Damit die Haut nach einer Verletzung möglichst gut verheilt und keine markante Narbe entsteht, sollte bei der Behandlung einiges beachtet werden. Ein Dermatologe verrät, wie Sie Narben möglichst vorbeugen und frisch heilende Haut adäquat versorgen.

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Es passiert schnell: Ein Schnitt, ein Sturz oder eine Verbrennung und schon ist die Wunde da – und mit ihr die Angst vor einer Narbe. Ob eine Narbe entsteht oder nicht, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab. Einerseits von der Tiefe der Verletzung, andererseits von der Stelle und auch von der genetischen Veranlagung.

Was sind Narben und welche Formen gibt es?

Eine Narbe ist ein Ersatzgewebe das entsteht, wenn eine Verletzung bis in die mittlere Hautschicht geht. Es entwickelt sich während der letzten Stufe der Wundheilung. Die elastischen Fasern sind dann im Narbengewebe nicht mehr miteinander verflochten, sondern liegen parallel zueinander. Dadurch wird vernarbte Haut weniger elastisch.

Zudem fehlen im neu gebildeten Ersatzgewebe Schweiß- und Talgdrüsen, Haare sowie pigmentbildende Melanozyten. Rund zwei Jahre lang entwickelt sich eine Narbe weiter. In dieser Zeit kann sie verblassen und flacher oder auch größer werden.

Unterschieden werden Narben in:

  • Hypertrophe Narben: wulstig und rot
  • Atrophe Narben: vertieft, etwa durch Akne verursacht
  • Sklerotische Narben: sehr unflexibel und hart
  • Keloide: wuchern über die ursprüngliche Verletzung hinaus und sind meist dunkelrot

Faktoren für Narbenentwicklung

Wie sich eine Wunde oder Narbe entwickelt, hängt zum einen von der Behandlung ab. Am besten fragen Sie einen Spezialisten – er weiß, wie Sie die Haut optimal pflegen.

Doch es gibt noch einen anderen Faktor: die Veranlagung. Dermatologe Alexander Klotz aus Eichstätt erklärt: "Ob eine Person eine biologische Neigung zur krankhaften Narbenbildung hat oder nicht, kann man im Voraus nicht wissen. Ältere Verletzungen oder vorausgegangene Eingriffe geben nur eine grobe Orientierung." Außerdem gebe es Bereiche am Körper, die besonders zur Narbenbildung neigen: "Das Dekolleté bei Frauen, der untere Rücken, rund-kugelige Flächen wie Gelenke."

Auch die Art der Verletzung ist ausschlaggebend. "Ein Messerschnitt hat beste Voraussetzungen zum Abheilen. Je tiefer und in der Tiefe ausgedehnter die Verletzung der Haut- und Unterhautsubstanz, umso problematischer ist die Spätprognose. Je präziser man die Ränder zusammenbringen kann, umso feiner ist das Endergebnis – vorausgesetzt, man reduziert die Zugkräfte adäquat, etwa durch einen Verband."

Nach etwa acht bis zwölf Tagen ist das Zusammenwachsen der Haut biologisch abgeschlossen und die Wunde gilt als abgeheilt. Ist die Wunde gut versorgt, bedarf es laut Klotz zunächst keiner weiteren direkten Zusatzversorgung mit Salben, Pflastern oder speziellen apparativ-technischen Behandlungen.

Das sollten Sie einer frischen Narbe nicht antun

Aber: "Die Verbindung des Gewebes ist in der Tiefe noch beeinflussbar. Man sollte in jedem Fall eine Dehnung der Haut vermeiden. Auch sollte die Haut vor Wärmequellen wie Wärmflaschen, Rotlichtlampen und Wärmepflastern geschützt werden."

Zudem rät der Hautarzt, keine eng anliegende Kleidung über Wunden und frischen Narben zu tragen. Die reibt an der Narbe und kann so noch zusammenwachsendes Gewebe auseinander ziehen.

Außerdem sollten Sie dringend auf Sonnenbäder und Kratzen am Schorf verzichten. "Kratzen verletzt die Reparaturprozesse in der Haut und führt zu einem unregelmäßigen Hautschichtaufbau und Pigmentstörungen", warnt der Hautarzt.

