob Sport allein den großen Unterschied macht und worauf man bei der Ernährung achten kann, erklärt Prof. Johannes Wechsler. Er ist unter anderem Facharzt für Innere Medizin und Ehrenpräsident im Bundesverband Deutscher Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmediziner (BDEM).

Frage: Durch Sport allein abnehmen - funktioniert das?

Johannes Wechsler: Sie können mal testen, wie lange Sie brauchen, um eine Tafel Schokolade mit etwa 500 Kalorien durch körperliche Aktivität abzubauen. Da müssen Sie mindestens eine Stunde joggen. Das wissen wir aus vielen Studien und das ist auch evidenzbasiert. Durch Sport allein ist eine Gewichtsreduktion schwierig.

Dazu kommt natürlich, dass Menschen, die abnehmen sollten oder wollen, ein höheres Körpergewicht haben. Wenn Sie 120 Kilogramm wiegen und jetzt anfangen, wilden Sport zu treiben, dann gehen eher die Gelenke und Bänder kaputt, als dass Sie abnehmen.

Was aber nach wissenschaftlichen Daten etwas bringt, ist eine gewisse Basisbewegung jeden Tag zu gewährleisten. Menschen, die jeden Tag 10.000 Schritte gehen, haben die beste Prognose, nicht übergewichtig zu werden oder wenn Sie übergewichtig sind, abzunehmen.

Frage: Ist also eine Ernährungsumstellung zwingend für gewünschten Gewichtsverlust?

Wechsler: In Deutschland sind etwa 60 Prozent der Menschen übergewichtig, 20 Prozent davon adipös. Die haben also schlichtweg eine Indikation für eine Gewichtsreduktion.

Eine Frau packt Einkäufe aus
Die Ernährung macht den Unterschied: Nur durch Sport Gewicht zu verlieren, ist schwer - auf das Essen kommt es an. © dpa / Christin Klose/dpa-tmn

Um das Gewicht zu reduzieren, kommt man nicht um eine Ernährungsumstellung herum. Entscheidend ist, in die Energiebilanz einzugreifen und nicht, ob man jetzt ein paar Kohlenhydrate oder Fett- oder Eiweißmoleküle mehr isst. Das ist im Prinzip nicht relevant.

Isst man weniger, dann ist die Energiebilanz irgendwann negativ, also nimmt man diese Energie ab. Aber da muss man aufpassen: Nimmt man etwa nur noch ein Drittel der Kalorien zu sich, gehen auch zwei Drittel der Mineralstoffe, Vitamine, Spurenelemente und vom Eiweiß verloren.

Wichtig ist eine isokalorisch bilanzierte Ernährung, also eine, die nur vermindert ist, was die Energie betrifft. Das kann man mit Formula-Diäten erreichen, bei denen man mindestens eine Mahlzeit am Tag durch ein kalorienreduziertes Produkt, etwa einen Shake, ersetzt. Sie geben einem die wichtigsten Nährstoffe, sind aber kalorienärmer.

Frage: Inwiefern kann sich ein Gewichtsverlust positiv auswirken - fühlt man sich dann automatisch fitter?

Wechsler: Menschen, die abnehmen, fühlen sich viel besser und leichter. Sie fühlen sich fitter, aber auch der Stoffwechsel wird besser. Und auch die Lebenserwartung steigt.

Ein Beispiel: Wenn ich jetzt 1,80 Meter groß bin und 80 Kilogramm wiege, dann aber auf 120 Kilogramm zunehmen würde, dann wäre das, als würde ich den ganzen Tag einen Reisekoffer links und rechts mit mir tragen. Das ist der Wahnsinn für die Gelenke, das Herz und den Kreislauf.

Das Fett ist auch ein Problem für die Organe wie die Leber und die Bauchspeicheldrüse. Die sind in dem Fall auch nur für 80 Kilogramm gemacht, und wenn Sie dann 120 Kilo haben, dann erschöpft sich etwa die Bauchspeicheldrüse, Diabetes kann entstehen.  © Deutsche Presse-Agentur

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