In unserer Aktion "Leserwunsch des Monats" sind Sie gefragt: Was wollen Sie im Gesundheitsressort gerne lesen? Im März hatten unsere Leser einen klaren Favoriten: 56 Prozent, also 10.260 Besucher, haben sich gegen die Konkurrenzthemen Schlafwandeln und Trauerarbeit entschieden und würden gerne mehr über Psychosomatik erfahren. Denn nicht alle Beschwerden haben eine körperliche Ursache. Dass die Seele den Körper krank machen kann, das hat Harry Aron am eigenen Leib schmerzlich erfahren müssen.

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Jahrelang litt der ehemalige Regierungsangestellte unter psychosomatisch bedingtem Bluthochdruck verbunden mit Angstzuständen und Depressionen. Wie lässt sich mit Beschwerden umgehen, die nicht körperlich behandelt werden können? Harry Aron fand Kraft und Hilfe in einer Gruppentherapie. Heute leitet er sogar eine eigene Selbsthilfegruppe.

Harry Aron ist Ansprechpartner der "Selbsthilfegruppe Psychosomatik". Diese richtet sich an Menschen, die wegen ihrer Psychosomatik behandelt wurden - stationär oder ambulant. Der 64-Jährige möchte den Betroffenen den Neuanfang zu Hause nach dem Therapieende erleichtern. Wie wichtig so etwas ist, weiß der Rheinländer aus eigener Erfahrung.

Der erste Aufenthalt des ehemaligen Regierungsangestellten in einer psychosomatischen Klinik liegt rund 30 Jahre zurück. Seither hat der mittlerweile 64-Jährige noch weitere Male in einer Klinik Hilfe gesucht und gefunden. Harry Aron leidet an psychosomatisch bedingtem Bluthochdruck verbunden mit Angstzuständen und Depressionen.

Selbsterfahrung in der Gruppe

"Wirklich geholfen in der Klinik hat mir die Gruppentherapie", sagt er heute. "Ich hatte zum Glück immer sehr gute Gruppen", erinnert sich Aron. Das sei ein ganz wichtiger Punkt: "Die anderen Mitglieder helfen einem durch ihre Berichte dabei, Parallelen in der eigenen Geschichte zu finden und damit auch Lösungen!"

Diese Hilfe in den Alltag zu integrieren, motivierte ihn, die Neusser "Selbsthilfegruppe Psychosomatik" zu gründen. In den Gesprächen soll das umgesetzt werden, was die Betroffenen in der Therapie erfahren haben und was nun ins tägliche Leben integriert werden muss. "Sinn und Zweck soll es sein, Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten, um der Therapie letztendlich zum Erfolg zu verhelfen", sagt Aron.

So soll auch verhindert werden, dass sich Betroffene isolieren und das Gefühl haben, mit ihren Problemen alleine dazustehen. "Manche verkriechen sich regelrecht und kommen zu dem Schluss 'Das wird nichts mehr'. Dann kann die Gruppe dein Rettungsanker sein", sagt der selbst Betroffene.

Die Umwelt ist oft unsicher

Wie wichtig ein verständnisvoller Austausch ist, weiß Harry Aron aus eigener Erfahrung. Die Umwelt reagiere oft unsicher, wenn es um psychosomatische Störungen gehe. Und für die Betroffenen sei es nicht immer leicht, den Mitmenschen zu vermitteln, was diese Erkrankung wirklich bedeute. "Alles, was mit Psychosomatik zu tun hat, wird oft leichtfertig abgetan", erklärt Harry Aron. Er - wie wahrscheinlich viele andere Leidensgenossen - wünscht sich mehr Akzeptanz und mehr Wissen darüber, was es bedeute, psychosomatisch erkrankt zu sein. Die von ihm gegründete Selbsthilfegruppe will daher auch informieren.

Wer unter einer psychosomatischen Störung leidet, kann in Neuss in einer geschlossenen Gruppe mitmachen. "Geschlossen" bedeutet in diesem Fall, dass sich jeder verpflichtet, drei bis sechs Monate teilzunehmen, um den Erfolg zu gewährleisten. Das Spektrum der psychosomatischen Erkrankungen der Teilnehmer ist breit gefasst. "Keiner muss befürchten, dass eine spezielle Erkrankung keinen Platz findet", erklärt Harry Aron.

Kraft für die schönen Dinge des Lebens

Ihm selbst geht es momentan auch dank der Arbeit in der unterstützenden Gruppe gesundheitlich gut. So bleiben Zeit und Lust für die schönen und spannenden Dinge des Lebens. Etwa für sein Amt als ehrenamtlicher Richter, für Literatur, das Schreiben von Briefen, für Reisen und Kochen. Auch Psychologie und Philosophie sind Themen, für die sich Harry Aron interessiert. Sein Lebensmotto "Leben und leben lassen" ist sicher auch für die "Selbsthilfegruppe Psychosomatik" ein guter Baustein.

Details zur Neusser Selbsthilfegruppe gibt es online auf www.selbsthilfenetz.de unter dem Stichwort "Psychosomatik".

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