So behandeln Sie Ihre Narbe richtig

Wie Sie eine frische Narbe am besten versorgen, hängt dem Experten zufolge von der Art der Narbenentstehung ab.

"Ich bitte meine Patienten, von mir operierte Narben nicht auf irgendeine Weise zusätzlich zu 'verbessern'. Durch unnötiges Massieren einer korrekten Narbe löst man eine Verschlechterung aus", warnt Klotz.

Maßnahmen würden erst ergriffen, wenn die Narbe dicker und wulstiger werde. "Ist Schorf vorhanden, kann die Pflege der Narbe direkt nach dem Abfallen des Schorfs beginnen."

Salben für Narben

In Drogerien und Apotheken erhältliche Narbensalben versprechen, die Narbenentwicklung positiv zu beeinflussen. Dermatologe Alexander Klotz meint: "Die Auswahl an solchen Salben ist sehr überschaubar. Sie sind nicht zwingend zur Narbenpflege erforderlich." So helfe auch jede gängige Pflegelotion und sogar Ihre Lieblingshandcreme sei effektiv. "Ich ziehe Feuchtigkeitscremes Fettcremes oder Salben vor, da die Feuchtigkeitscreme besser und leichter in die Haut einzieht. Als Universell-Creme kann man jede beliebige Kinder- oder Babycreme verwenden."

Von Hausmitteln hält der Mediziner wenig. "Die menschliche Fantasie ist bunt und es wird einiges eingesetzt: von Zwiebelsaft bis Babyurin. Wenn stattdessen die Bemühungen auf lokales Kühlen beschränkt und die bereits erwähnten Maßnahmen zum Schutz frischer Wunden ergriffen werden, ist schon einiges erreicht."

Können alte Narben verbessert werden?

Manchmal stört man sich erst Jahre nach einer Verletzung an dem damals entstandenen Überbleibsel – doch können alte Narben überhaupt noch behandelt werden?

"Die klassischen Methoden wie erneutes operatives Entfernen, Kälteanwendungen, Injektionen, Kompressionsverbände als Mono- oder Kombitherapie gelten weiterhin als Goldstandard", sagt Klotz. "Die therapeutische Strategie muss in jedem konkreten Fall individuell zusammen mit dem Patienten sorgfältig besprochen und festgelegt werden."

So müsse sich der Patient im Voraus des bevorstehenden Umfangs und Aufwands bewusst sein, um adäquat mitwirken zu können. "Es dürfen keine zu hoch gesetzten Erwartungen geweckt werden."

Auch die Laser-Behandlung einer Narbe will gut überlegt sein. "Ein Laser ist zwar sehr potent, allerdings nur in geübten Händen. Zudem stellt der Laser eine hochenergische Einwirkung aufs Gewebe dar – und das nicht nur im positiven Sinne. Ich selber setze ihn sehr selten ein."

Narbe und Haut behandeln – der Kurz-Check

  • Tiefere Verletzungen sollten umgehend von einem Dermatologen begutachtet und versorgt werden, damit die Wunde möglichst sauber verschlossen wird und die Haut nicht unnötig weit auseinander klafft oder sich die Wunde gar entzündet.
  • Kratzen Sie Schorf niemals ab und setzen Sie die Wunde nicht unnötiger Reibung, Dehnung, intensiver UV-Strahlung und Wärme aus.
  • Damit das Narbengewebe nicht austrocknet, sollte es vorsichtig mit einer pflegenden Lotion behandelt werden, sobald die Wunde vollständig verschlossen ist.
  • Bereits fertig entwickelte Narben können auch Jahre später noch durch verschiedene Methoden optisch verschönert werden. Jedoch sollte dazu unbedingt ein Mediziner konsultiert werden, der sich auf die Behandlung von Narben spezialisiert hat.
Alexander Klotz ist Facharzt für Dermatologie-Venerologie/Allergologie in Eichstätt. Er ist zudem Experte in Sachen Laser-Therapie.

Verwendete Quelle:

  • Gespräch mit dem Dermatologen Alexander Klotz
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