- Mit Hitzewellen gehen auch erhöhte Ozonwerte einher.
- Doch wie wirken sich diese auf den menschlichen Körper aus?
- Ein Pneumologe klärt auf.
Experten warnen seit einiger Zeit vor erhöhten Ozonwerten, die durch die Hitzewellen in Deutschland weiter angestiegen sind. In der Stratosphäre schützt Ozon die Erde zwar vor gefährlicher UV-Strahlung. In Bodennähe kann das Gas für den Menschen allerdings gefährlich für den Menschen werden.
Atmet man das Reizgas ein, kann das "in erster Linie zu Irritationen der Schleimhäute" führen, erklärt Dr. med. Kai-Michael Beeh, Autor von "Die atemberaubende Welt der Lunge" (Heyne), im Interview mit spot on news. Der Pneumologe verrät, welche Menschen besonders aufpassen sollten und wie man sich vor einer gefährlichen Ozonbelastung schützen kann.
Was genau ist eigentlich Ozon?
Kai-Michael Beeh: Ozon ist ein geruchloses Gas, das durch eine chemische Reaktion zwischen Sauerstoffmolekülen entsteht. Diese Reaktion wird vor allem durch Sonneneinstrahlung begünstigt, aber auch durch die Gegenwart anderer Luftschadstoffe, zum Beispiel aus Auto- oder Industrieabgasen. Ozon wird daher gelegentlich auch als "Sommer-Smog" bezeichnet. In der oberen Erdatmosphäre ist das Ozon wichtig, da es die Erde vor schädlicher UV-Strahlung der Sonne schützt. Gesundheitlich problematisch ist vor allem das in Bodennähe entstehende Ozon, das dann direkt von Menschen eingeatmet wird. Obwohl Ozon also auch "natürlichen Ursprungs" ist, zählt es in höheren Konzentrationen als Reizgas zu den Luftschadstoffen wie Feinstaub oder Stickoxide.
Wann spricht man von einer Ozonbelastung?
Wie bei anderen Luftschadstoffen sind mögliche Gesundheitsgefahren durch Ozon konzentrationsabhängig. Daher gibt es auch für Ozon definierte Grenzwerte, die aufgrund von wissenschaftlichen Studien festgelegt werden. In Deutschland werden bei Werten von über 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Verhaltensempfehlungen an die Bevölkerung ausgegeben, bei Werten über 240 Mikrogramm pro Kubikmeter dann der "Ozonalarm" ausgelöst. Da Ozon in der kalten Jahreszeit kaum eine Rolle spielt, sind Jahresmittelwerte für Ozon wenig aussagekräftig. Relevant sind vielmehr die Spitzenkonzentrationen, zum Beispiel über mehrere Stunden an sehr sonnigen Tagen.
Wann und inwiefern ist Ozon schädlich für unseren Körper?
Hier müssen mögliche langfristige von den kurzfristigen Effekten unterschieden werden. Da Ozon sehr reaktionsfreudig ist, steht es zumindest im Verdacht, langfristig krebserregend sein zu können. Eindeutige Daten in der Bevölkerung gibt es dazu allerdings bisher nicht. Auch ein negativer Effekt auf die Entwicklung der Lungenfunktion bei jüngeren Menschen wird diskutiert. Kurzfristig führen erhöhte Ozonkonzentrationen in erster Linie zu Irritationen der Schleimhäute.
Welche Symptome können bei einer Belastung auftreten?
Die Schleimhautirritationen äußern sich in Augentränen, Nasen- und Rachenbeschwerden oder Husten und Atemproblemen. Ein häufiges Begleitsymptom sind Kopfschmerzen.
Wie gefährlich kann eine Ozonbelastung sein und wer ist besonders gefährdet?
Hohe Ozonbelastungen sind vor allem für empfindliche Menschen problematisch. Hierzu zählen in erster Linie Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen, insbesondere Asthma bronchiale oder Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Bei diesen Patienten können Ozonbelastungen akute Anfälle beziehungsweise Verschlechterungen auslösen, die in seltenen Fällen auch lebensbedrohlich sein können. Allerdings ist die individuelle Empfindlichkeit gegenüber Ozon sehr variabel. Auch Gesunde können mit einer vorübergehenden Verschlechterung der Lungenfunktion auf erhöhte Ozonwerte reagieren.
Wie können wir uns schützen?
Ozongrenzwertüberschreitungen haben erfreulicherweise durch die Schadstoffreduktion und eine allgemein verbesserte Luftqualität in Deutschland in den letzten 20 Jahren deutlich abgenommen. Dennoch gilt: Vor allem empfindliche Personen, aber auch diejenigen, die im Sommer an der frischen Luft aktiv sein wollen, sollten die örtlichen Ozonwerte im Auge behalten und bei erhöhten Werten Aufenthalte und körperliche Aktivität im Freien vermeiden. Dies gilt insbesondere für die Mittagsstunden. Üblicherweise sinken die Ozonwerte gegen Abend wieder ab und sind morgens am niedrigsten. Für Frühaufsteher ist das dann die sicherste Zeit für einen Spaziergang. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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