Kein anderer Lebensmittelbestandteil steht derzeit so im Kreuzfeuer wie Gluten. Immer mehr Menschen verzichten auf glutenhaltige Lebensmittel wie Brot und Pasta. Dieser Entscheidung liegt nicht selten ein oder mehrere Irrglauben zugrunde. Die sieben größten Märchen rund um das verteufelte Klebereiweiß.
Mythos 1: Glutenverzicht macht schlank
In den USA ist Glutenverzicht als Diät seit längerem superhip. Viele Stars, zum Beispiel Ernährungsfanatikerin
Mythos 2: Gluten ist ein Kohlenhydrat
Gluten befindet sich zwar in vielen kohlenhydratreichen Lebensmitteln wie Brot oder Nudeln, es zählt selbst jedoch nicht zu den Kohlenhydraten, sondern ist ein Getreideprotein. Aufgrund seiner positiven Backeigenschaften und weil es bewirkt, dass Lebensmittel ihre Form bewahren, wird es auch Klebereiweiß genannt.
Mythos 3: Gluten macht krank
Im Laufe der Zeit wurde der Glutengehalt in Weizen und anderen Getreidearten erhöht, erklärt Ernährungswissenschaftlerin Johanna Feichtinger von der Unabhängigen Gesundheitsberatung UGB auf einem Symposium des Verbandes.
Es deutet nichts darauf hin, dass glutenfreie Ernährung Krankheiten vorbeugt, sagt Feichtinger. Eine glutenfreie Ernährung sei nur angezeigt, wenn eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) oder eine Glutensensitivität (Überempfindlichkeit gegenüber Gluten) vorliegt. Vor allem die Zöliakie ist eine ernstzunehmende Krankheit, die ohne Ernährungsumstellung zu Entzündungen und schweren Schäden im Dünndarm führen kann. Das führt unbehandelt mitunter zu chronischer Unterernährung bis hin zu Karzinomen. Die Krankheit sollte per Bluttest und Gewebebiopsie vom Arzt abgeklärt werden.
Mythos 4: Bei Glutenunverträglichkeit sollte man eine Zeit lang auf Gluten verzichten
Im Unterschied zur Glutensensitivität ist es bei Zöliakie angezeigt, ein Leben lang auf glutenhaltige Lebensmittel zu verzichten. Selbst geringste Mengen können Beschwerden auslösen.
Bei der Glutensensitivität, die in Symptomen der Zöliakie stark ähneln kann, bessern sich die Beschwerden häufig nach kurzer Zeit des Glutenverzichts. Im Gegensatz zu Zöliakie hilft Betroffenen oft bereits eine Reduktion des Glutens in der Ernährung.
Mythos 5: Glutenunverträglichkeit ist eine Allergie
Glutenunverträglichkeit sollte man weder mit der Glutensensitivität noch mit einer (Weizen-) Allergie verwechseln. Zöliakie ist eine genetisch bedingte Autoimmunerkrankung, bei deren Entstehung jedoch auch bestimmte Umweltfaktoren eine Rolle spielen können. Einer von 200 Menschen leidet daran. Dabei werden Antikörper produziert, die das eigene Gewebe angreifen. Bei einer Allergie dagegen richtet sich die übertriebene Immunreaktion nicht gegen den eigenen Körper, sondern gegen körperfremde Substanzen.
Mythos 6: Glutenfreie Produkte sind gesünder
Für viele Nahrungsmittel, die normalerweise Gluten enthalten, stellt die Lebensmittelindustrie Alternativen bereit: Glutenfreie Kekse, glutenfreies Brot oder glutenfreies Müsli. Die kosten allerdings meist wesentlich mehr bei gleichzeitig weniger Inhalt. Darüber hinaus sind sie keinesfalls als gesünder zu betrachten. Das Fehlen der positiven Eigenschaften des Glutens wird durch allerlei Zusätze kompensiert, oft sind diese Produkte daher stärker verarbeitet. Sie sind auch keine "Diät"-produkte, denn sie haben meist nicht weniger Zucker und auch in etwa den gleichen Kaloriengehalt.
Mythos 7: Glutenverzicht ist für jeden zu empfehlen
Für Gesunde ist der Verzicht auf Getreide nicht zu empfehlen: Vor allem Vollkorn-Getreide liefert nicht nur wichtige Ballaststoffe, sondern schützt nachgewiesenermaßen vor Krankheiten wie Dickdarmkrebs, Herzkreislauferkrankungen und Diabetes mellitus, so Feichtinger. Der Tipp der Expertin: Man sollte das breite Angebot verschiedener Getreidearten und ihre zahlreichen Zubereitungsarten nutzen.
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