- Patricija Ionel ist bei der neuen Staffel der RTL-Tanzshow "Let's Dance" wieder dabei - obwohl sie erst vor wenigen Wochen ihren Sohn geboren hat.
- Für die meisten Frauen, die keine Leistungssportlerinnen sind, ist das nicht vorstellbar.
- Ob die Profitänzerin als Beispiel für andere Frauen dienen kann, erklärt eine Sportpsychologin.
"Ich bin schwanger und nicht krank", lautet ein beliebter Spruch von schwangeren Frauen, wenn ihnen gesagt wird, dass sie sich schonen sollen. Ein beliebter Spruch bei Hebammen für die Zeit nach der Geburt lautet: "In ersten Woche im Bett, in der zweiten ums Bett herum, in der dritten im Haus, in der vierten ums Haus herum."
Ob sich die Tänzerin
Den Segen ihrer Hebamme hat sie offenbar. Diese sagte RTL, dass sie das in Ordnung finde. Und: Je fitter der Körper sei, desto schneller regeneriere er nach einer Geburt auch. Doch auch wenn "Let's Dance" von Patricija Ionel vielleicht nicht so viel fordert wie internationale Wettkämpfe, bei denen die 26-Jährige schon teilgenommen hat: Tanzen, Schwitzen, Herumwirbeln rund einen Monat nach der Geburt? Das können sich nur wenige Frauen vorstellen.
Drei Schwachpunkte: Bauchmuskeln, Beckenboden, Bänder
Was allerdings wer wann an Sport nach der Geburt macht, sei sehr individuell, sagt auch die Sportpsychologin Marion Sulprizio von der Deutschen Sporthochschule Köln. "Manche Frauen müssen nach der Geburt viel liegen, andere gehen nach einer ambulanten Geburt direkt nach Hause und fühlen sich gar nicht so sehr beeinträchtigt."
Neben der allgemeinen körperlichen und vielleicht auch seelischen Schwäche, die manche Frauen nach einer Geburt spüren, gibt es rein physisch betrachtet drei Schwachpunkte: die Bauchmuskeln, die Bänder und den Beckenboden. Die Bauchmuskeln weichen in der Schwangerschaft zur Seite, es entsteht eine Spalte, die sich nach der Geburt erst wieder zusammenziehen muss.
Sit-ups, um den Schwangerschaftsbauch schnell wieder wegzubekommen, seien da etwa das Falsche, erklärt Sulprizio im Gespräch mit unserer Redaktion. Sinnvoller seien Halteübungen, wie Frauen sie zum Beispiel in den sogenannten Rückbildungskursen lernen. Diese Kurse werden von vielen Hebammen angeboten. Die meisten Frauen machen sie einige Wochen bis wenige Monate nach der Geburt.
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"Ein Rückbildungskurs ist superwichtig - vor allem, um den Beckenboden zu trainieren", sagt auch Sulprizio. Der Beckenboden gibt den Organen im Bauch und im Becken Halt und stützt beim Husten, Lachen und Heben. Und: Er unterstützt die Schließmuskulatur.
Bei der Geburt wird der Beckenboden stark gedehnt, mitunter werden Muskeln oder anderes Gewebe verletzt. "Wenn man den Beckenboden nach der Geburt nicht mit gezielten Übungen langsam trainiert, kann das Inkontinenz zur Folge haben", sagt Sulprizio. Das müsse nicht sofort auftreten, mitunter tauche das Problem erst in den Wechseljahren auf.
Auch hier gilt jedoch: Das Training sollte moderat sein. Eine Überbelastung zu früh nach der Geburt kann andere Verletzungen nach sich ziehen. Zum Beispiel auch an den Bändern, die durch die Schwangerschaftshormone auch nach der Geburt noch eine Weile weicher sind als vorher. Mit weicheren Bändern kann man etwa beim Laufen leichter umknicken.
Yoga, Pilates, Walking geht schon drei bis vier Wochen nach der Geburt
Wenn die Bewegungen aber fließend sind und Springen und Hüpfen am Anfang vermieden werden, sei gegen Sport auch schon wenige Wochen nach der Geburt nichts einzuwenden, erklärt Sulprizio. "Dabei ist Schwimmen eigentlich eine gute Sportart zum Wiedereinstieg, allerdings nicht für alle Frauen." Für Frauen, die bei der Geburt einen Dammschnitt hatten, eine Narbe oder noch Wochenbettblutungen haben, geht das erstmal nicht. "Alternativ kann man mit leichtem Yoga, Pilates, Walking oder Nordic Walking beginnen. Das geht für manche Frauen auch schon drei oder vier Wochen nach der Geburt."
Je nachdem, wie fit die Frau vor der Schwangerschaft schon war (Stichwort: Profitänzerin), kann sie aber nach einigen Wochen auch schon wieder ins Laufen oder Tanzen einsteigen. "Es gibt Studien, wonach Frauen, die vor und während der Schwangerschaft körperlich fit waren, auch danach wieder schneller Sport treiben können und fit werden", sagt Sulprizio. Die Geburt selbst sei für sie ebenfalls oft weniger anstrengend, weil sie mehr Kondition, mehr Kraft und ein besseres Körpergefühl haben.
Wer kein so gutes Körpergefühl hat und die eigenen Grenzen vielleicht nicht so gut einschätzen kann, dem empfiehlt die Sportpsychologin, sich einer Gruppe anzuschließen. Einer Mama-Laufgruppe etwa unter professioneller Anleitung.
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"Wenn man sich mit dem Training nicht übernimmt, hat Sport nach der Geburt nur Gutes: Er hilft nachweislich gegen Wochenbettdepression, baut Stresshormone wie Cortisol ab und setzt Endorphine, die 'Glückshormone', frei", sagt Sulprizio. Außerdem bekomme man durch Sport eine wichtige Selbstwirksamkeitserfahrung, gerade wenn man sich im Wochenbett oder danach nicht so toll fühlt. Diese Erfahrung ist: Ich kann selbst etwas für mein Wohlbefinden tun!
Verwendete Quellen:
- Interview mit der Sportpsychologin Marion Sulprizio von der Deutschen Sporthochschule Köln
- Website des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Beckenbodentraining
- rtl.de: Porträt Patricija Ionel und was ihre Hebamme dazu sagt
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