Eine Studie hat ergeben, dass vielleicht ein Risiko durch Metalle in Tampons bestehen könnte. Das Thema beunruhigt viele Menschen. Laut dem deutschen Bundesamt für Risikobewertung ist die Gefahr allerdings sehr gering.

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In einer US-Analyse wurden in verschiedenen Tampon-Sorten in geringen Mengen Schwermetalle nachgewiesen. Dennoch: Gesundheitliche Folgen durch die Nutzung von Tampons sind nach Einschätzung des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) nicht zu erwarten. Die Elemente, darunter Arsen, Cadmium und Blei, seien nur in winzigsten Mengen nachgewiesen worden, heißt es vom Institut.

Selbst bei einer kompletten Aufnahme aller enthaltenen Metallpartikel über die Schleimhaut - was ein unrealistisches Szenario sei - wäre die Belastung demnach vernachlässigbar, vergleicht man sie mit der Hintergrundbelastung etwa aus Lebensmitteln, Trinkwasser, Hausstaub, Verkehr und Industrie.

"Die Studienergebnisse sind kein Grund, auf Tampons zu verzichten."

Andrea Hartwig, Toxikologie-Expertin

"Die Studienergebnisse sind kein Grund, auf Tampons zu verzichten", betont die Toxikologie-Expertin Andrea Hartwig vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Elemente wie Blei und Arsen kämen prinzipiell überall vor, ein Nachweis in Gegenständen oder Lebensmitteln sei daher nicht ungewöhnlich. Die gefundenen Mengen lägen selbst im schlimmstmöglichen Szenario einer kompletten Aufnahme bei wenigen Prozent dessen, was täglich allein über Lebensmittel aufgenommen werde.

Unklar, welche Metalle über Vaginalepithel in Blutkreislauf gelangen

In der EU müssen die Anteile von Blei, Cadmium, Chrom und Arsen in Textilgeweben unter einem Milligramm pro Kilogramm liegen, wie es in der Studie heißt. Die Tampons lagen demnach allesamt unter diesem Wert. Allerdings kämen Tampons mit der Vaginalschleimhaut in Kontakt, über die womöglich mehr dieser Stoffe aufgenommen werden könnten.

Kalzium und Zink, die in vergleichsweise hohen Konzentrationen nachgewiesen worden seien, würden Tampons absichtlich zugesetzt - zur Geruchskontrolle, als Gleitmittel und als antimikrobielle Mittel. "Was vielleicht erklärt, warum wir sie in so hohen Konzentrationen gefunden haben", erläutern die Forschenden.

Es sei besorgniserregend, dass giftige Metalle wie Arsen und Blei in Tampons zu finden seien, erklärt Shearston. Allerdings geben auch die Forschenden selbst zu bedenken, dass unklar sei, ob die Metalle bei der Benutzung aus den Tampons gelöst werden und ob sie über das Vaginalepithel in den Blutkreislauf gelangen. Momentan lasse sich nicht sagen, ob die nachgewiesenen Metalle zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen beitragen könnten.

Das Team um Jenni Shearston von der Columbia University hatte 30 Tampons von 14 Tamponmarken untersucht. Drei der Tampons wurden in europäischen Ländern gekauft, wie es hieß. Gesucht wurde unter anderem nach Arsen, Cadmium, Chrom, Quecksilber und Blei. Jedes der 16 untersuchten Metalle ließ sich in mindestens einer Tamponprobe nachweisen, wie das Team im Journal "Environment International" berichtet. Die Konzentrationen unterschieden sich dabei je nach Region, Material und Marke teils deutlich.

Quellen der Metalle sind wohl Pflanzen und Herstellungsprozesse

Die Metalle können bei Baumwollmaterial etwa aus dem Boden in die Pflanzen gelangt sein, wie das Team um Shearston erläutert. Eine weitere Quelle seien Herstellungsprozesse. Die Forschenden sehen es als notwendig an, dass Hersteller Tampons künftig insbesondere auf toxische Metalle testen müssen.

Diese Forderung hält Toxikologin Hartwig für sinnvoll. Auch für Hersteller anderer Bedarfsgegenstände und Hygieneartikel sollte es verpflichtend sein, den Schwermetallgehalt ihrer Produkte zu kontrollieren.

Vom BfR heißt es, dass der Anteil an Schwermetallen generell weiterhin durch verantwortungsvolle Rohstoffauswahl und gute Herstellungspraxis abgesenkt werden sollte. Gerade bei Blei sollte die Konzentration so gering wie noch vernünftig umsetzbar gehalten werden.

Eine Haupteintrittspforte für Schwermetalle sind die Schleimhäute des Magen-Darm-Trakts. Auch über die Schleimhäute der Atemwege werden sie aufgenommen, zum Beispiel durch Zigarettenrauch. Vor allem eine langfristige, chronische Belastung mit Schwermetallen kann gesundheitliche Probleme zur Folge haben. Bei Blei und Quecksilber können das Nervenschäden sein, bei Cadmium Nieren- und Knochenschäden. (dpa/sbi)

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