• Die Krankenhäuser in Deutschland stoßen in diesem Herbst wieder an ihre Belastungsgrenzen.
  • Neben den steigenden Corona-Zahlen machen den Kliniken vor allem die dünne Personaldecke und andere Viren wie das Grippevirus zu schaffen.
  • Infektiologe Christoph Spinner erklärt gegenüber unserer Redaktion, was aus seiner Sicht jetzt zu tun ist.

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Seit September steigen die Corona-Inzidenzen wieder stark an. 1,3 Millionen Menschen sind laut Bundesregierung aktuell mit Corona infiziert.

Christoph Spinner, Infektiologe am Universitätsklinikum rechts der Isar in München, geht von noch höheren Zahlen aus: "Sehr wahrscheinlich ist die tatsächliche Inzidenz etwa zwei- bis dreimal höher", sagte er unserer Redaktion.

Der rasante Anstieg ist für Spinner aber kein Grund zu übermäßiger Sorge: Trotz hoher Zahlen beobachte er derzeit "keine relevante Zunahme von schweren COVID-19-Erkrankungen".

Corona-Sterblichkeit von 4,5 Prozent auf unter 0,1 Prozent gefallen

Die Immunität der Bevölkerung sei mittlerweile so hoch, dass die Sterblichkeit von 4,5 Prozent auf deutlich unter 0,1 Prozent gefallen sei – sowohl durch die Impfung als auch durch Infektionen. "Antikörper-Studien zeigen, dass mittlerweile praktisch jeder Mensch mindestens einmal mit SARS-CoV-2 infiziert war", erklärt Spinner.

Die aktuelle Corona-Welle werde deshalb in wenigen Wochen brechen. Spinner spricht in diesem Zusammenhang von einer "Art Sättigung".

Personalmangel laut Spinner "größtes Problem"

Was dem Infektiologen Sorgen bereitet, sind andere Umstände: "Die aktuelle Situation ist vor allem wegen des Personalausfalls im Gesundheitswesen eine Herausforderung." Ärzte und Pfleger melden sich krank – mit COVID-19, Grippe oder Erkältungen.

Das legt offen, was mittlerweile Normalzustand sei: "Das größte Problem liegt darin, dass die meisten Krankenhäuser auch ohne erkranktes Personal ihre Stationen nicht mehr voll betreiben können." Dies wird bei den weiterhin zu erwartenden Personalausfällen in den nächsten Wochen wohl zu erheblichen Engpässen führen.

Spinner: Corona hat keinen Sonderstatus mehr

Um das Gesundheitssystem zu entlasten, empfiehlt Spinner eine Influenza-Impfung sowie eine vierte COVID-19-Impfung, insbesondere für Ärzte, Pfleger und Risikogruppen.

Andere Maßnahmen wie eine Maskenpflicht an Schulen oder ein Verbot von Großveranstaltungen hält Spinner indes für falsch: "Es wird Zeit, mit COVID-19 wie mit anderen Atemwegserregern umzugehen."

Dr. Christoph Spinner ist Infektiologe am Universitätsklinikum rechts der Isar und hat unsere Fragen schriftlich beantwortet.
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