Die Nieren filtern gewissenhaft Schadstoffe aus unserem Körper. Und das auch, wenn sie bereits deutlich eingeschränkt sind. Wieso Nierenkrankheiten oft so spät erkannt werden und welches Gerücht sich hartnäckig über die Nierengesundheit hält, erfahren Sie hier.
Wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten, wird unserer Körper langsam vergiftet. "Die Niere ist wie ein Filter", sagt Eman Sobh im Gespräch mit unserer Redaktion. "Sie filtert täglich etwa 150 Liter Blut und entfernen dabei Abfallprodukte, überschüssige Flüssigkeiten und Elektrolyte. Diese Abfallprodukte werden mit dem Urin ausgeschieden."
Die Aufgaben der Nieren
- Unsere Nieren filtern giftige Stoffe aus unserem Blut, die wir über die Ernährung aufnehmen. Die Nieren spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks, sie helfen den Säure-/Basenhaushalt zu regulieren und sind beteiligt an der Bildung wichtiger Hormone, die etwa zur Blutbildung oder für den Knochenstoffwechsel benötigt werden.
Als Nephrologin behandelt Eman Sobh seit 25 Jahren Menschen mit Nierenerkrankungen. Seit mehreren Jahren arbeitet sie im Klinikum Ingolstadt. Auf die Frage, ob sie ein Nierenleiden haben, antworten viele der Patientinnen und Patienten, die ihr gegenüber sitzen, erst einmal mit Nein.
"Das Problem ist: Es handelt sich um eine Silent Disease (stille Krankheit, Anm.d.Red.)", sagt Sobh. Das heißt: Auch erkrankte Nieren arbeiten, ohne, dass Betroffene etwas merken. "Erst, wenn die Funktion der Nieren zu etwa 75 Prozent eingeschränkt sind, treten die ersten Symptome der chronischen Nierenerkrankung auf."
Symptome bei Nierenkrankheiten
Eine frühe Diagnose wäre aber wichtig, um das Fortschreiten der chronischen Nierenerkrankung zu verhindern. Sobh empfiehlt einen jährlichen Routinecheck beim Arzt, bei dem auch der Urin untersucht wird. Bestimmte Auffälligkeiten und ein hoher Eiweißanteil im Urin deuten darauf hin, dass ein Nierenleiden vorliegen kann.
Und den kann man auch zuhause erkennen: Wenn der Urin blutig oder schaumig ist, sind das klare Alarmsignale. Auch Wassereinlagerungen in den Beinen oder eine Gewichtszunahme bei gleichbleibender Ernährung können auf eine Nierenerkrankung hindeuten. Menschen mit Diabetes mellitus oder Bluthochdruck haben generell ein höheres Risiko zu erkranken und sollten daher regelmäßig auf Nierenfunktionsstörungen oder Urinauffälligkeiten gescreent werden.
Die richtige Ernährung bei Nierenbeschwerden
- Welche Ernährung die richtige ist, sollte im Einzelfall immer mit den Ärzten und gegebenenfalls einer Ernährungsberatung abgeklärt werden.
- Eine Ernährungsempfehlung für Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie.
- Eine Liste, welche Lebensmittel wie viel Kalium enthalten, finden Sie hier.
Generell spielen bei Nierenerkrankungen die Ernährung und der Lifestyle der Betroffenen eine wichtige Rolle, um das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten: Bewegung, Verzicht auf Zigaretten und Alkohol, Ernährung. "Auch regelmäßige Spaziergänge, drei- bis fünfmal die Woche, sind wichtig für die Gesundheit der Nieren", sagt Sobh.
Viel trinken? Nicht immer eine gute Idee
Dabei hält sich auch ein Irrtum über Nieren hartnäckig. "Es stimmt nicht, dass es gut für die Nieren ist, wenn man viel trinkt", sagt Sobh. "Ein gesunder Mensch braucht am Tag etwa 1,5 bis 2 Liter Wasser, bei Hitze kann es etwas mehr sein. Mehr kann die Niere nicht verarbeiten."
Menschen, die ein Nieren- oder Herzleiden haben, sollten – in Absprache mit ihrem Arzt – meist sogar weniger trinken. Denn bei einer hohen Wasseraufnahme müssen Herz und Nieren mehr arbeiten – der Organismus wird belastet.
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Auch der Glaube, dass es bestimmte Lebensmittel gibt, die besonders gut für die Nieren sind, stimmt nicht. "Es ist aber wichtig, das Essen nicht zu stark zu salzen, denn dann muss die Niere mehr arbeiten", sagt Sobh. Das sei für gesunde Menschen kein Problem, aber für alle mit Bluthochdruck und Nierenerkrankungen. Eine phosphat- und kaliumarme Ernährung ist für Dialysepatienten von großer Bedeutung. Es ist gut, auf Fertigessen und zu viel Fast Food zu verzichten, da diese viel Phosphat und Kochsalz enthalten.
Über die Gesprächspartnerin
- Eman Sobh ist Nephrologin und Oberärztin am Klinikum Ingolstadt.
Redaktioneller Hinweis
- Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt.
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